Herbart, Johann Friedrich: Lehrbuch zur Psychologie. 2. Aufl. Königsberg, 1834.sinnlichen Vorstellen, einem sinnlichen
Fühlen, Die Bedeutung der hier gebrauchten Ausdrücke ist aus 57. Gehen wir nun von den beyden äußersten Enden 58. Noch ehe wir diesen rohen Abriß des psychologi- a) Die Eintheilungen sind nur empirische Zusammen- Jn Wolffs Darstellung ist noch das Gefühlvermögen sinnlichen Vorstellen, einem sinnlichen
Fühlen, Die Bedeutung der hier gebrauchten Ausdrücke ist aus 57. Gehen wir nun von den beyden äußersten Enden 58. Noch ehe wir diesen rohen Abriß des psychologi- a) Die Eintheilungen sind nur empirische Zusammen- Jn Wolffs Darstellung ist noch das Gefühlvermögen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0048" n="40"/><hi rendition="#g">sinnlichen Vorstellen</hi>, einem <hi rendition="#g">sinnlichen Fühlen</hi>,<lb/> und einem <hi rendition="#g">sinnlichen Begehren</hi>; man spricht auch von<lb/> einer <hi rendition="#g">theoretischen</hi> (vorstellenden)und einer <hi rendition="#g">praktischen</hi><lb/> (wollenden, gebietenden) <hi rendition="#g">Vernunft</hi>: — nur von einer<lb/> fühlenden Vernunft pflegt nicht die Rede zu seyn, indem die<lb/> Vernunft immer als thätig, niemals als leidend gedacht<lb/> wird, da sie das Höchste im Menschen seyn soll. </p><lb/> <p>Die Bedeutung der hier gebrauchten Ausdrücke ist aus<lb/> dem gemeinen Sprachgebrauch einem Jeden einigermaßen<lb/> verständlich; zu seineren Bestimmungen ist hier noch nicht<lb/> der rechte Ort. Denn eben sie sind das Streitige.</p><lb/> <p>57. Gehen wir nun von den beyden äußersten Enden<lb/> gegen die Mitte hin, so finden wir zuvörderst im Vorstel-<lb/> lungsvermögen neben der Sinnlichkeit die <hi rendition="#g">Einbildungs-<lb/> kraft</hi> und das <hi rendition="#g">Gedächtniß</hi>, neben der Vernunft den<lb/><hi rendition="#g">Verstand</hi> und die <hi rendition="#g">Urteilskraft</hi>. Dann im Gefühl-<lb/> vermögen neben den sinnlichen <hi rendition="#g">Gefühlen der Lust und<lb/> Unlust</hi>, die <hi rendition="#g">ästhetischen</hi> und <hi rendition="#g">moralischen</hi> Gefühle;<lb/> und die <hi rendition="#g">Affecten</hi>. Endlich im Begehrungsvermögen neben<lb/> den <hi rendition="#g">sinnlichen Begierden</hi> und <hi rendition="#g">Trieben</hi>, einerseits das<lb/><hi rendition="#g">verständige und vernünftige Wollen</hi>, andrerseits<lb/> die <hi rendition="#g">Leidenschaften</hi>.</p><lb/> <p>58. Noch ehe wir diesen rohen Abriß des psychologi-<lb/> schen Feldes genauer auszeichnen, müssen wir folgendes<lb/> bemerken:</p><lb/> <p>a) Die Eintheilungen sind nur empirische Zusammen-<lb/> stellungen, ohne Nachweisung der Vollständigkeit, ohne vest<lb/> bestimmte und gerechtfertigte Theilungsgründe. Daher kein<lb/> Wunder, wenn bey schärferer Auffassung der Thatsachen sich<lb/> Gegenstände finden, die entweder in mehrere der gemachten<lb/> Fächer hineingehören, oder in gar kein derselben passen.<lb/> Hier ein paar Beyspiele:</p><lb/> <p>Jn Wolffs Darstellung ist noch das Gefühlvermögen<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [40/0048]
sinnlichen Vorstellen, einem sinnlichen Fühlen,
und einem sinnlichen Begehren; man spricht auch von
einer theoretischen (vorstellenden)und einer praktischen
(wollenden, gebietenden) Vernunft: — nur von einer
fühlenden Vernunft pflegt nicht die Rede zu seyn, indem die
Vernunft immer als thätig, niemals als leidend gedacht
wird, da sie das Höchste im Menschen seyn soll.
Die Bedeutung der hier gebrauchten Ausdrücke ist aus
dem gemeinen Sprachgebrauch einem Jeden einigermaßen
verständlich; zu seineren Bestimmungen ist hier noch nicht
der rechte Ort. Denn eben sie sind das Streitige.
57. Gehen wir nun von den beyden äußersten Enden
gegen die Mitte hin, so finden wir zuvörderst im Vorstel-
lungsvermögen neben der Sinnlichkeit die Einbildungs-
kraft und das Gedächtniß, neben der Vernunft den
Verstand und die Urteilskraft. Dann im Gefühl-
vermögen neben den sinnlichen Gefühlen der Lust und
Unlust, die ästhetischen und moralischen Gefühle;
und die Affecten. Endlich im Begehrungsvermögen neben
den sinnlichen Begierden und Trieben, einerseits das
verständige und vernünftige Wollen, andrerseits
die Leidenschaften.
58. Noch ehe wir diesen rohen Abriß des psychologi-
schen Feldes genauer auszeichnen, müssen wir folgendes
bemerken:
a) Die Eintheilungen sind nur empirische Zusammen-
stellungen, ohne Nachweisung der Vollständigkeit, ohne vest
bestimmte und gerechtfertigte Theilungsgründe. Daher kein
Wunder, wenn bey schärferer Auffassung der Thatsachen sich
Gegenstände finden, die entweder in mehrere der gemachten
Fächer hineingehören, oder in gar kein derselben passen.
Hier ein paar Beyspiele:
Jn Wolffs Darstellung ist noch das Gefühlvermögen
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(2013-07-05T12:13:38Z)
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