Herder, Johann Gottfried von: Abhandlung über den Ursprung der Sprache. Berlin, 1772.und aus dem leeren Luftraum wenigstens neue Sollte die Physiologie je so weit kommen, daß baues
und aus dem leeren Luftraum wenigſtens neue Sollte die Phyſiologie je ſo weit kommen, daß baues
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0010" n="4"/> und aus dem leeren Luftraum wenigſtens neue<lb/> Kraͤfte zum Verſchmerzen in ſich zoͤge, indem es<lb/> die tauben Winde mit Aechzen fuͤllet. So wenig<lb/> hat uns die Natur, als abgeſonderte Steinfelſen,<lb/> als egoiſtiſche Monaden geſchaffen! Selbſt die<lb/> feinſten Saiten des thieriſchen Gefuͤhls (ich muß<lb/> mich dieſes Gleichniſſes bedienen, weil ich fuͤr die<lb/> Mechanik fuͤhlender Koͤrper kein beſſeres weiß!) —<lb/> ſelbſt die Saiten, deren Klang und Anſtrengung<lb/> gar nicht von Willkuͤhr und langſamen Bedacht<lb/> herruͤhret, ja deren Natur noch von aller forſchen-<lb/> den Vernunft nicht hat erforſcht werden koͤnnen,<lb/> ſelbſt die ſind in ihrem ganzen Spiele, auch ohne<lb/> das Bewuſtſeyn fremder Sympathie zu einer<lb/> Aeußerung auf andre Geſchoͤpfe gerichtet. Die ge-<lb/> ſchlagne Saite thut ihre Naturpflicht: — ſie klingt!<lb/> ſie ruft einer gleichfuͤhlenden Echo; ſelbſt wenn kei-<lb/> ne da iſt, ſelbſt wenn ſie nicht hoffet und wartet,<lb/> daß ihr eine antworte.</p><lb/> <p>Sollte die Phyſiologie je ſo weit kommen, daß<lb/> ſie die Seelenlehre demonſtrirte, woran ich aber<lb/> ſehr zweifle, ſo wuͤrde ſie dieſer Erſcheinung man-<lb/> chen Lichtſtrahl aus der Zergliederung des Nerven-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">baues</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [4/0010]
und aus dem leeren Luftraum wenigſtens neue
Kraͤfte zum Verſchmerzen in ſich zoͤge, indem es
die tauben Winde mit Aechzen fuͤllet. So wenig
hat uns die Natur, als abgeſonderte Steinfelſen,
als egoiſtiſche Monaden geſchaffen! Selbſt die
feinſten Saiten des thieriſchen Gefuͤhls (ich muß
mich dieſes Gleichniſſes bedienen, weil ich fuͤr die
Mechanik fuͤhlender Koͤrper kein beſſeres weiß!) —
ſelbſt die Saiten, deren Klang und Anſtrengung
gar nicht von Willkuͤhr und langſamen Bedacht
herruͤhret, ja deren Natur noch von aller forſchen-
den Vernunft nicht hat erforſcht werden koͤnnen,
ſelbſt die ſind in ihrem ganzen Spiele, auch ohne
das Bewuſtſeyn fremder Sympathie zu einer
Aeußerung auf andre Geſchoͤpfe gerichtet. Die ge-
ſchlagne Saite thut ihre Naturpflicht: — ſie klingt!
ſie ruft einer gleichfuͤhlenden Echo; ſelbſt wenn kei-
ne da iſt, ſelbſt wenn ſie nicht hoffet und wartet,
daß ihr eine antworte.
Sollte die Phyſiologie je ſo weit kommen, daß
ſie die Seelenlehre demonſtrirte, woran ich aber
ſehr zweifle, ſo wuͤrde ſie dieſer Erſcheinung man-
chen Lichtſtrahl aus der Zergliederung des Nerven-
baues
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |