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Herbart, Johann Friedrich: Lehrbuch zur Psychologie. 2. Aufl. Königsberg, 1834.

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Gegenstand. Hier liegt die Bewegung in der reflectirenden
Vorstellungsmasse selbst; nicht geringe Anstrengung aber
kostet das dauernde Fixiren des bloß gedachten Gegenstan-
des, welcher der Betrachtung still halten soll.

Der innere Sinn, den man dir Aehnlichkeit wegen
neben den äußern Sinn zu stellen pflegt, wird dadurch ganz
aus seinem natürlichen Zusammenhange gehoben. Er ist
vielmehr das große Princip, das aller regelmäßigen Thätig-
keit, insbesondre der künstlerischen Phantasie und der pra-
ktischen Vernunft, zum Grunde liegt. Ohne Selbstaussassung
könnte der Mensch weder sich selbst im Ganzen, noch seine
Tätigkeiten im Einzelnen regieren.

Das äußere Handeln, welches dem Menschen seine
Gedanken verkörpert, aber zugleich vielfach entstellt, gegen-
über treten läßt, spannt unaufhörlich Begierde, Beobachtung
und Beurtheilung; es verwandelt, indem es gelingt oder
mißlingt, das Begehren in entschlossenes Wollen oder in
bloßen Wunsch, begleitet von Lust oder Unlust, wodurch zur
habituellen Stimmung des Menschen der Grund gelegt wird.
Führen neue Lebenslagen neue Anlässe zum Handeln herbey:
so erscheint der Mensch oft auf einmal verwandelt. Am
auffallendsten wird dies, wo gemeinsame Noth ein neues
gemeinsames Handeln und aus jedem Jch ein neues Wir
hervorruft. Doch vielleicht noch auffallender ist's, zu sehen,
wie nach einiger Zeit die scheinbar Verwandelten wieder die
Alten werden.

Das bestimmteste Gepräge giebt dem Menschen sein
äußeres Handeln alsdann, wenn es Arbeit, besonders wenn
es Berufs-Arbeit oder doch tägliche Beschäftigung wird.
Hier aber zeigt sich auch aufs deutlichste der Unterschied
und die Zusammenwirkung zwischen der herrschenden Vor-
stellungsmasse, die während der Arbeit im Bewußtseyn gleich-
mäßig veststeht, der ablaufenden Reihe, von welcher jede

Gegenstand. Hier liegt die Bewegung in der reflectirenden
Vorstellungsmasse selbst; nicht geringe Anstrengung aber
kostet das dauernde Fixiren des bloß gedachten Gegenstan-
des, welcher der Betrachtung still halten soll.

Der innere Sinn, den man dir Aehnlichkeit wegen
neben den äußern Sinn zu stellen pflegt, wird dadurch ganz
aus seinem natürlichen Zusammenhange gehoben. Er ist
vielmehr das große Princip, das aller regelmäßigen Thätig-
keit, insbesondre der künstlerischen Phantasie und der pra-
ktischen Vernunft, zum Grunde liegt. Ohne Selbstaussassung
könnte der Mensch weder sich selbst im Ganzen, noch seine
Tätigkeiten im Einzelnen regieren.

Das äußere Handeln, welches dem Menschen seine
Gedanken verkörpert, aber zugleich vielfach entstellt, gegen-
über treten läßt, spannt unaufhörlich Begierde, Beobachtung
und Beurtheilung; es verwandelt, indem es gelingt oder
mißlingt, das Begehren in entschlossenes Wollen oder in
bloßen Wunsch, begleitet von Lust oder Unlust, wodurch zur
habituellen Stimmung des Menschen der Grund gelegt wird.
Führen neue Lebenslagen neue Anlässe zum Handeln herbey:
so erscheint der Mensch oft auf einmal verwandelt. Am
auffallendsten wird dies, wo gemeinsame Noth ein neues
gemeinsames Handeln und aus jedem Jch ein neues Wir
hervorruft. Doch vielleicht noch auffallender ist‘s, zu sehen,
wie nach einiger Zeit die scheinbar Verwandelten wieder die
Alten werden.

Das bestimmteste Gepräge giebt dem Menschen sein
äußeres Handeln alsdann, wenn es Arbeit, besonders wenn
es Berufs-Arbeit oder doch tägliche Beschäftigung wird.
Hier aber zeigt sich auch aufs deutlichste der Unterschied
und die Zusammenwirkung zwischen der herrschenden Vor-
stellungsmasse, die während der Arbeit im Bewußtseyn gleich-
mäßig veststeht, der ablaufenden Reihe, von welcher jede

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[97/0105] Gegenstand. Hier liegt die Bewegung in der reflectirenden Vorstellungsmasse selbst; nicht geringe Anstrengung aber kostet das dauernde Fixiren des bloß gedachten Gegenstan- des, welcher der Betrachtung still halten soll. Der innere Sinn, den man dir Aehnlichkeit wegen neben den äußern Sinn zu stellen pflegt, wird dadurch ganz aus seinem natürlichen Zusammenhange gehoben. Er ist vielmehr das große Princip, das aller regelmäßigen Thätig- keit, insbesondre der künstlerischen Phantasie und der pra- ktischen Vernunft, zum Grunde liegt. Ohne Selbstaussassung könnte der Mensch weder sich selbst im Ganzen, noch seine Tätigkeiten im Einzelnen regieren. Das äußere Handeln, welches dem Menschen seine Gedanken verkörpert, aber zugleich vielfach entstellt, gegen- über treten läßt, spannt unaufhörlich Begierde, Beobachtung und Beurtheilung; es verwandelt, indem es gelingt oder mißlingt, das Begehren in entschlossenes Wollen oder in bloßen Wunsch, begleitet von Lust oder Unlust, wodurch zur habituellen Stimmung des Menschen der Grund gelegt wird. Führen neue Lebenslagen neue Anlässe zum Handeln herbey: so erscheint der Mensch oft auf einmal verwandelt. Am auffallendsten wird dies, wo gemeinsame Noth ein neues gemeinsames Handeln und aus jedem Jch ein neues Wir hervorruft. Doch vielleicht noch auffallender ist‘s, zu sehen, wie nach einiger Zeit die scheinbar Verwandelten wieder die Alten werden. Das bestimmteste Gepräge giebt dem Menschen sein äußeres Handeln alsdann, wenn es Arbeit, besonders wenn es Berufs-Arbeit oder doch tägliche Beschäftigung wird. Hier aber zeigt sich auch aufs deutlichste der Unterschied und die Zusammenwirkung zwischen der herrschenden Vor- stellungsmasse, die während der Arbeit im Bewußtseyn gleich- mäßig veststeht, der ablaufenden Reihe, von welcher jede

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Zitationshilfe: Herbart, Johann Friedrich: Lehrbuch zur Psychologie. 2. Aufl. Königsberg, 1834, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie_1834/105>, abgerufen am 21.11.2024.