und C, in einem gelinden Schweben gegen einander be- griffen seyen, wie Vorstellungen, die wenig an Stärke verschieden, zusammen im Bewusstseyn bestehen können. (Man denke hier zurück an §. 44., und §. 74.). Wäh- rend die Reihe a, b, c, d, abläuft, bietet sie sich der Apperception durch B und C dar, wofern nur die, an B oder C geknüpften Reihen, irgend welche Glieder der Reihe a, b, c, enthalten. Dass in einem solchen Flie- ssen und Auffangen der eignen Vorstellungen, welches sich mannigfaltig wiederhohlt, drängt, und durchkreuzt, das Denken bestehe, kann Jeder in sich selbst beobach- ten. -- Es kömmt nun sehr häufig zu diesem, eben in Gang gesetzten, oder schon im weitern Verlaufe Be- griffenen, Denken, das Empfinden hinzu; dessen Voraus- gesetztes alsdann, nach der obigen Auseinandersetzung, zu dem Denken in das Verhältniss der Apperception tritt.
Mit Recht können wir nun dem Empfundenen den Namen des Objects geben. Denn es schwebt im Be- wusstseyn als zweytes Glied einer Reihe, deren erstes, das Vorausgesetzte, jetzt bestimmt durch das Denken charakterisirt ist. Nur nicht allein und ausschliessend durchs Denken; denn an der Stelle desselben, oder mit ihm verbunden, wird sich eben so oft das Wollen und das Fühlen befinden. Dies Alles nun zusammengenom- men ergiebt die Complexion, die sich allmählig in der Stelle jenes von der Empfindung Vorausgesetzten bilden muss. Das Vorausgesetzte, oder das Subject, ist dem- nach nicht bloss das Denken, sondern ein Denken- des; weil Denken nur ein Bestandtheil der ganzen Com- plexion ist. Das nämliche Subject wird nun auch als dasjenige vorgestellt, zu welchem das eintretende Em- pfundene, Sichtbare, u. s. w. hinzukommt; und dies Hinzukommen zum Subjecte ist eigentlich der Begriff des Empfindens, des Sehens, u. s. f.
Noch vor allen weitern Entwickelungen mag man hie- mit die auffallende Bemerkung verbinden, dass gerade die Empfindungen des äussern Sinnes es sind, welche sich
am
und C, in einem gelinden Schweben gegen einander be- griffen seyen, wie Vorstellungen, die wenig an Stärke verschieden, zusammen im Bewuſstseyn bestehen können. (Man denke hier zurück an §. 44., und §. 74.). Wäh- rend die Reihe a, b, c, d, abläuft, bietet sie sich der Apperception durch B und C dar, wofern nur die, an B oder C geknüpften Reihen, irgend welche Glieder der Reihe a, b, c, enthalten. Daſs in einem solchen Flie- ſsen und Auffangen der eignen Vorstellungen, welches sich mannigfaltig wiederhohlt, drängt, und durchkreuzt, das Denken bestehe, kann Jeder in sich selbst beobach- ten. — Es kömmt nun sehr häufig zu diesem, eben in Gang gesetzten, oder schon im weitern Verlaufe Be- griffenen, Denken, das Empfinden hinzu; dessen Voraus- gesetztes alsdann, nach der obigen Auseinandersetzung, zu dem Denken in das Verhältniſs der Apperception tritt.
Mit Recht können wir nun dem Empfundenen den Namen des Objects geben. Denn es schwebt im Be- wuſstseyn als zweytes Glied einer Reihe, deren erstes, das Vorausgesetzte, jetzt bestimmt durch das Denken charakterisirt ist. Nur nicht allein und ausschlieſsend durchs Denken; denn an der Stelle desselben, oder mit ihm verbunden, wird sich eben so oft das Wollen und das Fühlen befinden. Dies Alles nun zusammengenom- men ergiebt die Complexion, die sich allmählig in der Stelle jenes von der Empfindung Vorausgesetzten bilden muſs. Das Vorausgesetzte, oder das Subject, ist dem- nach nicht bloſs das Denken, sondern ein Denken- des; weil Denken nur ein Bestandtheil der ganzen Com- plexion ist. Das nämliche Subject wird nun auch als dasjenige vorgestellt, zu welchem das eintretende Em- pfundene, Sichtbare, u. s. w. hinzukommt; und dies Hinzukommen zum Subjecte ist eigentlich der Begriff des Empfindens, des Sehens, u. s. f.
Noch vor allen weitern Entwickelungen mag man hie- mit die auffallende Bemerkung verbinden, daſs gerade die Empfindungen des äuſsern Sinnes es sind, welche sich
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und C, in einem gelinden Schweben gegen einander be-
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(Man denke hier zurück an §. 44., und §. 74.). Wäh-
rend die Reihe a, b, c, d, abläuft, bietet sie sich der
Apperception durch B und C dar, wofern nur die, an
B oder C geknüpften Reihen, irgend welche Glieder der
Reihe a, b, c, enthalten. Daſs in einem solchen Flie-
ſsen und Auffangen der eignen Vorstellungen, welches
sich mannigfaltig wiederhohlt, drängt, und durchkreuzt,
das Denken bestehe, kann Jeder in sich selbst beobach-
ten. — Es kömmt nun sehr häufig zu diesem, eben
in Gang gesetzten, oder schon im weitern Verlaufe Be-
griffenen, Denken, das Empfinden hinzu; dessen Voraus-
gesetztes alsdann, nach der obigen Auseinandersetzung,
zu dem Denken in das Verhältniſs der Apperception tritt.
Mit Recht können wir nun dem Empfundenen den
Namen des Objects geben. Denn es schwebt im Be-
wuſstseyn als zweytes Glied einer Reihe, deren erstes,
das Vorausgesetzte, jetzt bestimmt durch das Denken
charakterisirt ist. Nur nicht allein und ausschlieſsend
durchs Denken; denn an der Stelle desselben, oder mit
ihm verbunden, wird sich eben so oft das Wollen und
das Fühlen befinden. Dies Alles nun zusammengenom-
men ergiebt die Complexion, die sich allmählig in der
Stelle jenes von der Empfindung Vorausgesetzten bilden
muſs. Das Vorausgesetzte, oder das Subject, ist dem-
nach nicht bloſs das Denken, sondern ein Denken-
des; weil Denken nur ein Bestandtheil der ganzen Com-
plexion ist. Das nämliche Subject wird nun auch als
dasjenige vorgestellt, zu welchem das eintretende Em-
pfundene, Sichtbare, u. s. w. hinzukommt; und dies
Hinzukommen zum Subjecte ist eigentlich der Begriff des
Empfindens, des Sehens, u. s. f.
Noch vor allen weitern Entwickelungen mag man hie-
mit die auffallende Bemerkung verbinden, daſs gerade die
Empfindungen des äuſsern Sinnes es sind, welche sich
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Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 2. Königsberg, 1825, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie02_1825/291>, abgerufen am 22.11.2024.
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