Herbart, Johann Friedrich: Lehrbuch zur Psychologie. 2. Aufl. Königsberg, 1834.nur den Schnee übrig ließ. Die Schlußsätze: dieser Kuchen
Die Wölbung spannt, die Zuspitzung befriedigt; daher Der Beobachter geht von einer Wölbung zur andern 83. Die Schlüsse betrachtet die Logik als
Fort- a) Setzt selten wird in gewöhnlicher Sprache eine nur den Schnee übrig ließ. Die Schlußsätze: dieser Kuchen
Die Wölbung spannt, die Zuspitzung befriedigt; daher Der Beobachter geht von einer Wölbung zur andern 83. Die Schlüsse betrachtet die Logik als
Fort- a) Setzt selten wird in gewöhnlicher Sprache eine <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0076" n="68"/> nur den Schnee übrig ließ. Die Schlußsätze: dieser Kuchen<lb/> ist nicht eßbar, er wird <hi rendition="#g">schmelzen</hi>, sind von ähnlicher<lb/> Art; die Prädicate kommen auch hier von/innen. Umge-<lb/> kehrt verhält es sich, wenn Derjenige, der bisher gewohnt<lb/> war, die Hunde frey laufen zu sehn, zum ersten Male sieht<lb/> und urtheilt, der Hund fahre eine Waare zu Markte.<lb/> An dem von Pferden gezogenen Wagen würde er vorüber-<lb/> gegangen seyn, ohne zu urtheilen.</p> <p>Die Wölbung spannt, die Zuspitzung befriedigt; daher<lb/> eine Lust am Beurtheilen, und daher voreilige Urtheile und<lb/> Geschwätz. Dies schadet der Beobachtung sowohl als dem<lb/> Denken. Der Beobachter würde mehr bemerkt haben; er<lb/> wäre nicht durch einerley Zuspitzung befriedigt davon gegangen.<lb/> Beym Denker wäre die Wölbung vollständiger, und mehr<lb/> aus der Tiefe gekommen. Auch der Gestaltung schadet die<lb/> Lust am Urtheilen. Kritische Köpfe sind selten producirende.</p><lb/> <p>Der Beobachter geht von einer Wölbung zur andern<lb/> successiv; er bildet <hi rendition="#g">Reihen von Urtheilen</hi>. Das bloße<lb/> Anschauen trennt die Prädicate nicht; es ist minder <hi rendition="#g">scharf</hi>;<lb/> weil die Wölbung mangelhaft war, ist es auch die Zu-<lb/> spitzung. Häufig folgt darauf untreues Wiedererzählen.<lb/> Hieben. wirkt die Sprache mit, durch Vieldeutigkeit der<lb/> Worte; wofern derselben nicht eine beständige Berichtigung<lb/> entgegenstrebt.</p><lb/> <p>83. Die <hi rendition="#g">Schlüsse</hi> betrachtet die Logik als Fort-<lb/> schreitungen des Denkens. Allein hiebei bringen sich so-<lb/> gleich zwei Bemerkungen auf: </p><lb/> <p>a) Setzt selten wird in gewöhnlicher Sprache eine<lb/> Fortschreitung in der Form des Syllogismus ausführlich<lb/> dargestellt; vielmehr hat der letztere fal allemal etwas Lang-<lb/> weiliges, wenn er nicht verkürzt, als Enthymen» erscheint.<lb/> Dies ist keinesweges ein Tadel für den Syllogismus (wo-<lb/> für es oft gehalten wird), sondern nur eine Erinnerung, daß<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [68/0076]
nur den Schnee übrig ließ. Die Schlußsätze: dieser Kuchen
ist nicht eßbar, er wird schmelzen, sind von ähnlicher
Art; die Prädicate kommen auch hier von/innen. Umge-
kehrt verhält es sich, wenn Derjenige, der bisher gewohnt
war, die Hunde frey laufen zu sehn, zum ersten Male sieht
und urtheilt, der Hund fahre eine Waare zu Markte.
An dem von Pferden gezogenen Wagen würde er vorüber-
gegangen seyn, ohne zu urtheilen.
Die Wölbung spannt, die Zuspitzung befriedigt; daher
eine Lust am Beurtheilen, und daher voreilige Urtheile und
Geschwätz. Dies schadet der Beobachtung sowohl als dem
Denken. Der Beobachter würde mehr bemerkt haben; er
wäre nicht durch einerley Zuspitzung befriedigt davon gegangen.
Beym Denker wäre die Wölbung vollständiger, und mehr
aus der Tiefe gekommen. Auch der Gestaltung schadet die
Lust am Urtheilen. Kritische Köpfe sind selten producirende.
Der Beobachter geht von einer Wölbung zur andern
successiv; er bildet Reihen von Urtheilen. Das bloße
Anschauen trennt die Prädicate nicht; es ist minder scharf;
weil die Wölbung mangelhaft war, ist es auch die Zu-
spitzung. Häufig folgt darauf untreues Wiedererzählen.
Hieben. wirkt die Sprache mit, durch Vieldeutigkeit der
Worte; wofern derselben nicht eine beständige Berichtigung
entgegenstrebt.
83. Die Schlüsse betrachtet die Logik als Fort-
schreitungen des Denkens. Allein hiebei bringen sich so-
gleich zwei Bemerkungen auf:
a) Setzt selten wird in gewöhnlicher Sprache eine
Fortschreitung in der Form des Syllogismus ausführlich
dargestellt; vielmehr hat der letztere fal allemal etwas Lang-
weiliges, wenn er nicht verkürzt, als Enthymen» erscheint.
Dies ist keinesweges ein Tadel für den Syllogismus (wo-
für es oft gehalten wird), sondern nur eine Erinnerung, daß
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(2013-07-05T12:13:38Z)
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