Während nun das Wissen nur sein Gewusstes weiss, gerade wie das Sehen nur die Farbe sieht: bildet sich doch auf diesem Wege der Begriff vom Eintreten des Gewussten, und sehr häufig vom Beantworten einer Frage (nach §. 124. am Ende). Also wiederum der Begriff vom Uebergehen aus der Frage ins Entschei- den derselben.
Noch deutlicher sieht man die Vorstellung einer Reihe in den Begriffen des Begehrens oder Anstre- bens, und des Verabscheuens, oder Zurückstossens; womit sich ausser den Gemüthszuständen noch eine Reihe äusserer Anschauungen zum Begriffe des Handelns ver- binden kann.
Allein es ist kaum möglich, sich über diese Gegen- stände deutlich auszudrücken, ohne das Selbstbewusstseyn dabey mit in Rechnung zu bringen. Wir sind an den Punct gekommen, wo die Lehre vom Ich nunmehr an- fängt, sich gleichsam herbeyzudrängen. Oder wer kann vom Sehen, vom Denken, vom Wollen reden, ohne dass einem Jeden das: Ich sehe, ich denke, ich will, da- bey einfällt?
Daher soll hier das Vorstehende nur in so fern er- läutert werden, als die unmittelbare Vorbereitung zur Untersuchung des Ich darin enthalten ist.
Man achte zuerst genau darauf, in welcher Richtung die vorbeschriebenen Reihen laufen, um nichts miszuver- stehn. Wir reden von einer Reihe wie a, b; aber der- gestalt, dass wir zuerst des zweyten Gliedes b erwähnen. Ohne uns nun darum zu bekümmern, wie die Reihe von b zu c, d, e, fortlaufen möge, bemerken wir nur, dass b ein vorhergehendes Glied, a, simultan, aber nicht suc- cessiv, so weit hervorhebe, wie das Vorhergehende mit ihm verschmolzen ist. Hier ist also kein wirkliches Ab- laufen, welches sonst rückwärts gehen würde, sondern ein Voraussetzen, so, wie jedes spätere Glied seine vorhergehenden voraussetzt. Würde hingegen ein an- dermal zuerst a ins Bewusstseyn kommen, alsdann liefe
Während nun das Wissen nur sein Gewuſstes weiſs, gerade wie das Sehen nur die Farbe sieht: bildet sich doch auf diesem Wege der Begriff vom Eintreten des Gewuſsten, und sehr häufig vom Beantworten einer Frage (nach §. 124. am Ende). Also wiederum der Begriff vom Uebergehen aus der Frage ins Entschei- den derselben.
Noch deutlicher sieht man die Vorstellung einer Reihe in den Begriffen des Begehrens oder Anstre- bens, und des Verabscheuens, oder Zurückstoſsens; womit sich auſser den Gemüthszuständen noch eine Reihe äuſserer Anschauungen zum Begriffe des Handelns ver- binden kann.
Allein es ist kaum möglich, sich über diese Gegen- stände deutlich auszudrücken, ohne das Selbstbewuſstseyn dabey mit in Rechnung zu bringen. Wir sind an den Punct gekommen, wo die Lehre vom Ich nunmehr an- fängt, sich gleichsam herbeyzudrängen. Oder wer kann vom Sehen, vom Denken, vom Wollen reden, ohne daſs einem Jeden das: Ich sehe, ich denke, ich will, da- bey einfällt?
Daher soll hier das Vorstehende nur in so fern er- läutert werden, als die unmittelbare Vorbereitung zur Untersuchung des Ich darin enthalten ist.
Man achte zuerst genau darauf, in welcher Richtung die vorbeschriebenen Reihen laufen, um nichts miszuver- stehn. Wir reden von einer Reihe wie a, b; aber der- gestalt, daſs wir zuerst des zweyten Gliedes b erwähnen. Ohne uns nun darum zu bekümmern, wie die Reihe von b zu c, d, e, fortlaufen möge, bemerken wir nur, daſs b ein vorhergehendes Glied, a, simultan, aber nicht suc- cessiv, so weit hervorhebe, wie das Vorhergehende mit ihm verschmolzen ist. Hier ist also kein wirkliches Ab- laufen, welches sonst rückwärts gehen würde, sondern ein Voraussetzen, so, wie jedes spätere Glied seine vorhergehenden voraussetzt. Würde hingegen ein an- dermal zuerst a ins Bewuſstseyn kommen, alsdann liefe
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Während nun das Wissen nur sein Gewuſstes weiſs,
gerade wie das Sehen nur die Farbe sieht: bildet sich
doch auf diesem Wege der Begriff vom Eintreten des
Gewuſsten, und sehr häufig vom Beantworten einer
Frage (nach §. 124. am Ende). Also wiederum der
Begriff vom Uebergehen aus der Frage ins Entschei-
den derselben.
Noch deutlicher sieht man die Vorstellung einer
Reihe in den Begriffen des Begehrens oder Anstre-
bens, und des Verabscheuens, oder Zurückstoſsens;
womit sich auſser den Gemüthszuständen noch eine Reihe
äuſserer Anschauungen zum Begriffe des Handelns ver-
binden kann.
Allein es ist kaum möglich, sich über diese Gegen-
stände deutlich auszudrücken, ohne das Selbstbewuſstseyn
dabey mit in Rechnung zu bringen. Wir sind an den
Punct gekommen, wo die Lehre vom Ich nunmehr an-
fängt, sich gleichsam herbeyzudrängen. Oder wer kann
vom Sehen, vom Denken, vom Wollen reden, ohne daſs
einem Jeden das: Ich sehe, ich denke, ich will, da-
bey einfällt?
Daher soll hier das Vorstehende nur in so fern er-
läutert werden, als die unmittelbare Vorbereitung zur
Untersuchung des Ich darin enthalten ist.
Man achte zuerst genau darauf, in welcher Richtung
die vorbeschriebenen Reihen laufen, um nichts miszuver-
stehn. Wir reden von einer Reihe wie a, b; aber der-
gestalt, daſs wir zuerst des zweyten Gliedes b erwähnen.
Ohne uns nun darum zu bekümmern, wie die Reihe von
b zu c, d, e, fortlaufen möge, bemerken wir nur, daſs
b ein vorhergehendes Glied, a, simultan, aber nicht suc-
cessiv, so weit hervorhebe, wie das Vorhergehende mit
ihm verschmolzen ist. Hier ist also kein wirkliches Ab-
laufen, welches sonst rückwärts gehen würde, sondern
ein Voraussetzen, so, wie jedes spätere Glied seine
vorhergehenden voraussetzt. Würde hingegen ein an-
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Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 2. Königsberg, 1825, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie02_1825/289>, abgerufen am 22.11.2024.
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