Herbart, Johann Friedrich: Lehrbuch zur Psychologie. 2. Aufl. Königsberg, 1834.seyn, wie ein Ton und eine Farbe. Es wird angenommen, Widerstand ist Kraftäußerung; dem Widerstehenden aber 11. Was geschieht nun durch den angegebenen Wider- Vernichtete Vorstellungen sind so gut als gar keine. Das Vorstellen also muß nachgeben, ohne vernich- Hier sagt schon der Ausdruck, daß, sobald das Hinder- 12. Wenn eine Vorstellung nicht ganz, sondern nur seyn, wie ein Ton und eine Farbe. Es wird angenommen, Widerstand ist Kraftäußerung; dem Widerstehenden aber 11. Was geschieht nun durch den angegebenen Wider- Vernichtete Vorstellungen sind so gut als gar keine. Das Vorstellen also muß nachgeben, ohne vernich- Hier sagt schon der Ausdruck, daß, sobald das Hinder- 12. Wenn eine Vorstellung nicht ganz, sondern nur <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0018" n="10"/> seyn, wie ein Ton und eine Farbe. Es wird angenommen,<lb/> daß sie alsdann einander nicht widerstehen. (Mittelbarer<lb/> Weise kann es allerdings geschehen, wovon unten.)</p><lb/> <p>Widerstand ist Kraftäußerung; dem Widerstehenden aber<lb/> ist sein Wirken ganz zufällig, es richtet sich nach der Anfechtung,<lb/> die unter Vorstellungen gegenseitig ist und durch den<lb/> Grad ihres Gegensatzes bestimmt wird. Dieser ihr Gegen-<lb/> satz also kann angesehen werden als das, wovon sie sämmt-<lb/> lich leiden. An sich selbst aber sind die Vorstellungen<lb/> nicht Kräfte.</p><lb/> <p>11. Was geschieht nun durch den angegebenen Wider-<lb/> stand? Vernichten sich die Vorstellungen ganz oder theil-<lb/> weise? Oder bleiben sie unverändert, trotz dem Widerstande?</p><lb/> <p>Vernichtete Vorstellungen sind so gut als gar keine.<lb/> Blieben aber die Vorstellungen, trotz der gegenseitigen An-<lb/> fechtung, ganz unveränderlich, so könnte nicht, wie wir je-<lb/> den Augenblick in uns wahrnehmen, eine von der andern<lb/> verdrängt werden. — Würde endlich das <hi rendition="#g">Vorgestellte</hi><lb/> einer jeden Vorstellung durch ihren Widerstreit abgeändert,<lb/> so führte dieses nicht weiter, als ob von Anfang an ein<lb/> andres Vorgestelltes vorhanden gewesen wäre.</p><lb/> <p>Das Vorstellen also muß nachgeben, ohne vernich-<lb/> tet zu werden. Daß heißt, <hi rendition="#g">das wirkliche Vorstellen<lb/> verwandelt sich in ein Streben vorzustellen</hi>.</p><lb/> <p>Hier sagt schon der Ausdruck, daß, sobald das Hinder-<lb/> niß weicht, die Vorstellung durch ihr eigenes Streben wieder<lb/> hervortreten wird. — Darin liegt die Möglichkeit (obgleich<lb/> noch nicht für alle Fälle der einzige Grund) der <hi rendition="#g">Re-<lb/> production</hi>.</p> <p>12. Wenn eine Vorstellung nicht ganz, sondern nur<lb/> zum Theil in ein Streben verwandelt wird, so hüte man<lb/> sich, diesen Theil für ein abgeschnittenes Stück der ganzen Vor-<lb/> stellung zu halten. Er hat zwar allemal <hi rendition="#g">eine bestimmte<lb/></hi></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [10/0018]
seyn, wie ein Ton und eine Farbe. Es wird angenommen,
daß sie alsdann einander nicht widerstehen. (Mittelbarer
Weise kann es allerdings geschehen, wovon unten.)
Widerstand ist Kraftäußerung; dem Widerstehenden aber
ist sein Wirken ganz zufällig, es richtet sich nach der Anfechtung,
die unter Vorstellungen gegenseitig ist und durch den
Grad ihres Gegensatzes bestimmt wird. Dieser ihr Gegen-
satz also kann angesehen werden als das, wovon sie sämmt-
lich leiden. An sich selbst aber sind die Vorstellungen
nicht Kräfte.
11. Was geschieht nun durch den angegebenen Wider-
stand? Vernichten sich die Vorstellungen ganz oder theil-
weise? Oder bleiben sie unverändert, trotz dem Widerstande?
Vernichtete Vorstellungen sind so gut als gar keine.
Blieben aber die Vorstellungen, trotz der gegenseitigen An-
fechtung, ganz unveränderlich, so könnte nicht, wie wir je-
den Augenblick in uns wahrnehmen, eine von der andern
verdrängt werden. — Würde endlich das Vorgestellte
einer jeden Vorstellung durch ihren Widerstreit abgeändert,
so führte dieses nicht weiter, als ob von Anfang an ein
andres Vorgestelltes vorhanden gewesen wäre.
Das Vorstellen also muß nachgeben, ohne vernich-
tet zu werden. Daß heißt, das wirkliche Vorstellen
verwandelt sich in ein Streben vorzustellen.
Hier sagt schon der Ausdruck, daß, sobald das Hinder-
niß weicht, die Vorstellung durch ihr eigenes Streben wieder
hervortreten wird. — Darin liegt die Möglichkeit (obgleich
noch nicht für alle Fälle der einzige Grund) der Re-
production.
12. Wenn eine Vorstellung nicht ganz, sondern nur
zum Theil in ein Streben verwandelt wird, so hüte man
sich, diesen Theil für ein abgeschnittenes Stück der ganzen Vor-
stellung zu halten. Er hat zwar allemal eine bestimmte
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(2013-07-05T12:13:38Z)
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