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Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 1. Königsberg, 1824.

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sie diesen Punct nie völlig erreichen: so würde schon des-
halb y sowohl als c nie völlig durch a und b aus dem
Bewusstseyn verdrängt werden; vielmehr könnten beyde
mit etwa hinzutretenden neuen Vorstellungen, so fern
ihnen diese nicht entgegengesetzt wären, sich compliciren,
und dadurch Schutz finden gegen die Nothwendigkeit zur
Schwelle zu sinken. -- Allein durch die Verschmelzung
von y und c sind zwey Totalkräfte gebildet worden. Wir
haben bis jetzt aus dem, im Anfange des §. 84. angege-
benem Grunde nur diejenige Verschmelzungshülfe in Be-
tracht gezogen, welche c erlangt. Die Wirkung dersel-
ben ward gering befunden; und sie wird selten viel bedeu-
tender werden, weil die Hülfe sich nur vergrössert, wenn
c selbst schon grösser ist; so dass dadurch verhältnissmä-
ssig nicht viel gewonnen wird. Nur wenn c gegen a und b
sehr nahe den Werth hat, der es gerade zur statischen
Schwelle bestimmt, dann wird auch eine geringe Ver-
schmelzungshülfe bedeutend, indem dadurch c einen sta-
tischen Punct im Bewusstseyn bekommt. Dieser Umstand
nun ist in Hinsicht des y immer von Wichtigkeit. Wir
haben angenommen, y sey ein Theil der Vorstellung H,
deren Grösse aber während des Steigens von y nicht in
Betracht komme (§§. 81. 82.) Es ist uns erlaubt, vor-
auszusetzen, H sey zwar unter der statischen Schwelle
neben a und b, aber nur um ein weniges; so wird die
Verschmelzungshülfe [Formel 1] , die es erlangt, es jetzo über
die statische Schwelle erheben können
. Oder,
ist H für diesen Erfolg zu klein: so wächst dagegen
der Werth des Ausdrucks [Formel 2] , das heisst, dem kleineren
H wird eine grössere Hülfe zu Theil, durch welche es
dem Werthe beträchtlich näher gebracht wird, den es
haben müsste, um über der Schwelle hervorzuragen. Ge-
winnt also auch die wiedererweckte Vorstellung nicht so
viel, dass sie sich im Bewusstseyn halten könnte, so ge-
winnt sie doch bedeutend an der Möglichkeit, dahin

sie diesen Punct nie völlig erreichen: so würde schon des-
halb y sowohl als c nie völlig durch a und b aus dem
Bewuſstseyn verdrängt werden; vielmehr könnten beyde
mit etwa hinzutretenden neuen Vorstellungen, so fern
ihnen diese nicht entgegengesetzt wären, sich compliciren,
und dadurch Schutz finden gegen die Nothwendigkeit zur
Schwelle zu sinken. — Allein durch die Verschmelzung
von y und c sind zwey Totalkräfte gebildet worden. Wir
haben bis jetzt aus dem, im Anfange des §. 84. angege-
benem Grunde nur diejenige Verschmelzungshülfe in Be-
tracht gezogen, welche c erlangt. Die Wirkung dersel-
ben ward gering befunden; und sie wird selten viel bedeu-
tender werden, weil die Hülfe sich nur vergröſsert, wenn
c selbst schon gröſser ist; so daſs dadurch verhältniſsmä-
ſsig nicht viel gewonnen wird. Nur wenn c gegen a und b
sehr nahe den Werth hat, der es gerade zur statischen
Schwelle bestimmt, dann wird auch eine geringe Ver-
schmelzungshülfe bedeutend, indem dadurch c einen sta-
tischen Punct im Bewuſstseyn bekommt. Dieser Umstand
nun ist in Hinsicht des y immer von Wichtigkeit. Wir
haben angenommen, y sey ein Theil der Vorstellung H,
deren Gröſse aber während des Steigens von y nicht in
Betracht komme (§§. 81. 82.) Es ist uns erlaubt, vor-
auszusetzen, H sey zwar unter der statischen Schwelle
neben a und b, aber nur um ein weniges; so wird die
Verschmelzungshülfe [Formel 1] , die es erlangt, es jetzo über
die statische Schwelle erheben können
. Oder,
ist H für diesen Erfolg zu klein: so wächst dagegen
der Werth des Ausdrucks [Formel 2] , das heiſst, dem kleineren
H wird eine gröſsere Hülfe zu Theil, durch welche es
dem Werthe beträchtlich näher gebracht wird, den es
haben müſste, um über der Schwelle hervorzuragen. Ge-
winnt also auch die wiedererweckte Vorstellung nicht so
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[285/0305] sie diesen Punct nie völlig erreichen: so würde schon des- halb y sowohl als c nie völlig durch a und b aus dem Bewuſstseyn verdrängt werden; vielmehr könnten beyde mit etwa hinzutretenden neuen Vorstellungen, so fern ihnen diese nicht entgegengesetzt wären, sich compliciren, und dadurch Schutz finden gegen die Nothwendigkeit zur Schwelle zu sinken. — Allein durch die Verschmelzung von y und c sind zwey Totalkräfte gebildet worden. Wir haben bis jetzt aus dem, im Anfange des §. 84. angege- benem Grunde nur diejenige Verschmelzungshülfe in Be- tracht gezogen, welche c erlangt. Die Wirkung dersel- ben ward gering befunden; und sie wird selten viel bedeu- tender werden, weil die Hülfe sich nur vergröſsert, wenn c selbst schon gröſser ist; so daſs dadurch verhältniſsmä- ſsig nicht viel gewonnen wird. Nur wenn c gegen a und b sehr nahe den Werth hat, der es gerade zur statischen Schwelle bestimmt, dann wird auch eine geringe Ver- schmelzungshülfe bedeutend, indem dadurch c einen sta- tischen Punct im Bewuſstseyn bekommt. Dieser Umstand nun ist in Hinsicht des y immer von Wichtigkeit. Wir haben angenommen, y sey ein Theil der Vorstellung H, deren Gröſse aber während des Steigens von y nicht in Betracht komme (§§. 81. 82.) Es ist uns erlaubt, vor- auszusetzen, H sey zwar unter der statischen Schwelle neben a und b, aber nur um ein weniges; so wird die Verschmelzungshülfe [FORMEL], die es erlangt, es jetzo über die statische Schwelle erheben können. Oder, ist H für diesen Erfolg zu klein: so wächst dagegen der Werth des Ausdrucks [FORMEL], das heiſst, dem kleineren H wird eine gröſsere Hülfe zu Theil, durch welche es dem Werthe beträchtlich näher gebracht wird, den es haben müſste, um über der Schwelle hervorzuragen. Ge- winnt also auch die wiedererweckte Vorstellung nicht so viel, daſs sie sich im Bewuſstseyn halten könnte, so ge- winnt sie doch bedeutend an der Möglichkeit, dahin

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Zitationshilfe: Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 1. Königsberg, 1824, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie01_1824/305>, abgerufen am 21.11.2024.