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Herbart, Johann Friedrich: Lehrbuch zur Psychologie. 2. Aufl. Königsberg, 1834.

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Einleitung.



1. Jnnere Wahrnehmung, Umgang mit Menschen
auf verschiedenen Bildungsstufen, die Beobachtungen des Er-
ziehers und Staatsmannes, die Darstellungen der Reisen-
den, Geschichtschreiber, Dichter und Moralisten, endlich Er-
fahrungen an Jrren, Kranken und Thieren, geben den Stoff
der Psychologie. Sie soll diesen Stoff nicht blos sam-
meln, sondern das Ganze der innern Erfahrung begreif-
lich machen
; während dasselbe in Ansehung der äußern,
mit Raumbestimmungen behafteten Erfahrung zu leisten, der
Naturphilosophie obliegt. Wie die beiden Erfahrungskreise
verschieden und doch verbunden sind, so auch die beiden Wis-
senschaften.Sie hängen in Ansehung der Grundbegriffe
gemeinschaftlich von der allgemeinen Metaphysik ab; jedoch
hat zur letztern die Psychologie das eigenthümliche Verhält-
niß, daß in ihr manche Fragen, die bey Gelegenheit der
Metaphysik sich erheben, und dort zurückgelegt werden müs-
sen, zur Beantwortung gelangen. Den Vortrag der Psy-
chologie läßt man schon deshalb gern dem Vortrage der
Metaphysik vorangehn; und sucht dabey Anfangs den meta-
physischen Begriff der Seele (der Substanz des Geistes)
zu vermeiden. Hiebey gewinnt der Anfänger gar sehr an

Einleitung.



1. Jnnere Wahrnehmung, Umgang mit Menschen
auf verschiedenen Bildungsstufen, die Beobachtungen des Er-
ziehers und Staatsmannes, die Darstellungen der Reisen-
den, Geschichtschreiber, Dichter und Moralisten, endlich Er-
fahrungen an Jrren, Kranken und Thieren, geben den Stoff
der Psychologie. Sie soll diesen Stoff nicht blos sam-
meln, sondern das Ganze der innern Erfahrung begreif-
lich machen
; während dasselbe in Ansehung der äußern,
mit Raumbestimmungen behafteten Erfahrung zu leisten, der
Naturphilosophie obliegt. Wie die beiden Erfahrungskreise
verschieden und doch verbunden sind, so auch die beiden Wis-
senschaften.Sie hängen in Ansehung der Grundbegriffe
gemeinschaftlich von der allgemeinen Metaphysik ab; jedoch
hat zur letztern die Psychologie das eigenthümliche Verhält-
niß, daß in ihr manche Fragen, die bey Gelegenheit der
Metaphysik sich erheben, und dort zurückgelegt werden müs-
sen, zur Beantwortung gelangen. Den Vortrag der Psy-
chologie läßt man schon deshalb gern dem Vortrage der
Metaphysik vorangehn; und sucht dabey Anfangs den meta-
physischen Begriff der Seele (der Substanz des Geistes)
zu vermeiden. Hiebey gewinnt der Anfänger gar sehr an

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[1/0009] Einleitung. 1. Jnnere Wahrnehmung, Umgang mit Menschen auf verschiedenen Bildungsstufen, die Beobachtungen des Er- ziehers und Staatsmannes, die Darstellungen der Reisen- den, Geschichtschreiber, Dichter und Moralisten, endlich Er- fahrungen an Jrren, Kranken und Thieren, geben den Stoff der Psychologie. Sie soll diesen Stoff nicht blos sam- meln, sondern das Ganze der innern Erfahrung begreif- lich machen; während dasselbe in Ansehung der äußern, mit Raumbestimmungen behafteten Erfahrung zu leisten, der Naturphilosophie obliegt. Wie die beiden Erfahrungskreise verschieden und doch verbunden sind, so auch die beiden Wis- senschaften.Sie hängen in Ansehung der Grundbegriffe gemeinschaftlich von der allgemeinen Metaphysik ab; jedoch hat zur letztern die Psychologie das eigenthümliche Verhält- niß, daß in ihr manche Fragen, die bey Gelegenheit der Metaphysik sich erheben, und dort zurückgelegt werden müs- sen, zur Beantwortung gelangen. Den Vortrag der Psy- chologie läßt man schon deshalb gern dem Vortrage der Metaphysik vorangehn; und sucht dabey Anfangs den meta- physischen Begriff der Seele (der Substanz des Geistes) zu vermeiden. Hiebey gewinnt der Anfänger gar sehr an

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Zitationshilfe: Herbart, Johann Friedrich: Lehrbuch zur Psychologie. 2. Aufl. Königsberg, 1834, S. 1. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie_1834/9>, abgerufen am 03.12.2024.