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Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 2. Königsberg, 1825.

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ist, viel zu lange im Pulte gelegen hat, um die
Absicht einer Reaction gegen die heutige Zeit in
sich zu tragen. Der Schluss dieses Buchs wurde
im Jahre 1814 geschrieben. Seitdem sind all-
mählig manche Zusätze gemacht worden; so dass
ein kritischer Geist, wie sie heute sind, wohl
auf den Einfall kommen könnte, verschiedene
Federn nachzuweisen, die daran geschrieben und
interpolirt hätten. Wohl nicht sicherer, als eine
solche Kritik, ist das Vorgefühl des Verfassers,
dieses Buch werde nach einem oder ein paar
Jahrzehenden anfangen zu wirken, wann die
Umwandlung dessen was jetzt die Köpfe trübt,
soweit wird vorgeschritten seyn, dass die Natur
der Sache einen und den andern von selbst auf
die Bahn hinleiten kann, die man hier zuerst
betreten, und soweit es gelingen wollte, verfolgt
sieht. So späte Ereignisse können den Verfas-
ser für seine Person wenig interessiren. Nichts
desto weniger hegt er den Wunsch, dass die
seltenen Menschen, welche im Stande sind, sich
von den Einflüssen des Zeitalters frey zu erhal-
ten, die zuvor beschriebene Lage der Philoso-
phie, -- worin sie durch Diejenigen, die ihre
Pfleger seyn wollten, nun einmal ist versetzt
worden, -- vest ins Auge fassen, und wohl be-
herzigen mögen; denn ihre Pflichten sind um
desto grösser, je schwerer ihnen die Erfüllung
derselben von allen Seiten gemacht wird! Sie
sollen bedenken, dass jedes System, je weniger
es von der nothwendigen Umwandlung der Be-
griffe erkennt, desto weniger dieselben leiten
kann, und desto sicherer von ihr ergriffen und
fortgerissen wird. Sie sollen ferner bedenken,

dass

ist, viel zu lange im Pulte gelegen hat, um die
Absicht einer Reaction gegen die heutige Zeit in
sich zu tragen. Der Schluſs dieses Buchs wurde
im Jahre 1814 geschrieben. Seitdem sind all-
mählig manche Zusätze gemacht worden; so daſs
ein kritischer Geist, wie sie heute sind, wohl
auf den Einfall kommen könnte, verschiedene
Federn nachzuweisen, die daran geschrieben und
interpolirt hätten. Wohl nicht sicherer, als eine
solche Kritik, ist das Vorgefühl des Verfassers,
dieses Buch werde nach einem oder ein paar
Jahrzehenden anfangen zu wirken, wann die
Umwandlung dessen was jetzt die Köpfe trübt,
soweit wird vorgeschritten seyn, daſs die Natur
der Sache einen und den andern von selbst auf
die Bahn hinleiten kann, die man hier zuerst
betreten, und soweit es gelingen wollte, verfolgt
sieht. So späte Ereignisse können den Verfas-
ser für seine Person wenig interessiren. Nichts
desto weniger hegt er den Wunsch, daſs die
seltenen Menschen, welche im Stande sind, sich
von den Einflüssen des Zeitalters frey zu erhal-
ten, die zuvor beschriebene Lage der Philoso-
phie, — worin sie durch Diejenigen, die ihre
Pfleger seyn wollten, nun einmal ist versetzt
worden, — vest ins Auge fassen, und wohl be-
herzigen mögen; denn ihre Pflichten sind um
desto gröſser, je schwerer ihnen die Erfüllung
derselben von allen Seiten gemacht wird! Sie
sollen bedenken, daſs jedes System, je weniger
es von der nothwendigen Umwandlung der Be-
griffe erkennt, desto weniger dieselben leiten
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fortgerissen wird. Sie sollen ferner bedenken,

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[XVI/0023] ist, viel zu lange im Pulte gelegen hat, um die Absicht einer Reaction gegen die heutige Zeit in sich zu tragen. Der Schluſs dieses Buchs wurde im Jahre 1814 geschrieben. Seitdem sind all- mählig manche Zusätze gemacht worden; so daſs ein kritischer Geist, wie sie heute sind, wohl auf den Einfall kommen könnte, verschiedene Federn nachzuweisen, die daran geschrieben und interpolirt hätten. Wohl nicht sicherer, als eine solche Kritik, ist das Vorgefühl des Verfassers, dieses Buch werde nach einem oder ein paar Jahrzehenden anfangen zu wirken, wann die Umwandlung dessen was jetzt die Köpfe trübt, soweit wird vorgeschritten seyn, daſs die Natur der Sache einen und den andern von selbst auf die Bahn hinleiten kann, die man hier zuerst betreten, und soweit es gelingen wollte, verfolgt sieht. So späte Ereignisse können den Verfas- ser für seine Person wenig interessiren. Nichts desto weniger hegt er den Wunsch, daſs die seltenen Menschen, welche im Stande sind, sich von den Einflüssen des Zeitalters frey zu erhal- ten, die zuvor beschriebene Lage der Philoso- phie, — worin sie durch Diejenigen, die ihre Pfleger seyn wollten, nun einmal ist versetzt worden, — vest ins Auge fassen, und wohl be- herzigen mögen; denn ihre Pflichten sind um desto gröſser, je schwerer ihnen die Erfüllung derselben von allen Seiten gemacht wird! Sie sollen bedenken, daſs jedes System, je weniger es von der nothwendigen Umwandlung der Be- griffe erkennt, desto weniger dieselben leiten kann, und desto sicherer von ihr ergriffen und fortgerissen wird. Sie sollen ferner bedenken, daſs

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Zitationshilfe: Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 2. Königsberg, 1825, S. XVI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie02_1825/23>, abgerufen am 21.11.2024.