Vielmehr, da die Ichheit (nach §. 28.) sich nothwen- dig bezieht auf eine Mannigfaltigkeit solcher Objecte, die Nicht-Ich sind: so müssen jene objectiven Vorstellungen in ihrer eignen Art bleiben; weil sonst gar der Bezie- hungspunct für das Ich wieder verloren ginge.
Wenn wir ihnen nun ihre Qualität lassen: so kann ihre Veränderung zunächst nur die Quantität des Vor- stellens betreffen.
Allein auch hier ist ein Misverständniss zu verhüten; nämlich als ob es zuviel wäre an der Menge oder an dem Grade des Vorstellens; da doch nichts Zuviel seyn kann in demjenigen, was wir eben als Bedingung der Ichheit an- genommen haben. Es muss also in einem gewissen Sinne auch die Quantität des Vorstellens die nämliche bleiben.
In einem anderen Sinne aber soll sie gleichwohl ver- mindert werden; denn so befangen in fremdem Objectiven, wie wir unser Subject uns bis jetzt denken, darf es of- fenbar nicht bleiben, wofern es zu sich selbst kommen soll.
Hier kommt es darauf an, einen neuen Begriff zu erzeugen, der allen Rücksichten Genüge leiste.
Wenn wir sagen, das Objective, was es auch sey, tauge nicht einzugehn in das Selbstbewusstseyn, indem wir sonst uns selbst als ein Anderes und Fremdes vorstellen würden: so richten wir da unsre Aufmerksamkeit auf die Objecte, auf die Bilder, welche dem Vorstellenden vor- schweben; nicht aber auf das Vorstellen, welches wir als eine Thätigkeit dem Subjecte selber beylegen. Jenen er- sten Punct also trifft unsre Forderung, dass eine Verän- derung in der Quantität des Vorgestellten sich ereig- nen soll; und wenn wir dabey die Quantität des Vor- stellens, subjectiv genommen, unverändert vesthalten können, so sind die verschiedenen Rücksichten vereinigt, ohne dass wir hiebey auf einen wahren Widerspruch ge- stossen wären.
Also die Thätigkeit des Subjects im Vorstellen, soll unvermindert beharren, aber ihr Effect, das vorgestellte
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Vielmehr, da die Ichheit (nach §. 28.) sich nothwen- dig bezieht auf eine Mannigfaltigkeit solcher Objecte, die Nicht-Ich sind: so müssen jene objectiven Vorstellungen in ihrer eignen Art bleiben; weil sonst gar der Bezie- hungspunct für das Ich wieder verloren ginge.
Wenn wir ihnen nun ihre Qualität lassen: so kann ihre Veränderung zunächst nur die Quantität des Vor- stellens betreffen.
Allein auch hier ist ein Misverständniſs zu verhüten; nämlich als ob es zuviel wäre an der Menge oder an dem Grade des Vorstellens; da doch nichts Zuviel seyn kann in demjenigen, was wir eben als Bedingung der Ichheit an- genommen haben. Es muſs also in einem gewissen Sinne auch die Quantität des Vorstellens die nämliche bleiben.
In einem anderen Sinne aber soll sie gleichwohl ver- mindert werden; denn so befangen in fremdem Objectiven, wie wir unser Subject uns bis jetzt denken, darf es of- fenbar nicht bleiben, wofern es zu sich selbst kommen soll.
Hier kommt es darauf an, einen neuen Begriff zu erzeugen, der allen Rücksichten Genüge leiste.
Wenn wir sagen, das Objective, was es auch sey, tauge nicht einzugehn in das Selbstbewuſstseyn, indem wir sonst uns selbst als ein Anderes und Fremdes vorstellen würden: so richten wir da unsre Aufmerksamkeit auf die Objecte, auf die Bilder, welche dem Vorstellenden vor- schweben; nicht aber auf das Vorstellen, welches wir als eine Thätigkeit dem Subjecte selber beylegen. Jenen er- sten Punct also trifft unsre Forderung, daſs eine Verän- derung in der Quantität des Vorgestellten sich ereig- nen soll; und wenn wir dabey die Quantität des Vor- stellens, subjectiv genommen, unverändert vesthalten können, so sind die verschiedenen Rücksichten vereinigt, ohne daſs wir hiebey auf einen wahren Widerspruch ge- stoſsen wären.
Also die Thätigkeit des Subjects im Vorstellen, soll unvermindert beharren, aber ihr Effect, das vorgestellte
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Vielmehr, da die Ichheit (nach §. 28.) sich nothwen-
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Nicht-Ich sind: so müssen jene objectiven Vorstellungen
in ihrer eignen Art bleiben; weil sonst gar der Bezie-
hungspunct für das Ich wieder verloren ginge.
Wenn wir ihnen nun ihre Qualität lassen: so kann
ihre Veränderung zunächst nur die Quantität des Vor-
stellens betreffen.
Allein auch hier ist ein Misverständniſs zu verhüten;
nämlich als ob es zuviel wäre an der Menge oder an dem
Grade des Vorstellens; da doch nichts Zuviel seyn kann
in demjenigen, was wir eben als Bedingung der Ichheit an-
genommen haben. Es muſs also in einem gewissen Sinne
auch die Quantität des Vorstellens die nämliche bleiben.
In einem anderen Sinne aber soll sie gleichwohl ver-
mindert werden; denn so befangen in fremdem Objectiven,
wie wir unser Subject uns bis jetzt denken, darf es of-
fenbar nicht bleiben, wofern es zu sich selbst kommen
soll.
Hier kommt es darauf an, einen neuen Begriff zu
erzeugen, der allen Rücksichten Genüge leiste.
Wenn wir sagen, das Objective, was es auch sey,
tauge nicht einzugehn in das Selbstbewuſstseyn, indem wir
sonst uns selbst als ein Anderes und Fremdes vorstellen
würden: so richten wir da unsre Aufmerksamkeit auf die
Objecte, auf die Bilder, welche dem Vorstellenden vor-
schweben; nicht aber auf das Vorstellen, welches wir als
eine Thätigkeit dem Subjecte selber beylegen. Jenen er-
sten Punct also trifft unsre Forderung, daſs eine Verän-
derung in der Quantität des Vorgestellten sich ereig-
nen soll; und wenn wir dabey die Quantität des Vor-
stellens, subjectiv genommen, unverändert vesthalten
können, so sind die verschiedenen Rücksichten vereinigt,
ohne daſs wir hiebey auf einen wahren Widerspruch ge-
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Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 1. Königsberg, 1824, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie01_1824/167>, abgerufen am 18.12.2024.
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