wirklich die Reihe von a zu b, c, d, successiv fort. In unserm Falle ist b die Farbe, oder der Ton, als ein eben jetzt Eintretendes; weil nun dergleichen einfache Empfindungen schon sehr oft auf irgend ein innerlich Vorgestelltes, welches a heissen mag, gefolgt sind, so bringen sie, bey jeder Erneuerung, durch Reproduction der frühern ähnlichen ein dunkel Vorausgesetztes mit sich ins Bewusstseyn; welches für sie einen Anfangspunct bil- den könnte. Da sich dies unsäglich oft wiederhohlt, so bekommt die zwar dunkle Vorstellung des Vorausgesetz- ten eine sehr grosse Stärke; ähnlich jener des Umge- bungsraumes für jeden sichtbaren Gegenstand, (§. 114.).
Aber gerade wie auf dem Raume ein Punct wahr- genommen werden kann, als Bestimmung desselben, (alsdann nämlich ist die Vorstellung des Raumes die appercipirende, und die des Puncts die appercipirte,) so kann auch jenes dunkel Vorausgesetzte eine Be- stimmung sich aneignen, wenn eben besonders lebhafte Vorstellungen oder Gefühle gegenwärtig sind, indem das Gesehene, Gehörte, oder überhaupt das Empfundene, ein- tritt. Dieses Empfundene reproducirt nun, wie immer, sein Vorausgesetztes; und gerade als mit einem sol- chen, verschmilzt es zugleich mit jener lebhaften, wie immer sonst beschaffenen Vorstellung. Also wird diese letztere von dem Vorausgesetzten, dem gleichsam dun- keln Grunde, ergriffen und angeeignet.
Jetzt wollen wir noch von den übrigen Kategorien der innern Apperception jene des Denkens näher be- trachten, weil das Ich, dem wir entgegengehen, als das Sich-Denkende anzusehen ist.
Mit einer Reihe a, b, c, d, sey eine Vorstellung A in allen Gliedern verschmolzen. Wenn die letztere sich hebt, muss jene sich evolviren; denn es ist alsdann für alle Glieder der Reihe gleich viel Grund des Hervortre- tens vorhanden (§. 100.). Nun gebe es für A noch andre Vorstellungen B, C, u. s. w. (die auch mit ihren Rei- hen verbunden seyn mögen); und zwar so, dass A, B,
wirklich die Reihe von a zu b, c, d, successiv fort. In unserm Falle ist b die Farbe, oder der Ton, als ein eben jetzt Eintretendes; weil nun dergleichen einfache Empfindungen schon sehr oft auf irgend ein innerlich Vorgestelltes, welches a heiſsen mag, gefolgt sind, so bringen sie, bey jeder Erneuerung, durch Reproduction der frühern ähnlichen ein dunkel Vorausgesetztes mit sich ins Bewuſstseyn; welches für sie einen Anfangspunct bil- den könnte. Da sich dies unsäglich oft wiederhohlt, so bekommt die zwar dunkle Vorstellung des Vorausgesetz- ten eine sehr groſse Stärke; ähnlich jener des Umge- bungsraumes für jeden sichtbaren Gegenstand, (§. 114.).
Aber gerade wie auf dem Raume ein Punct wahr- genommen werden kann, als Bestimmung desselben, (alsdann nämlich ist die Vorstellung des Raumes die appercipirende, und die des Puncts die appercipirte,) so kann auch jenes dunkel Vorausgesetzte eine Be- stimmung sich aneignen, wenn eben besonders lebhafte Vorstellungen oder Gefühle gegenwärtig sind, indem das Gesehene, Gehörte, oder überhaupt das Empfundene, ein- tritt. Dieses Empfundene reproducirt nun, wie immer, sein Vorausgesetztes; und gerade als mit einem sol- chen, verschmilzt es zugleich mit jener lebhaften, wie immer sonst beschaffenen Vorstellung. Also wird diese letztere von dem Vorausgesetzten, dem gleichsam dun- keln Grunde, ergriffen und angeeignet.
Jetzt wollen wir noch von den übrigen Kategorien der innern Apperception jene des Denkens näher be- trachten, weil das Ich, dem wir entgegengehen, als das Sich-Denkende anzusehen ist.
Mit einer Reihe a, b, c, d, sey eine Vorstellung A in allen Gliedern verschmolzen. Wenn die letztere sich hebt, muſs jene sich evolviren; denn es ist alsdann für alle Glieder der Reihe gleich viel Grund des Hervortre- tens vorhanden (§. 100.). Nun gebe es für A noch andre Vorstellungen B, C, u. s. w. (die auch mit ihren Rei- hen verbunden seyn mögen); und zwar so, daſs A, B,
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wirklich die Reihe von a zu b, c, d, successiv fort. In
unserm Falle ist b die Farbe, oder der Ton, als ein
eben jetzt Eintretendes; weil nun dergleichen einfache
Empfindungen schon sehr oft auf irgend ein innerlich
Vorgestelltes, welches a heiſsen mag, gefolgt sind, so
bringen sie, bey jeder Erneuerung, durch Reproduction
der frühern ähnlichen ein dunkel Vorausgesetztes mit sich
ins Bewuſstseyn; welches für sie einen Anfangspunct bil-
den könnte. Da sich dies unsäglich oft wiederhohlt, so
bekommt die zwar dunkle Vorstellung des Vorausgesetz-
ten eine sehr groſse Stärke; ähnlich jener des Umge-
bungsraumes für jeden sichtbaren Gegenstand, (§. 114.).
Aber gerade wie auf dem Raume ein Punct wahr-
genommen werden kann, als Bestimmung desselben,
(alsdann nämlich ist die Vorstellung des Raumes die
appercipirende, und die des Puncts die appercipirte,)
so kann auch jenes dunkel Vorausgesetzte eine Be-
stimmung sich aneignen, wenn eben besonders lebhafte
Vorstellungen oder Gefühle gegenwärtig sind, indem das
Gesehene, Gehörte, oder überhaupt das Empfundene, ein-
tritt. Dieses Empfundene reproducirt nun, wie immer,
sein Vorausgesetztes; und gerade als mit einem sol-
chen, verschmilzt es zugleich mit jener lebhaften, wie
immer sonst beschaffenen Vorstellung. Also wird diese
letztere von dem Vorausgesetzten, dem gleichsam dun-
keln Grunde, ergriffen und angeeignet.
Jetzt wollen wir noch von den übrigen Kategorien
der innern Apperception jene des Denkens näher be-
trachten, weil das Ich, dem wir entgegengehen, als das
Sich-Denkende anzusehen ist.
Mit einer Reihe a, b, c, d, sey eine Vorstellung A
in allen Gliedern verschmolzen. Wenn die letztere sich
hebt, muſs jene sich evolviren; denn es ist alsdann für
alle Glieder der Reihe gleich viel Grund des Hervortre-
tens vorhanden (§. 100.). Nun gebe es für A noch andre
Vorstellungen B, C, u. s. w. (die auch mit ihren Rei-
hen verbunden seyn mögen); und zwar so, daſs A, B,
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Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 2. Königsberg, 1825, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie02_1825/290>, abgerufen am 22.11.2024.
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