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Herder, Johann Gottfried von: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Bd. 1. Riga u. a., 1784.

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den einzigen Elephanten ausgenommen, der in seinen Lebens-
perioden uns nahe kommt) kürzer als der Mensch leben und
des Todes der Natur d. i. an einem verhärtenden Alter; viel
früher als Er sterben. Jhn hat also die Natur zum läng-
sten und dabei zum gesundesten, freudenreichsten Leben be-
stimmt, das eine Erdorganisation fassen konnte. Nichts hilft
sich vielartiger und leichter, als die vielartige menschliche Na-
tur; und es haben alle Ausschweifungen des Wahnsinns
und der Laster, deren freilich kein Thier fähig ist, dazu ge-
hört, unsre Maschine in dem Maas, wie sie in manchen
Ständen geschwächt und verdorben ist, zu schwächen und zu
verderben. Wohlthätig hatte die Natur jedem Klima die
Kräuter gegeben, die seinen Krankheiten dienen und nur die
Verwirrung aller Klimate hat aus Europa den Pful von
Uebeln machen können, den kein Volk, das der Natur gemäß
lebet, bei sich findet. Jndessen auch für diese selbst-errun-
genen Uebel hat sie uns ein selbst-errungenes Gute gegeben,
das einzige, dessen wir dafür werth waren, den Arzt, der
wenn er der Natur folget, ihr aufhilft und wenn er ihr nicht
folgen darf oder kann, den Kranken wenigstens wissenschaft-
lich begräbet.

Und o welche mütterliche Sorgfalt und Weisheit der
göttlichen Haushaltung wars, die auch die Lebensalter und die

Dauer
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den einzigen Elephanten ausgenommen, der in ſeinen Lebens-
perioden uns nahe kommt) kuͤrzer als der Menſch leben und
des Todes der Natur d. i. an einem verhaͤrtenden Alter; viel
fruͤher als Er ſterben. Jhn hat alſo die Natur zum laͤng-
ſten und dabei zum geſundeſten, freudenreichſten Leben be-
ſtimmt, das eine Erdorganiſation faſſen konnte. Nichts hilft
ſich vielartiger und leichter, als die vielartige menſchliche Na-
tur; und es haben alle Ausſchweifungen des Wahnſinns
und der Laſter, deren freilich kein Thier faͤhig iſt, dazu ge-
hoͤrt, unſre Maſchine in dem Maas, wie ſie in manchen
Staͤnden geſchwaͤcht und verdorben iſt, zu ſchwaͤchen und zu
verderben. Wohlthaͤtig hatte die Natur jedem Klima die
Kraͤuter gegeben, die ſeinen Krankheiten dienen und nur die
Verwirrung aller Klimate hat aus Europa den Pful von
Uebeln machen koͤnnen, den kein Volk, das der Natur gemaͤß
lebet, bei ſich findet. Jndeſſen auch fuͤr dieſe ſelbſt-errun-
genen Uebel hat ſie uns ein ſelbſt-errungenes Gute gegeben,
das einzige, deſſen wir dafuͤr werth waren, den Arzt, der
wenn er der Natur folget, ihr aufhilft und wenn er ihr nicht
folgen darf oder kann, den Kranken wenigſtens wiſſenſchaft-
lich begraͤbet.

Und o welche muͤtterliche Sorgfalt und Weisheit der
goͤttlichen Haushaltung wars, die auch die Lebensalter und die

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[241[221]/0243] den einzigen Elephanten ausgenommen, der in ſeinen Lebens- perioden uns nahe kommt) kuͤrzer als der Menſch leben und des Todes der Natur d. i. an einem verhaͤrtenden Alter; viel fruͤher als Er ſterben. Jhn hat alſo die Natur zum laͤng- ſten und dabei zum geſundeſten, freudenreichſten Leben be- ſtimmt, das eine Erdorganiſation faſſen konnte. Nichts hilft ſich vielartiger und leichter, als die vielartige menſchliche Na- tur; und es haben alle Ausſchweifungen des Wahnſinns und der Laſter, deren freilich kein Thier faͤhig iſt, dazu ge- hoͤrt, unſre Maſchine in dem Maas, wie ſie in manchen Staͤnden geſchwaͤcht und verdorben iſt, zu ſchwaͤchen und zu verderben. Wohlthaͤtig hatte die Natur jedem Klima die Kraͤuter gegeben, die ſeinen Krankheiten dienen und nur die Verwirrung aller Klimate hat aus Europa den Pful von Uebeln machen koͤnnen, den kein Volk, das der Natur gemaͤß lebet, bei ſich findet. Jndeſſen auch fuͤr dieſe ſelbſt-errun- genen Uebel hat ſie uns ein ſelbſt-errungenes Gute gegeben, das einzige, deſſen wir dafuͤr werth waren, den Arzt, der wenn er der Natur folget, ihr aufhilft und wenn er ihr nicht folgen darf oder kann, den Kranken wenigſtens wiſſenſchaft- lich begraͤbet. Und o welche muͤtterliche Sorgfalt und Weisheit der goͤttlichen Haushaltung wars, die auch die Lebensalter und die Dauer E e 3

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Bd. 1. Riga u. a., 1784, S. 241[221]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_geschichte01_1784/243>, abgerufen am 21.11.2024.