Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Helmholtz, Hermann von: Über die Erhaltung der Kraft. Berlin, 1847.

Bild:
<< vorherige Seite

erfolgt ist. Den Begriff der Contactkraft, der Kraft, welche
an der Berührungsstelle zweier verschiedenen Metalle thä-
tig ist, und ihre verschiedenen electrischen Spannungen er-
zeugt und unterhält, hat man bisher nicht näher bestimmt
als eben so, weil man mit demselben auch die Erscheinun-
gen der Berührung von Leitern erster und zweiter Klasse
zu umfassen suchte zu einer Zeit, wo man den constanten
und wesentlichen Unterschied beider Erscheinungen, den
chemischen Process, noch nicht als solchen kannte. In
dieser dadurch nothwendig gemachten Unbestimmtheit der
Begriffsfassung erscheint nun allerdings die Contactkraft als
eine solche, welche in das Unendliche Quantitäten freier
Electricität und somit mechanische Kräfte, Wärme und
Licht erzeugen könnte, wenn es einen einzigen Leiter zwei-
ter Klasse gäbe, welcher nicht durch die Leitung electro-
lysirt würde. Gerade dieser Umstand ist es auch wohl,
welcher der Contacttheorie troz ihrer einfachen und präci-
sen Erklärung der Erscheinungen ein so entschiedenes Wi-
derstreben entgegengesetzt hat *). Dem von uns hier durch-
zuführenden Princip widerspricht der bisherige Begriff die-
ser Kraft also direct, wenn nicht die Nothwendigkeit der
chemischen Processe mit in denselben aufgenommen wird.
Geschieht dies aber, nehmen wir an, dass die Leiter zwei-
ter Klasse der galvanischen Spannungsreihe eben deshalb
nicht folgen, weil sie nur durch Electrolyse leiten, so lässt
sich der Begriff der Contactkraft sogleich wesentlich ver-
einfachen und auf anziehende und abstossende Kräfte zu-

*) S. Faraday Experimentaluntersuchungen über Electricität.
17te Reihe. Philos. Transact. 1840 p. I. No. 2071. und Poggd. Ann.
LIII. 568.

erfolgt ist. Den Begriff der Contactkraft, der Kraft, welche
an der Berührungsstelle zweier verschiedenen Metalle thä-
tig ist, und ihre verschiedenen electrischen Spannungen er-
zeugt und unterhält, hat man bisher nicht näher bestimmt
als eben so, weil man mit demselben auch die Erscheinun-
gen der Berührung von Leitern erster und zweiter Klasse
zu umfassen suchte zu einer Zeit, wo man den constanten
und wesentlichen Unterschied beider Erscheinungen, den
chemischen Process, noch nicht als solchen kannte. In
dieser dadurch nothwendig gemachten Unbestimmtheit der
Begriffsfassung erscheint nun allerdings die Contactkraft als
eine solche, welche in das Unendliche Quantitäten freier
Electricität und somit mechanische Kräfte, Wärme und
Licht erzeugen könnte, wenn es einen einzigen Leiter zwei-
ter Klasse gäbe, welcher nicht durch die Leitung electro-
lysirt würde. Gerade dieser Umstand ist es auch wohl,
welcher der Contacttheorie troz ihrer einfachen und präci-
sen Erklärung der Erscheinungen ein so entschiedenes Wi-
derstreben entgegengesetzt hat *). Dem von uns hier durch-
zuführenden Princip widerspricht der bisherige Begriff die-
ser Kraft also direct, wenn nicht die Nothwendigkeit der
chemischen Processe mit in denselben aufgenommen wird.
Geschieht dies aber, nehmen wir an, dass die Leiter zwei-
ter Klasse der galvanischen Spannungsreihe eben deshalb
nicht folgen, weil sie nur durch Electrolyse leiten, so lässt
sich der Begriff der Contactkraft sogleich wesentlich ver-
einfachen und auf anziehende und abstossende Kräfte zu-

*) S. Faraday Experimentaluntersuchungen über Electricität.
17te Reihe. Philos. Transact. 1840 p. I. No. 2071. und Poggd. Ann.
LIII. 568.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0056" n="46"/>
erfolgt ist. Den Begriff der Contactkraft, der Kraft, welche<lb/>
an der Berührungsstelle zweier verschiedenen Metalle thä-<lb/>
tig ist, und ihre verschiedenen electrischen Spannungen er-<lb/>
zeugt und unterhält, hat man bisher nicht näher bestimmt<lb/>
als eben so, weil man mit demselben auch die Erscheinun-<lb/>
gen der Berührung von Leitern erster und zweiter Klasse<lb/>
zu umfassen suchte zu einer Zeit, wo man den constanten<lb/>
und wesentlichen Unterschied beider Erscheinungen, den<lb/>
chemischen Process, noch nicht als solchen kannte. In<lb/>
dieser dadurch nothwendig gemachten Unbestimmtheit der<lb/>
Begriffsfassung erscheint nun allerdings die Contactkraft als<lb/>
eine solche, welche in das Unendliche Quantitäten freier<lb/>
Electricität und somit mechanische Kräfte, Wärme und<lb/>
Licht erzeugen könnte, wenn es einen einzigen Leiter zwei-<lb/>
ter Klasse gäbe, welcher nicht durch die Leitung electro-<lb/>
lysirt würde. Gerade dieser Umstand ist es auch wohl,<lb/>
welcher der Contacttheorie troz ihrer einfachen und präci-<lb/>
sen Erklärung der Erscheinungen ein so entschiedenes Wi-<lb/>
derstreben entgegengesetzt hat <note place="foot" n="*)">S. <hi rendition="#i">Faraday</hi> Experimentaluntersuchungen über Electricität.<lb/>
17te Reihe. Philos. Transact. 1840 p. I. No. 2071. und <hi rendition="#i">Poggd.</hi> Ann.<lb/>
LIII. 568.</note>. Dem von uns hier durch-<lb/>
zuführenden Princip widerspricht der bisherige Begriff die-<lb/>
ser Kraft also direct, wenn nicht die Nothwendigkeit der<lb/>
chemischen Processe mit in denselben aufgenommen wird.<lb/>
Geschieht dies aber, nehmen wir an, dass die Leiter zwei-<lb/>
ter Klasse der galvanischen Spannungsreihe eben deshalb<lb/>
nicht folgen, weil sie nur durch Electrolyse leiten, so lässt<lb/>
sich der Begriff der Contactkraft sogleich wesentlich ver-<lb/>
einfachen und auf anziehende und abstossende Kräfte zu-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[46/0056] erfolgt ist. Den Begriff der Contactkraft, der Kraft, welche an der Berührungsstelle zweier verschiedenen Metalle thä- tig ist, und ihre verschiedenen electrischen Spannungen er- zeugt und unterhält, hat man bisher nicht näher bestimmt als eben so, weil man mit demselben auch die Erscheinun- gen der Berührung von Leitern erster und zweiter Klasse zu umfassen suchte zu einer Zeit, wo man den constanten und wesentlichen Unterschied beider Erscheinungen, den chemischen Process, noch nicht als solchen kannte. In dieser dadurch nothwendig gemachten Unbestimmtheit der Begriffsfassung erscheint nun allerdings die Contactkraft als eine solche, welche in das Unendliche Quantitäten freier Electricität und somit mechanische Kräfte, Wärme und Licht erzeugen könnte, wenn es einen einzigen Leiter zwei- ter Klasse gäbe, welcher nicht durch die Leitung electro- lysirt würde. Gerade dieser Umstand ist es auch wohl, welcher der Contacttheorie troz ihrer einfachen und präci- sen Erklärung der Erscheinungen ein so entschiedenes Wi- derstreben entgegengesetzt hat *). Dem von uns hier durch- zuführenden Princip widerspricht der bisherige Begriff die- ser Kraft also direct, wenn nicht die Nothwendigkeit der chemischen Processe mit in denselben aufgenommen wird. Geschieht dies aber, nehmen wir an, dass die Leiter zwei- ter Klasse der galvanischen Spannungsreihe eben deshalb nicht folgen, weil sie nur durch Electrolyse leiten, so lässt sich der Begriff der Contactkraft sogleich wesentlich ver- einfachen und auf anziehende und abstossende Kräfte zu- *) S. Faraday Experimentaluntersuchungen über Electricität. 17te Reihe. Philos. Transact. 1840 p. I. No. 2071. und Poggd. Ann. LIII. 568.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/helmholtz_erhaltung_1847
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/helmholtz_erhaltung_1847/56
Zitationshilfe: Helmholtz, Hermann von: Über die Erhaltung der Kraft. Berlin, 1847, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/helmholtz_erhaltung_1847/56>, abgerufen am 24.11.2024.