Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herder, Johann Gottfried von: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Bd. 1. Riga u. a., 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

Natur endlich nicht jeder Thierart und an se[i]nem Theil auch
dem Menschen Sinne und Organe gnug verliehen, Pflanzen
die für ihn dienen, auszusuchen und die Schädlichen zu ver-
werfen?

Es müßte ein angenehmer Lustgang unter Bäumen und
Pflanzen seyn, wenn mane diese großen Naturgesetze der Nütz-
lichkeit und Einwirkung derselben ins Menschen- und Thier-
reich durch die verschiednen Striche unsrer Erde verfolgte;
wir müssen uns begnügen, auf dem ungemessen weiten Felde
künftig bei Gelegenheit nur einige einzelne Blumen zu bre-
chen und den Wunsch einer allgemeinen botanischen Geo-
graphie für die Menschengeschichte
einem eignen Liebha-
ber und Kenner empfehlen.

III.
Das Reich der Thiere in Beziehung auf die
Menschengeschichte.



Der Menschen ältere Brüder sind die Thiere. Ehe jene
da waren, waren diese: und auch in jedem einzelnen Lande


fanden

Natur endlich nicht jeder Thierart und an ſe[i]nem Theil auch
dem Menſchen Sinne und Organe gnug verliehen, Pflanzen
die fuͤr ihn dienen, auszuſuchen und die Schaͤdlichen zu ver-
werfen?

Es muͤßte ein angenehmer Luſtgang unter Baͤumen und
Pflanzen ſeyn, wenn mane dieſe großen Naturgeſetze der Nuͤtz-
lichkeit und Einwirkung derſelben ins Menſchen- und Thier-
reich durch die verſchiednen Striche unſrer Erde verfolgte;
wir muͤſſen uns begnuͤgen, auf dem ungemeſſen weiten Felde
kuͤnftig bei Gelegenheit nur einige einzelne Blumen zu bre-
chen und den Wunſch einer allgemeinen botaniſchen Geo-
graphie fuͤr die Menſchengeſchichte
einem eignen Liebha-
ber und Kenner empfehlen.

III.
Das Reich der Thiere in Beziehung auf die
Menſchengeſchichte.



Der Menſchen aͤltere Bruͤder ſind die Thiere. Ehe jene
da waren, waren dieſe: und auch in jedem einzelnen Lande


fanden
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0100" n="78"/>
Natur endlich nicht jeder Thierart und an &#x017F;e<supplied>i</supplied>nem Theil auch<lb/>
dem Men&#x017F;chen Sinne und Organe gnug verliehen, Pflanzen<lb/>
die fu&#x0364;r ihn dienen, auszu&#x017F;uchen und die Scha&#x0364;dlichen zu ver-<lb/>
werfen?</p><lb/>
          <p>Es mu&#x0364;ßte ein angenehmer Lu&#x017F;tgang unter Ba&#x0364;umen und<lb/>
Pflanzen &#x017F;eyn, wenn mane die&#x017F;e großen Naturge&#x017F;etze der Nu&#x0364;tz-<lb/>
lichkeit und Einwirkung der&#x017F;elben ins Men&#x017F;chen- und Thier-<lb/>
reich durch die ver&#x017F;chiednen Striche un&#x017F;rer Erde verfolgte;<lb/>
wir mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en uns begnu&#x0364;gen, auf dem ungeme&#x017F;&#x017F;en weiten Felde<lb/>
ku&#x0364;nftig bei Gelegenheit nur einige einzelne Blumen zu bre-<lb/>
chen und den Wun&#x017F;ch einer <hi rendition="#fr">allgemeinen botani&#x017F;chen Geo-<lb/>
graphie fu&#x0364;r die Men&#x017F;chenge&#x017F;chichte</hi> einem eignen Liebha-<lb/>
ber und Kenner empfehlen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#aq">III.</hi><lb/>
Das Reich der Thiere in Beziehung auf die<lb/>
Men&#x017F;chenge&#x017F;chichte.</head><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>er Men&#x017F;chen a&#x0364;ltere Bru&#x0364;der &#x017F;ind die Thiere. Ehe jene<lb/>
da waren, waren die&#x017F;e: und auch in jedem einzelnen Lande<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">fanden</fw></p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[78/0100] Natur endlich nicht jeder Thierart und an ſeinem Theil auch dem Menſchen Sinne und Organe gnug verliehen, Pflanzen die fuͤr ihn dienen, auszuſuchen und die Schaͤdlichen zu ver- werfen? Es muͤßte ein angenehmer Luſtgang unter Baͤumen und Pflanzen ſeyn, wenn mane dieſe großen Naturgeſetze der Nuͤtz- lichkeit und Einwirkung derſelben ins Menſchen- und Thier- reich durch die verſchiednen Striche unſrer Erde verfolgte; wir muͤſſen uns begnuͤgen, auf dem ungemeſſen weiten Felde kuͤnftig bei Gelegenheit nur einige einzelne Blumen zu bre- chen und den Wunſch einer allgemeinen botaniſchen Geo- graphie fuͤr die Menſchengeſchichte einem eignen Liebha- ber und Kenner empfehlen. III. Das Reich der Thiere in Beziehung auf die Menſchengeſchichte. Der Menſchen aͤltere Bruͤder ſind die Thiere. Ehe jene da waren, waren dieſe: und auch in jedem einzelnen Lande fanden

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_geschichte01_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_geschichte01_1784/100
Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Bd. 1. Riga u. a., 1784, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_geschichte01_1784/100>, abgerufen am 18.05.2024.