Herder, Johann Gottfried von: Abhandlung über den Ursprung der Sprache. Berlin, 1772.feinere Sinne, Gesicht und Gehör, fällt, und "Jeder Zustand, der durch Reflexion so so
feinere Sinne, Geſicht und Gehoͤr, faͤllt, und „Jeder Zuſtand, der durch Reflexion ſo ſo
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feinere Sinne, Geſicht und Gehoͤr, faͤllt, und
dieſe ihm immer fort Sprache geben: ſo folgt,
daß im Ganzen genommen. „Auch kein Zuſtand
„in der menſchlichen Seele ſey, der nicht
„wortfaͤhig oder wuͤrklich durch Worte der
„Seele beſtimmt werde.„ Es muͤßte der dun-
kelſte Schwaͤrmer oder ein Vieh — der abſtrakteſte
Goͤtterſeher, oder eine traͤumende Monade ſeyn, der
ganz ohne Worte daͤchte. Und in der menſchlichen
Seele iſt, wie wir ſelbſt in Traͤumen und bei Ver-
ruͤkten ſehen, kein ſolcher Zuſtand moͤglich. So
kuͤhn es klinge ſo iſts wahr — der Menſch em-
pfindet mit dem Verſtande und ſpricht, in-
dem er denket, — — und indem er nun im-
mer ſo fortdenket, und, wie wir geſehen, jeden
Gedanken in der Stille mit dem vorigen und der
Zukunft zuſammen haͤlt: ſo muß
„Jeder Zuſtand, der durch Reflexion ſo
„verkettet iſt, beſſer denken, mithin auch
„beſſer ſprechen.„ Laſſet ihm den freien Ge-
brauch ſeiner Sinne: da der Mittelpunkt dieſes
Gebrauchs in Geſicht und Gehoͤr faͤllt, wo jenes
ihm Merkmal und dieſes Ton zum Merkmale gibt:
ſo
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