Herbart, Johann Friedrich: Lehrbuch zur Psychologie. 2. Aufl. Königsberg, 1834.dessen Zuwenig vor, mit dem es sich verbinden könnte, so
Anmerkung. Merken und Erwarten, als die bey- 214. Unter denjenigen Aufregungen des psychischen Jm Allgemeinen aber ist sehr klar, daß jedes Körper- dessen Zuwenig vor, mit dem es sich verbinden könnte, so
Anmerkung. Merken und Erwarten, als die bey- 214. Unter denjenigen Aufregungen des psychischen Jm Allgemeinen aber ist sehr klar, daß jedes Körper- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0179" n="171"/> dessen Zuwenig vor, mit dem es sich verbinden könnte, so<lb/> ist es für sich allein meistens zu schwach, um nicht von an-<lb/> dern Vorstellungen erstickt zu werden, die sich schon mehr<lb/> gesammelt und verbunden haben. Tritt aber des gleichar-<lb/> tigen Alten Zuviel hervor, so schwächt es die Empfänglich-<lb/> keit für das Neue. Dagegen wird das Merken hauptsäch-<lb/> lich durch zwey Umstände begünstigt, erstlich, wenn es mit<lb/> dem Alten contrastirt, wobey die Reproduction stark genug<lb/> zur Anknüpfung ist, ohne durch ein Uebermaaß der Em-<lb/> pfänglichkeit bedeutend zu schaden; — zweytens, wenn durch<lb/> das Neue eine Entwickelung älterer Vorstellungen befördert<lb/> wird, wornach dieselben ohnehin schon strebten. Jn diesem<lb/> Falle stiftet es neue Verbindungen, indem es zugleich eine<lb/> Begierde befriedigt, oder doch ein angenehmes Gefühl her-<lb/> vorbringt. Das geschieht besonders bey zuvor erregter <hi rendition="#g">Er-<lb/> wartung</hi>.</p> <p><hi rendition="#g">Anmerkung</hi>. Merken und Erwarten, als die bey-<lb/> den Stufen des Jnteresse, gehören gleichfalls zu den Grund-<lb/> begriffen der allgemeinen Pädagogik. (Jn dem vorerwähn-<lb/> ten Buche des Verf. über diesen Gegenstand muß das zweyte<lb/> Capitel des zweyten Theils mit den hier aufgestellten Sätzen<lb/> verglichen und erläutert werden.)</p><lb/> <p>214. Unter denjenigen Aufregungen des psychischen<lb/> Mechanismus, welche im Organismus ihren Ursprung ha-<lb/> ben, mag es erlaubt seyn, solche hier zu übergehen, die<lb/> offenbar mehr physiologische als psychologische Phänomene<lb/> darstellen; wohin die körperlichen Bedürfnisse zu rechnen<lb/> sind.</p><lb/> <p>Jm Allgemeinen aber ist sehr klar, daß jedes Körper-<lb/> gefühl im Stande ist, die mit ihm complicirten Vorstel-<lb/> lungsreihen ins Bewußtseyn mitzubringen; und daß diese<lb/> ich um so gewisser entwickeln werden, weil mit allen <hi rendition="#g">an-<lb/> dern</hi> Vorstellungen <hi rendition="#g">andere</hi> (wenn auch noch so schwache) </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [171/0179]
dessen Zuwenig vor, mit dem es sich verbinden könnte, so
ist es für sich allein meistens zu schwach, um nicht von an-
dern Vorstellungen erstickt zu werden, die sich schon mehr
gesammelt und verbunden haben. Tritt aber des gleichar-
tigen Alten Zuviel hervor, so schwächt es die Empfänglich-
keit für das Neue. Dagegen wird das Merken hauptsäch-
lich durch zwey Umstände begünstigt, erstlich, wenn es mit
dem Alten contrastirt, wobey die Reproduction stark genug
zur Anknüpfung ist, ohne durch ein Uebermaaß der Em-
pfänglichkeit bedeutend zu schaden; — zweytens, wenn durch
das Neue eine Entwickelung älterer Vorstellungen befördert
wird, wornach dieselben ohnehin schon strebten. Jn diesem
Falle stiftet es neue Verbindungen, indem es zugleich eine
Begierde befriedigt, oder doch ein angenehmes Gefühl her-
vorbringt. Das geschieht besonders bey zuvor erregter Er-
wartung.
Anmerkung. Merken und Erwarten, als die bey-
den Stufen des Jnteresse, gehören gleichfalls zu den Grund-
begriffen der allgemeinen Pädagogik. (Jn dem vorerwähn-
ten Buche des Verf. über diesen Gegenstand muß das zweyte
Capitel des zweyten Theils mit den hier aufgestellten Sätzen
verglichen und erläutert werden.)
214. Unter denjenigen Aufregungen des psychischen
Mechanismus, welche im Organismus ihren Ursprung ha-
ben, mag es erlaubt seyn, solche hier zu übergehen, die
offenbar mehr physiologische als psychologische Phänomene
darstellen; wohin die körperlichen Bedürfnisse zu rechnen
sind.
Jm Allgemeinen aber ist sehr klar, daß jedes Körper-
gefühl im Stande ist, die mit ihm complicirten Vorstel-
lungsreihen ins Bewußtseyn mitzubringen; und daß diese
ich um so gewisser entwickeln werden, weil mit allen an-
dern Vorstellungen andere (wenn auch noch so schwache)
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