Eine Vorstellung =a sey durch irgend welche Kräfte gehemmt bis auf den Rest =r; desgleichen eine Vor- stellung =a, aus einem andern Continuum, gehemmt bis auf den Rest =r. Wenn sie also zusammentreffen im Bewusstseyn: so verbinden sich die Reste r und r zu Einer Totalkraft, die aber unabtrennlich ist von den ganzen, wiewohl nicht durchaus verbundenen Vorstellun- gen a und a. Wird nun eine dieser beyden noch mehr gehemmt, so widersteht nicht nur sie selbst mit ihrer ganzen untheilbaren Kraft, sondern mit ihr und für sie wirkt noch eine gewisse Hülfe, welche die andre Vorstel- lung ihr leistet. Diese Hülfe zu bestimmen, ist unsre er- ste Aufgabe. Es ist klar, dass die Hülfe vollkommen seyn würde wenn r=a und r=a, welches eine vollkommene Complication ergeben hätte. Um wie viel nun dem r fehlt zu a, und dem r zu a, beydes muss die zu leistende Hülfe vermindern.
Erstlich, wenn a die Hülfe empfängt: so ist das hel- fende Quantum =r.
Zweytens, die ganze Hülfe =r wird dadurch ver- mindert, dass nicht das ganze a, sondern nur ein Bruch von ihm, sich dieselbe aneignen kann. Dieser Bruch ist
[Formel 1]
.
Beydes zusammen ergiebt die Hülfe
[Formel 2]
. Desglei- chen diejenige Hülfe, welche a erhalten kann,
[Formel 3]
.
Demnach bilden sich aus den ganzen Vorstellungen und den ihnen zukommenden Hülfen, Totalkräfte, deren eine
[Formel 4]
, die andre
[Formel 5]
.
§. 64.
Um nun die Wirkungsart dieser Complicationshül- fen näher kennen zu lernen, wollen wir annehmen, mit der unvollkommnen Complication zugleich sey eine ein- fache Vorstellung im Bewusstseyn, die mit einem Be- standtheile jener im Widerstreite stehe. Sie heisse b.
Eine Vorstellung =a sey durch irgend welche Kräfte gehemmt bis auf den Rest =r; desgleichen eine Vor- stellung =α, aus einem andern Continuum, gehemmt bis auf den Rest =ρ. Wenn sie also zusammentreffen im Bewuſstseyn: so verbinden sich die Reste r und ρ zu Einer Totalkraft, die aber unabtrennlich ist von den ganzen, wiewohl nicht durchaus verbundenen Vorstellun- gen a und α. Wird nun eine dieser beyden noch mehr gehemmt, so widersteht nicht nur sie selbst mit ihrer ganzen untheilbaren Kraft, sondern mit ihr und für sie wirkt noch eine gewisse Hülfe, welche die andre Vorstel- lung ihr leistet. Diese Hülfe zu bestimmen, ist unsre er- ste Aufgabe. Es ist klar, daſs die Hülfe vollkommen seyn würde wenn r=a und ρ=α, welches eine vollkommene Complication ergeben hätte. Um wie viel nun dem r fehlt zu a, und dem ρ zu α, beydes muſs die zu leistende Hülfe vermindern.
Erstlich, wenn a die Hülfe empfängt: so ist das hel- fende Quantum =ρ.
Zweytens, die ganze Hülfe =ρ wird dadurch ver- mindert, daſs nicht das ganze a, sondern nur ein Bruch von ihm, sich dieselbe aneignen kann. Dieser Bruch ist
[Formel 1]
.
Beydes zusammen ergiebt die Hülfe
[Formel 2]
. Desglei- chen diejenige Hülfe, welche α erhalten kann,
[Formel 3]
.
Demnach bilden sich aus den ganzen Vorstellungen und den ihnen zukommenden Hülfen, Totalkräfte, deren eine
[Formel 4]
, die andre
[Formel 5]
.
§. 64.
Um nun die Wirkungsart dieser Complicationshül- fen näher kennen zu lernen, wollen wir annehmen, mit der unvollkommnen Complication zugleich sey eine ein- fache Vorstellung im Bewuſstseyn, die mit einem Be- standtheile jener im Widerstreite stehe. Sie heiſse b.
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Eine Vorstellung =a sey durch irgend welche Kräfte
gehemmt bis auf den Rest =r; desgleichen eine Vor-
stellung =α, aus einem andern Continuum, gehemmt
bis auf den Rest =ρ. Wenn sie also zusammentreffen
im Bewuſstseyn: so verbinden sich die Reste r und ρ zu
Einer Totalkraft, die aber unabtrennlich ist von den
ganzen, wiewohl nicht durchaus verbundenen Vorstellun-
gen a und α. Wird nun eine dieser beyden noch mehr
gehemmt, so widersteht nicht nur sie selbst mit ihrer
ganzen untheilbaren Kraft, sondern mit ihr und für sie
wirkt noch eine gewisse Hülfe, welche die andre Vorstel-
lung ihr leistet. Diese Hülfe zu bestimmen, ist unsre er-
ste Aufgabe. Es ist klar, daſs die Hülfe vollkommen seyn
würde wenn r=a und ρ=α, welches eine vollkommene
Complication ergeben hätte. Um wie viel nun dem r
fehlt zu a, und dem ρ zu α, beydes muſs die zu leistende
Hülfe vermindern.
Erstlich, wenn a die Hülfe empfängt: so ist das hel-
fende Quantum =ρ.
Zweytens, die ganze Hülfe =ρ wird dadurch ver-
mindert, daſs nicht das ganze a, sondern nur ein Bruch
von ihm, sich dieselbe aneignen kann. Dieser Bruch
ist [FORMEL].
Beydes zusammen ergiebt die Hülfe [FORMEL]. Desglei-
chen diejenige Hülfe, welche α erhalten kann, [FORMEL].
Demnach bilden sich aus den ganzen Vorstellungen
und den ihnen zukommenden Hülfen, Totalkräfte, deren
eine [FORMEL], die andre [FORMEL].
§. 64.
Um nun die Wirkungsart dieser Complicationshül-
fen näher kennen zu lernen, wollen wir annehmen, mit
der unvollkommnen Complication zugleich sey eine ein-
fache Vorstellung im Bewuſstseyn, die mit einem Be-
standtheile jener im Widerstreite stehe. Sie heiſse b.
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Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 1. Königsberg, 1824, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie01_1824/233>, abgerufen am 23.11.2024.
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