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Herbart, Johann Friedrich: Lehrbuch zur Psychologie. 2. Aufl. Königsberg, 1834.

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Erster Theil.
Grundlehre.



Erstes Capitel.

Von dem Zustande der Vorstellungen, wenn sie als Kräfte wirken.

10. Vorstellungen werden Kräfte, indem sie einander
widerstehen. Dieses geschieht, wenn ihrer mehrere entgegen-
gesetzte zusammentreffen.

Man fasse diesen Satz Anfangs so einfach als möglich.
Demnach werde dabey nicht an zusammengesetzte Vorstellun-
gen irgend einer Art gedacht, nicht an solche die irgend ein
Ding mit mehrern Merkmalen, oder etwas Zeitliches und
Räumliches bezeichnen, sondern an ganz einfache, wie roth,
blau, sauer, süß
, und zwar nicht an die allgemeinen
Begriffe hievon, sondern an solche Vorstellungen, wie sie in
einer momentanen Auffassung durch die Sinne würden ent-
stehen können.

Wiederum aber gehört auch die Frage nach dem Ur-
sprunge der genannten Vorstellungen gar nicht hieher, viel
weniger darf schon jetzt auf irgend etwas anderes, das noch
sonst in der Seele seyn oder vorgehn möchte, Rücksicht ge-
nommen werden.

Der Satz sagt nun, daß die entgegengesetzten einander
widerstehen werden. Sie könnten auch nicht-entgegengesetzt

Erster Theil.
Grundlehre.



Erstes Capitel.

Von dem Zustande der Vorstellungen, wenn sie als Kräfte wirken.

10. Vorstellungen werden Kräfte, indem sie einander
widerstehen. Dieses geschieht, wenn ihrer mehrere entgegen-
gesetzte zusammentreffen.

Man fasse diesen Satz Anfangs so einfach als möglich.
Demnach werde dabey nicht an zusammengesetzte Vorstellun-
gen irgend einer Art gedacht, nicht an solche die irgend ein
Ding mit mehrern Merkmalen, oder etwas Zeitliches und
Räumliches bezeichnen, sondern an ganz einfache, wie roth,
blau, sauer, süß
, und zwar nicht an die allgemeinen
Begriffe hievon, sondern an solche Vorstellungen, wie sie in
einer momentanen Auffassung durch die Sinne würden ent-
stehen können.

Wiederum aber gehört auch die Frage nach dem Ur-
sprunge der genannten Vorstellungen gar nicht hieher, viel
weniger darf schon jetzt auf irgend etwas anderes, das noch
sonst in der Seele seyn oder vorgehn möchte, Rücksicht ge-
nommen werden.

Der Satz sagt nun, daß die entgegengesetzten einander
widerstehen werden. Sie könnten auch nicht-entgegengesetzt

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[9/0017] Erster Theil. Grundlehre. Erstes Capitel. Von dem Zustande der Vorstellungen, wenn sie als Kräfte wirken. 10. Vorstellungen werden Kräfte, indem sie einander widerstehen. Dieses geschieht, wenn ihrer mehrere entgegen- gesetzte zusammentreffen. Man fasse diesen Satz Anfangs so einfach als möglich. Demnach werde dabey nicht an zusammengesetzte Vorstellun- gen irgend einer Art gedacht, nicht an solche die irgend ein Ding mit mehrern Merkmalen, oder etwas Zeitliches und Räumliches bezeichnen, sondern an ganz einfache, wie roth, blau, sauer, süß, und zwar nicht an die allgemeinen Begriffe hievon, sondern an solche Vorstellungen, wie sie in einer momentanen Auffassung durch die Sinne würden ent- stehen können. Wiederum aber gehört auch die Frage nach dem Ur- sprunge der genannten Vorstellungen gar nicht hieher, viel weniger darf schon jetzt auf irgend etwas anderes, das noch sonst in der Seele seyn oder vorgehn möchte, Rücksicht ge- nommen werden. Der Satz sagt nun, daß die entgegengesetzten einander widerstehen werden. Sie könnten auch nicht-entgegengesetzt

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Zitationshilfe: Herbart, Johann Friedrich: Lehrbuch zur Psychologie. 2. Aufl. Königsberg, 1834, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie_1834/17>, abgerufen am 21.11.2024.