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Herbart, Johann Friedrich: Lehrbuch zur Psychologie. 2. Aufl. Königsberg, 1834.

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schwarz), zurückführen lassen, oder ob nicht vielmehr das
Farbengebiet noch einer dritten Dimension bedürfe.

Anmerkung. Jn dem Unterschiede des Hellen und
Dunkeln, desgleichen bey der Tonlinie in dem Gegensatze
der hohen und tiefen Töne zeigt sich eine Vorstellung von
Succession in der Steigerung, welche verräth, daß der Pro-
ceß der Wölbung und Zuspitzung (26) bey dem Tieseren
und Dunkleren langsamer geht; dagegen schneller beym Hö-
heren und Helleren. Jn der Musik bewegt sich deshalb die
Baßstimme meistens langsamer als der Discant.

Noch minder deutlich, aber eben so unentbehrlich, ist
die Reihenform in jeder logischen Anordnung, wo die Be-
griffe der Arten einander entgegengesetzt, und, zugleich unter
dem Begriff der Gattung zusammengefaßt werden. Nicht
bloß die Ausdrücke sind hier räumliche Symbole. Es liegt
etwas in der Sache, wodurch Benennungen wie: Umfang,
oder Sphäre eines Begriffs, herbeygerufen werden; obwohl
diese Worte, in wiefern sie von dem Raume, der ausge-
arbeiteten
Reihenform, entlehnt werden, nur Gleichnisse
enthalten.

Eben so nothwcndig ist in der Metaphysik die Lehre
vom intelligibeln Raume, der mit völliger Deutlichkeit, nach
allen drey Dimensionen construirt wird, bloß zum Behuf
des metaphysischen Denkens, ohne etwas sinnliches einzu-
mischen.

76. Die Vorstellung einer Reihe zeigt sich am faß-
lichsten in den Begriffen der ganzen positiven Zahlen.
Allein diese, allmählig erzeugt und erweitert (die Wil-
den und die Kinder haben damit nicht wenig Mühe), genü-
gen noch nicht, um alle Auffassungen eines Fortschritts
in dem Mehr oder Minder in sich aufzunehmen; vielmehr
geht die Production der Reihenformen schon bey den Zahlen
immer mehr ins Künstliche und Verwickelte. Zuförderst wer-

schwarz), zurückführen lassen, oder ob nicht vielmehr das
Farbengebiet noch einer dritten Dimension bedürfe.

Anmerkung. Jn dem Unterschiede des Hellen und
Dunkeln, desgleichen bey der Tonlinie in dem Gegensatze
der hohen und tiefen Töne zeigt sich eine Vorstellung von
Succession in der Steigerung, welche verräth, daß der Pro-
ceß der Wölbung und Zuspitzung (26) bey dem Tieseren
und Dunkleren langsamer geht; dagegen schneller beym Hö-
heren und Helleren. Jn der Musik bewegt sich deshalb die
Baßstimme meistens langsamer als der Discant.

Noch minder deutlich, aber eben so unentbehrlich, ist
die Reihenform in jeder logischen Anordnung, wo die Be-
griffe der Arten einander entgegengesetzt, und, zugleich unter
dem Begriff der Gattung zusammengefaßt werden. Nicht
bloß die Ausdrücke sind hier räumliche Symbole. Es liegt
etwas in der Sache, wodurch Benennungen wie: Umfang,
oder Sphäre eines Begriffs, herbeygerufen werden; obwohl
diese Worte, in wiefern sie von dem Raume, der ausge-
arbeiteten
Reihenform, entlehnt werden, nur Gleichnisse
enthalten.

Eben so nothwcndig ist in der Metaphysik die Lehre
vom intelligibeln Raume, der mit völliger Deutlichkeit, nach
allen drey Dimensionen construirt wird, bloß zum Behuf
des metaphysischen Denkens, ohne etwas sinnliches einzu-
mischen.

76. Die Vorstellung einer Reihe zeigt sich am faß-
lichsten in den Begriffen der ganzen positiven Zahlen.
Allein diese, allmählig erzeugt und erweitert (die Wil-
den und die Kinder haben damit nicht wenig Mühe), genü-
gen noch nicht, um alle Auffassungen eines Fortschritts
in dem Mehr oder Minder in sich aufzunehmen; vielmehr
geht die Production der Reihenformen schon bey den Zahlen
immer mehr ins Künstliche und Verwickelte. Zuförderst wer-

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[60/0068] schwarz), zurückführen lassen, oder ob nicht vielmehr das Farbengebiet noch einer dritten Dimension bedürfe. Anmerkung. Jn dem Unterschiede des Hellen und Dunkeln, desgleichen bey der Tonlinie in dem Gegensatze der hohen und tiefen Töne zeigt sich eine Vorstellung von Succession in der Steigerung, welche verräth, daß der Pro- ceß der Wölbung und Zuspitzung (26) bey dem Tieseren und Dunkleren langsamer geht; dagegen schneller beym Hö- heren und Helleren. Jn der Musik bewegt sich deshalb die Baßstimme meistens langsamer als der Discant. Noch minder deutlich, aber eben so unentbehrlich, ist die Reihenform in jeder logischen Anordnung, wo die Be- griffe der Arten einander entgegengesetzt, und, zugleich unter dem Begriff der Gattung zusammengefaßt werden. Nicht bloß die Ausdrücke sind hier räumliche Symbole. Es liegt etwas in der Sache, wodurch Benennungen wie: Umfang, oder Sphäre eines Begriffs, herbeygerufen werden; obwohl diese Worte, in wiefern sie von dem Raume, der ausge- arbeiteten Reihenform, entlehnt werden, nur Gleichnisse enthalten. Eben so nothwcndig ist in der Metaphysik die Lehre vom intelligibeln Raume, der mit völliger Deutlichkeit, nach allen drey Dimensionen construirt wird, bloß zum Behuf des metaphysischen Denkens, ohne etwas sinnliches einzu- mischen. 76. Die Vorstellung einer Reihe zeigt sich am faß- lichsten in den Begriffen der ganzen positiven Zahlen. Allein diese, allmählig erzeugt und erweitert (die Wil- den und die Kinder haben damit nicht wenig Mühe), genü- gen noch nicht, um alle Auffassungen eines Fortschritts in dem Mehr oder Minder in sich aufzunehmen; vielmehr geht die Production der Reihenformen schon bey den Zahlen immer mehr ins Künstliche und Verwickelte. Zuförderst wer-

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Zitationshilfe: Herbart, Johann Friedrich: Lehrbuch zur Psychologie. 2. Aufl. Königsberg, 1834, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie_1834/68>, abgerufen am 25.11.2024.