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Herder, Johann Gottfried von: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Bd. 1. Riga u. a., 1784.

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Des-Kartes dieser Art mit seinen kühnen Hypothesen, den
bald ein Kepler und Newton durch rein zusammenstim-
mende Thatsachen übertreffen und widerlegen möge. Die
neuen Entdeckungen, die man über Wärme, Luft, Feuer
und ihre mancherlei Wirkungen auf die Bestandtheile, auf
Composition und Decomposition unsrer Erdwesen gemacht
hat, die simpeln Grundsätze, auf die die elektrische, zum
Theil auch die magnetische Materie gebracht ist, scheinen
mir dazu wo nicht nahe, so doch entferntere Vorschritte zu
seyn, daß vielleicht mit der Zeit durch Einen neuen Mittel-
begrif es einem glücklichen Geist gelingen wird, unsre Geo-
gonie so einfach zu erklären, als Kepler und Newton das
Sonnengebäude darstellten. Es wäre schön, wenn hiemit
manche als qualitates occultae bisher angenommene Natur-
kräfte auf erwiesene physische Wesen reducirt werden könnten.

Wie dem auch sey, so ist wohl unläugbar, daß die
Natur auch hier ihren grossen Schritt gehalten und die grös-
seste Mannichfaltigkeit aus einer ins Unendliche fortgehen-
den Simplicität gewähret habe. Eh unsre Luft, unser Was-
ser, unsre Erde hervorgebracht werden konnte, waren man-
cherlei einander auflösende, niederschlagende Stamina nöthig;
und die vielfachen Gattungen der Erde, der Gesteine, der
Crystallisationen, gar der Organisation in Muscheln, Pflan-


zen,

Des-Kartes dieſer Art mit ſeinen kuͤhnen Hypotheſen, den
bald ein Kepler und Newton durch rein zuſammenſtim-
mende Thatſachen uͤbertreffen und widerlegen moͤge. Die
neuen Entdeckungen, die man uͤber Waͤrme, Luft, Feuer
und ihre mancherlei Wirkungen auf die Beſtandtheile, auf
Compoſition und Decompoſition unſrer Erdweſen gemacht
hat, die ſimpeln Grundſaͤtze, auf die die elektriſche, zum
Theil auch die magnetiſche Materie gebracht iſt, ſcheinen
mir dazu wo nicht nahe, ſo doch entferntere Vorſchritte zu
ſeyn, daß vielleicht mit der Zeit durch Einen neuen Mittel-
begrif es einem gluͤcklichen Geiſt gelingen wird, unſre Geo-
gonie ſo einfach zu erklaͤren, als Kepler und Newton das
Sonnengebaͤude darſtellten. Es waͤre ſchoͤn, wenn hiemit
manche als qualitates occultae bisher angenommene Natur-
kraͤfte auf erwieſene phyſiſche Weſen reducirt werden koͤnnten.

Wie dem auch ſey, ſo iſt wohl unlaͤugbar, daß die
Natur auch hier ihren groſſen Schritt gehalten und die groͤſ-
ſeſte Mannichfaltigkeit aus einer ins Unendliche fortgehen-
den Simplicitaͤt gewaͤhret habe. Eh unſre Luft, unſer Waſ-
ſer, unſre Erde hervorgebracht werden konnte, waren man-
cherlei einander aufloͤſende, niederſchlagende Stamina noͤthig;
und die vielfachen Gattungen der Erde, der Geſteine, der
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[18/0040] Des-Kartes dieſer Art mit ſeinen kuͤhnen Hypotheſen, den bald ein Kepler und Newton durch rein zuſammenſtim- mende Thatſachen uͤbertreffen und widerlegen moͤge. Die neuen Entdeckungen, die man uͤber Waͤrme, Luft, Feuer und ihre mancherlei Wirkungen auf die Beſtandtheile, auf Compoſition und Decompoſition unſrer Erdweſen gemacht hat, die ſimpeln Grundſaͤtze, auf die die elektriſche, zum Theil auch die magnetiſche Materie gebracht iſt, ſcheinen mir dazu wo nicht nahe, ſo doch entferntere Vorſchritte zu ſeyn, daß vielleicht mit der Zeit durch Einen neuen Mittel- begrif es einem gluͤcklichen Geiſt gelingen wird, unſre Geo- gonie ſo einfach zu erklaͤren, als Kepler und Newton das Sonnengebaͤude darſtellten. Es waͤre ſchoͤn, wenn hiemit manche als qualitates occultae bisher angenommene Natur- kraͤfte auf erwieſene phyſiſche Weſen reducirt werden koͤnnten. Wie dem auch ſey, ſo iſt wohl unlaͤugbar, daß die Natur auch hier ihren groſſen Schritt gehalten und die groͤſ- ſeſte Mannichfaltigkeit aus einer ins Unendliche fortgehen- den Simplicitaͤt gewaͤhret habe. Eh unſre Luft, unſer Waſ- ſer, unſre Erde hervorgebracht werden konnte, waren man- cherlei einander aufloͤſende, niederſchlagende Stamina noͤthig; und die vielfachen Gattungen der Erde, der Geſteine, der Cryſtalliſationen, gar der Organiſation in Muſcheln, Pflan- zen,

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Bd. 1. Riga u. a., 1784, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_geschichte01_1784/40>, abgerufen am 03.12.2024.