hen, die gleiche Anfänge haben; daher aber auch eine ähnliche Verkürzung und Isolirung, wie wir schon im §. 101., und wieder im §. 121., wo von den Begrif- fen die Rede war, bemerkt haben. Wenn wir nun hier auch unter Begriffen nur Gesammt-Eindrücke des Aehn- lichen verstehn: so ist doch vorauszusehn, dass die nämli- che logische Cultur, wodurch die sinnlichen Gesammt-Ein- drücke zu Begriffen im eigentlichen Sinne verarbeitet wer- den, auch Begriffe der innern Apperception erzeu- gen könne, wofern nur erst der Stoff dazu vorhanden ist.
Indessen fehlt es hier nicht an Schwierigkeiten. Sind wir denn auch mit den gleichartigen Vorstellungen, die sich im Innern erheben, im nämlichen Falle, wie mit gleichartigen Empfindungen? Wir wollen uns einmal das Vorstellen als eine Masse denken, welche im Laufe der Zeit anwächst, und sich in der Seele sammelt. Wenn nun eine Empfindung reproducirend wirkt auf eine ältere gleichartige Vorstellung, und mit derselben verschmilzt, (nach §. 82. u. s. w.), so wissen wir gewiss, dass die Verschmelzenden zwey verschiedene Portionen dieser Masse ausmachen. Die ältere Vorstellung konnte nicht wieder Empfindung werden, (§. 82.) es ist aber Empfin- dung hinzugekommen, wozu ein bestimmtes Quantum der Empfänglichkeit nöthig war, (§. 94.); also bildet sich ge- wiss in der Verschmelzung beyder eine neue Gesammt- kraft aus zweyen, zuvor nicht identischen Theilen. Aber bey den, im Innern wiederhohlt aufsteigenden gleichartigen Vorstellungen, ist dieses nicht eben so deutlich. Hier ist keine Empfindung. Dagegen kann eine und dieselbe Portion des Vorstellens sich zu verschiedenen Zeiten ins Be- wusstseyn erheben. Wer nun glaubte, hier seyen zwey verschiedene Massen des Vorstellens in Bewegung, der müsste freylich schliessen, die zweyte werde reproduci- rend wirken auf die erste, (durch Hinwegräumen der hemmenden Kräfte, wie immer,) darauf werde Verschmel- zung, und Erhebung der von jenen beyden ausgehenden Reihen, endlich Verkürzung dieser Reihen, Isolirung, und
hen, die gleiche Anfänge haben; daher aber auch eine ähnliche Verkürzung und Isolirung, wie wir schon im §. 101., und wieder im §. 121., wo von den Begrif- fen die Rede war, bemerkt haben. Wenn wir nun hier auch unter Begriffen nur Gesammt-Eindrücke des Aehn- lichen verstehn: so ist doch vorauszusehn, daſs die nämli- che logische Cultur, wodurch die sinnlichen Gesammt-Ein- drücke zu Begriffen im eigentlichen Sinne verarbeitet wer- den, auch Begriffe der innern Apperception erzeu- gen könne, wofern nur erst der Stoff dazu vorhanden ist.
Indessen fehlt es hier nicht an Schwierigkeiten. Sind wir denn auch mit den gleichartigen Vorstellungen, die sich im Innern erheben, im nämlichen Falle, wie mit gleichartigen Empfindungen? Wir wollen uns einmal das Vorstellen als eine Masse denken, welche im Laufe der Zeit anwächst, und sich in der Seele sammelt. Wenn nun eine Empfindung reproducirend wirkt auf eine ältere gleichartige Vorstellung, und mit derselben verschmilzt, (nach §. 82. u. s. w.), so wissen wir gewiſs, daſs die Verschmelzenden zwey verschiedene Portionen dieser Masse ausmachen. Die ältere Vorstellung konnte nicht wieder Empfindung werden, (§. 82.) es ist aber Empfin- dung hinzugekommen, wozu ein bestimmtes Quantum der Empfänglichkeit nöthig war, (§. 94.); also bildet sich ge- wiſs in der Verschmelzung beyder eine neue Gesammt- kraft aus zweyen, zuvor nicht identischen Theilen. Aber bey den, im Innern wiederhohlt aufsteigenden gleichartigen Vorstellungen, ist dieses nicht eben so deutlich. Hier ist keine Empfindung. Dagegen kann eine und dieselbe Portion des Vorstellens sich zu verschiedenen Zeiten ins Be- wuſstseyn erheben. Wer nun glaubte, hier seyen zwey verschiedene Massen des Vorstellens in Bewegung, der müſste freylich schlieſsen, die zweyte werde reproduci- rend wirken auf die erste, (durch Hinwegräumen der hemmenden Kräfte, wie immer,) darauf werde Verschmel- zung, und Erhebung der von jenen beyden ausgehenden Reihen, endlich Verkürzung dieser Reihen, Isolirung, und
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hen, die gleiche Anfänge haben; daher aber auch eine
ähnliche Verkürzung und Isolirung, wie wir schon
im §. 101., und wieder im §. 121., wo von den Begrif-
fen die Rede war, bemerkt haben. Wenn wir nun hier
auch unter Begriffen nur Gesammt-Eindrücke des Aehn-
lichen verstehn: so ist doch vorauszusehn, daſs die nämli-
che logische Cultur, wodurch die sinnlichen Gesammt-Ein-
drücke zu Begriffen im eigentlichen Sinne verarbeitet wer-
den, auch Begriffe der innern Apperception erzeu-
gen könne, wofern nur erst der Stoff dazu vorhanden ist.
Indessen fehlt es hier nicht an Schwierigkeiten. Sind
wir denn auch mit den gleichartigen Vorstellungen, die
sich im Innern erheben, im nämlichen Falle, wie mit
gleichartigen Empfindungen? Wir wollen uns einmal das
Vorstellen als eine Masse denken, welche im Laufe der
Zeit anwächst, und sich in der Seele sammelt. Wenn
nun eine Empfindung reproducirend wirkt auf eine ältere
gleichartige Vorstellung, und mit derselben verschmilzt,
(nach §. 82. u. s. w.), so wissen wir gewiſs, daſs die
Verschmelzenden zwey verschiedene Portionen dieser
Masse ausmachen. Die ältere Vorstellung konnte nicht
wieder Empfindung werden, (§. 82.) es ist aber Empfin-
dung hinzugekommen, wozu ein bestimmtes Quantum der
Empfänglichkeit nöthig war, (§. 94.); also bildet sich ge-
wiſs in der Verschmelzung beyder eine neue Gesammt-
kraft aus zweyen, zuvor nicht identischen Theilen. Aber
bey den, im Innern wiederhohlt aufsteigenden gleichartigen
Vorstellungen, ist dieses nicht eben so deutlich. Hier ist
keine Empfindung. Dagegen kann eine und dieselbe Portion
des Vorstellens sich zu verschiedenen Zeiten ins Be-
wuſstseyn erheben. Wer nun glaubte, hier seyen zwey
verschiedene Massen des Vorstellens in Bewegung, der
müſste freylich schlieſsen, die zweyte werde reproduci-
rend wirken auf die erste, (durch Hinwegräumen der
hemmenden Kräfte, wie immer,) darauf werde Verschmel-
zung, und Erhebung der von jenen beyden ausgehenden
Reihen, endlich Verkürzung dieser Reihen, Isolirung, und
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Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 2. Königsberg, 1825, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie02_1825/283>, abgerufen am 22.11.2024.
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