Herder, Johann Gottfried von: Abhandlung über den Ursprung der Sprache. Berlin, 1772.eine Decke und ruft hervor: "Hier ist Gott!" Oder ein höherer Ursprung sagt: "Weil ich Oder endlich die höhere Hypothese sagt gar: sinn.
eine Decke und ruft hervor: „Hier iſt Gott!„ Oder ein hoͤherer Urſprung ſagt: „Weil ich Oder endlich die hoͤhere Hypotheſe ſagt gar: ſinn.
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eine Decke und ruft hervor: „Hier iſt Gott!„
dieſer ſtellt ſich ſichtbar auf den Schauplatz, han-
delt — „ſehet! ich bin ein Menſch!„
Oder ein hoͤherer Urſprung ſagt: „Weil ich
„die menſchliche Sprache nicht aus der menſchli-
„chen Natur erklaͤren kann: ſo kann durchaus
„keiner ſie erklaͤren — ſie iſt durchaus unerklaͤr-
„bar:„ iſt in dem Schluſſe Folge? Der Gegner
ſagt: „mir iſt kein Element der Sprache in ihrem
„Beginn, und in jeder ihrer Progreſſion aus der
„menſchlichen Seele unbegreiflich: ja die ganze
„menſchliche Seele wird mir unerklaͤrbar, wenn
„ich in ihr nicht Sprache ſetze; das ganze menſch-
„liche Geſchlecht bleibt nicht das Naturgeſchlecht
„mehr, wenns nicht die Sprache fortbildet„ —
Wer hat mehr geſagt? — Wer ſagt Sinn?
Oder endlich die hoͤhere Hypotheſe ſagt gar:
„nicht blos keiner kann die Sprache aus der
„menſchlichen Seele begreifen: ſondern ich ſehe
„auch deutlich die Urſache, warum ſie ihrer Natur
„und der Analogie ihres Geſchlechts nach durch-
„aus fuͤr Menſchen unerfindbar war. Ja ich ſehe
„in der Sprache und im Weſen der Gottheit die
„Urſache deutlich, warum keiner als Gott ſie er-
„finden konnte.„ Nun bekaͤme zwar der Schluß
Folge; aber nun wird er auch der graͤßlichſte Un-
ſinn.
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Zitationshilfe: | Herder, Johann Gottfried von: Abhandlung über den Ursprung der Sprache. Berlin, 1772, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_abhandlung_1772/225>, abgerufen am 16.02.2025. |