Herbart, Johann Friedrich: Lehrbuch zur Psychologie. 2. Aufl. Königsberg, 1834.Logik und Psychologie verschiedene Dinge sind. Die
Vor- b) Sehr selten haben die Erzeugnisse des Denkens ur- 84. Wenn daher der Vernunft das Vermögen zu 85. Am Ende muß hier noch des logischen Bey- Logik und Psychologie verschiedene Dinge sind. Die
Vor- b) Sehr selten haben die Erzeugnisse des Denkens ur- 84. Wenn daher der Vernunft das Vermögen zu 85. Am Ende muß hier noch des logischen Bey- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0077" n="69"/> Logik und Psychologie verschiedene Dinge sind. Die Vor-<lb/> stellungs<hi rendition="#g">reihen</hi> laufen meistens durch die Untersätze; indem<lb/> sie die Obersätze nur streifend berühren.</p><lb/> <p>b) Sehr selten haben die Erzeugnisse des Denkens ur-<lb/> sprünglich (beym Erfinden) die Sicherheit des Syllogismus.<lb/> Meistens sind es Versuche, ein paar Vorstellungen, die sich<lb/> um einerley Mittelbegriff drehen, unter einander zu ver-<lb/> knüpfen, noch ehe die nöthige Quantitat der Sätze, und<lb/> die genaue Jdentität des Mittelbegriffs geprüft ist. Rich-<lb/> tiges Schließen und richtiges Messen sind nahe verwandt.<lb/> Der Mittelbegriff wie der Maaßstab, wollen genau vestge-<lb/> halten seyn.</p><lb/> <p>84. Wenn daher der <hi rendition="#g">Vernunft</hi> das Vermögen zu<lb/> Schließen beigelegt wird, so wird hier wiederum eine un-<lb/> statthafte Abgränzung der Seelenvermögen sichtbar. Schlüsse<lb/><hi rendition="#g">erzeugen</hi>, und Schlüsse <hi rendition="#g">prüfen</hi> und <hi rendition="#g">bestätigen</hi>, dies<lb/> sind zwei ganz verschiedene, in der Wirklichkeit meistens weit<lb/> getrennte Geschäffte. Das erste mag der Einbildungskraft,<lb/> das zweyte der Vernunft zugeschrieben werden.</p><lb/> <p>85. Am Ende muß hier noch des logischen <hi rendition="#g">Bey-<lb/> falls</hi> Erwähnung geschehn, der von dem ästhetischen weit<lb/> verschieden ist. Jener besteht nicht wie dieser in einem<lb/><hi rendition="#g">Vorziehn</hi>, dessen Gegentheil das <hi rendition="#g">Verwerfen</hi> ist, son-<lb/> dern im <hi rendition="#g">Anerkennen</hi>, wobey man sich übrigens den Ge-<lb/> genstand gefallen läßt wie er ist. Allein mit dem Anerken-<lb/> nen ist ein Gefühl eigner Art verbunden, worin der Zwang<lb/> der Evidenz und die Befriedigung eines Anspruches sich ver-<lb/> mischen, und von dem nur die Umstände bestimmen können,<lb/> ob es mehr angenehm oder unangenehm seyn werde. Die<lb/> Hauptsache ist hier, zu bemerken, wie die vorgeblichen Ver-<lb/> mögen des Erkennens und des Fühlens in einander fallen<lb/> oder, wie die Psychologen lieber sagen, auf einander ein-<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [69/0077]
Logik und Psychologie verschiedene Dinge sind. Die Vor-
stellungsreihen laufen meistens durch die Untersätze; indem
sie die Obersätze nur streifend berühren.
b) Sehr selten haben die Erzeugnisse des Denkens ur-
sprünglich (beym Erfinden) die Sicherheit des Syllogismus.
Meistens sind es Versuche, ein paar Vorstellungen, die sich
um einerley Mittelbegriff drehen, unter einander zu ver-
knüpfen, noch ehe die nöthige Quantitat der Sätze, und
die genaue Jdentität des Mittelbegriffs geprüft ist. Rich-
tiges Schließen und richtiges Messen sind nahe verwandt.
Der Mittelbegriff wie der Maaßstab, wollen genau vestge-
halten seyn.
84. Wenn daher der Vernunft das Vermögen zu
Schließen beigelegt wird, so wird hier wiederum eine un-
statthafte Abgränzung der Seelenvermögen sichtbar. Schlüsse
erzeugen, und Schlüsse prüfen und bestätigen, dies
sind zwei ganz verschiedene, in der Wirklichkeit meistens weit
getrennte Geschäffte. Das erste mag der Einbildungskraft,
das zweyte der Vernunft zugeschrieben werden.
85. Am Ende muß hier noch des logischen Bey-
falls Erwähnung geschehn, der von dem ästhetischen weit
verschieden ist. Jener besteht nicht wie dieser in einem
Vorziehn, dessen Gegentheil das Verwerfen ist, son-
dern im Anerkennen, wobey man sich übrigens den Ge-
genstand gefallen läßt wie er ist. Allein mit dem Anerken-
nen ist ein Gefühl eigner Art verbunden, worin der Zwang
der Evidenz und die Befriedigung eines Anspruches sich ver-
mischen, und von dem nur die Umstände bestimmen können,
ob es mehr angenehm oder unangenehm seyn werde. Die
Hauptsache ist hier, zu bemerken, wie die vorgeblichen Ver-
mögen des Erkennens und des Fühlens in einander fallen
oder, wie die Psychologen lieber sagen, auf einander ein-
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