Herder, Johann Gottfried von: Abhandlung über den Ursprung der Sprache. Berlin, 1772.ein. Jch antworte blos: Niemals! Niemals Er fragt: "ob denn wohl, da alle Thiere ge- *) Süßmilch.
ein. Jch antworte blos: Niemals! Niemals Er fragt: „ob denn wohl, da alle Thiere ge- *) Suͤßmilch.
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ein. Jch antworte blos: Niemals! Niemals
haͤtten ſie es wollen und koͤnnen, wenn ſie ein
Mutum pecus geweſen: denn da hatten ſie ja keine
Sprache? Sind aber die Wilden von der Art?
iſt denn die barbariſchſte menſchliche Nation ohne
Sprache? Und iſts denn je der Menſch, als in
der Abſtraktion der Philoſophen und alſo in ihrem
Gehirn geweſen?
Er fragt: „ob denn wohl, da alle Thiere
„Zwang ſcheuen, und alle Menſchen Faulheit lie-
„ben, es je von den Orenocks des Condamine
„erwartet werden koͤnne, daß ſie ihre langgedehnte,
„achtſylbige, ſchwere und hoͤchſtbeſchwerliche
„Sprache aͤndern und verbeſſern ſollten?„ Und
„ich antworte: zuerſt iſt wieder das Faktum un-
„richtig, wie faſt alle, die er anfuͤhrt. *)„ Jhre
„langgedehnte, achtſylbige Sprache?„ das iſt ſie
nicht. Condamine ſagt blos: ſie ſei ſo unausſprech-
lich und eigen organiſirt, daß wo ſie drei oder
vier Sylben ausſprechen, wir 7 biß 8 ſchreiben
muͤßten, und doch haͤtten wir ſie noch nicht ganz
ge-
*) Suͤßmilch.
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