fen Neger an und setzen sich um ihr Feuer; haben aber nicht den Verstand, es zu unterhalten. Der Affe des de la Broße setzte sich zu Tisch, bediente sich des Messers und der Gabel, zürnte, trauerte, hatte alle menschliche Affekten. Die Liebe der Mutter zu den Kindern, ihre Auferziehung und Ge- wöhnung zu den Kunstgriffen und Schelmereien der Affen- lebensart, die Ordnung in ihrer Republik und auf ihren Mär- schen, die Strafen, die sie ihren Staatsverbrechern anthun, selbst ihre poßierliche List und Bosheit, nebst einer Reihe andrer unläugbarer Züge sind Beweise gnug, daß sie auch in ihrem Jnnern so Menschenähnliche Geschöpfe sind, wie ihr Aeusseres zeiget. Buffon verschwendet den Strom seiner Beredsamkeit umsonst, wenn er die Gleichförmigkeit des Or- ganismus der Natur von Jnnen und Außen bei Gelegenheit dieser Thiere bestreitet; die Fakta, die er von ihnen selbst gesammlet hat, widerlegen ihn gnugsam und der gleichför- mige Organismus der Natur von Jnnen und Außen, wenn man ihn recht bestimmt, bleibt in allen Bildungen der Leben- digen unverkennbar.
Was fehlte also dem Menschenähnlichen Geschöpf, daß es kein Mensch ward? Etwa nur die Sprache? Aber man hat sich bei mehrern Mühe gegeben, sie zu erziehen und wenn sie derselben fähig wären, hätten sie, die alles nachahmen,
diese
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fen Neger an und ſetzen ſich um ihr Feuer; haben aber nicht den Verſtand, es zu unterhalten. Der Affe des de la Broße ſetzte ſich zu Tiſch, bediente ſich des Meſſers und der Gabel, zuͤrnte, trauerte, hatte alle menſchliche Affekten. Die Liebe der Mutter zu den Kindern, ihre Auferziehung und Ge- woͤhnung zu den Kunſtgriffen und Schelmereien der Affen- lebensart, die Ordnung in ihrer Republik und auf ihren Maͤr- ſchen, die Strafen, die ſie ihren Staatsverbrechern anthun, ſelbſt ihre poßierliche Liſt und Bosheit, nebſt einer Reihe andrer unlaͤugbarer Zuͤge ſind Beweiſe gnug, daß ſie auch in ihrem Jnnern ſo Menſchenaͤhnliche Geſchoͤpfe ſind, wie ihr Aeuſſeres zeiget. Buffon verſchwendet den Strom ſeiner Beredſamkeit umſonſt, wenn er die Gleichfoͤrmigkeit des Or- ganiſmus der Natur von Jnnen und Außen bei Gelegenheit dieſer Thiere beſtreitet; die Fakta, die er von ihnen ſelbſt geſammlet hat, widerlegen ihn gnugſam und der gleichfoͤr- mige Organiſmus der Natur von Jnnen und Außen, wenn man ihn recht beſtimmt, bleibt in allen Bildungen der Leben- digen unverkennbar.
Was fehlte alſo dem Menſchenaͤhnlichen Geſchoͤpf, daß es kein Menſch ward? Etwa nur die Sprache? Aber man hat ſich bei mehrern Muͤhe gegeben, ſie zu erziehen und wenn ſie derſelben faͤhig waͤren, haͤtten ſie, die alles nachahmen,
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[185[165]/0187]
fen Neger an und ſetzen ſich um ihr Feuer; haben aber nicht
den Verſtand, es zu unterhalten. Der Affe des de la
Broße ſetzte ſich zu Tiſch, bediente ſich des Meſſers und der
Gabel, zuͤrnte, trauerte, hatte alle menſchliche Affekten. Die
Liebe der Mutter zu den Kindern, ihre Auferziehung und Ge-
woͤhnung zu den Kunſtgriffen und Schelmereien der Affen-
lebensart, die Ordnung in ihrer Republik und auf ihren Maͤr-
ſchen, die Strafen, die ſie ihren Staatsverbrechern anthun,
ſelbſt ihre poßierliche Liſt und Bosheit, nebſt einer Reihe
andrer unlaͤugbarer Zuͤge ſind Beweiſe gnug, daß ſie auch in
ihrem Jnnern ſo Menſchenaͤhnliche Geſchoͤpfe ſind, wie ihr
Aeuſſeres zeiget. Buffon verſchwendet den Strom ſeiner
Beredſamkeit umſonſt, wenn er die Gleichfoͤrmigkeit des Or-
ganiſmus der Natur von Jnnen und Außen bei Gelegenheit
dieſer Thiere beſtreitet; die Fakta, die er von ihnen ſelbſt
geſammlet hat, widerlegen ihn gnugſam und der gleichfoͤr-
mige Organiſmus der Natur von Jnnen und Außen, wenn
man ihn recht beſtimmt, bleibt in allen Bildungen der Leben-
digen unverkennbar.
Was fehlte alſo dem Menſchenaͤhnlichen Geſchoͤpf, daß
es kein Menſch ward? Etwa nur die Sprache? Aber man
hat ſich bei mehrern Muͤhe gegeben, ſie zu erziehen und wenn
ſie derſelben faͤhig waͤren, haͤtten ſie, die alles nachahmen,
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Herder, Johann Gottfried von: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Bd. 1. Riga u. a., 1784, S. 185[165]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_geschichte01_1784/187>, abgerufen am 21.11.2024.
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