pfung konnte nicht anders, als das letzte Schooskind der Natur seyn, zu dessen Bildung und Empfang viele Entwik- kelungen und Revolutionen vorhergegangen seyn musten.
Jndessen wars eben so natürlich, daß auch Er noch vie- le erlebte und da die Natur nie von ihrem Werk abläßt, noch weniger einem Zärtlinge zu gut, dasselbe vernachläßigt oder verspätet: so muste die Austrocknung und Fortbildung der Erde, ihr innerer Brand, Ueberschwemmungen und was sonst daraus folgte, noch lange und oft fortdauren, auch da Menschen auf Erden lebten. Selbst die älteste Schrift- tradition weiß noch von Revolutionen dieser Art und wir werden späterhin sehen, was diese fürchterlichen Erscheinungen der ersten Zeit beinah aufs ganze menschliche Geschlecht für starke Wirkungen gemacht haben. Jetzt sind Umwälzungen dieser ungeheuren Gattung seltner, weil die Erde ausgebil- det oder vielmehr alt ist; nie aber können und werden sie unserm Geschlecht und Wohnplatz ganz fremde werden. Es war ein unphilosophisches Geschrei, das Voltaire bey Lis- sabons Sturz anhob, da er beinah lästernd die Gottheit des- wegen anklagte. Sind wir uns selbst nicht und alle das unsre, selbst unsern Wohnplatz, die Erde, den Elementen schuldig? Wenn diese, nach immer fortwirkenden Naturge- setzen periodisch aufwachen und das Jhre zurücke fodern,
wenn
pfung konnte nicht anders, als das letzte Schooskind der Natur ſeyn, zu deſſen Bildung und Empfang viele Entwik- kelungen und Revolutionen vorhergegangen ſeyn muſten.
Jndeſſen wars eben ſo natuͤrlich, daß auch Er noch vie- le erlebte und da die Natur nie von ihrem Werk ablaͤßt, noch weniger einem Zaͤrtlinge zu gut, daſſelbe vernachlaͤßigt oder verſpaͤtet: ſo muſte die Austrocknung und Fortbildung der Erde, ihr innerer Brand, Ueberſchwemmungen und was ſonſt daraus folgte, noch lange und oft fortdauren, auch da Menſchen auf Erden lebten. Selbſt die aͤlteſte Schrift- tradition weiß noch von Revolutionen dieſer Art und wir werden ſpaͤterhin ſehen, was dieſe fuͤrchterlichen Erſcheinungen der erſten Zeit beinah aufs ganze menſchliche Geſchlecht fuͤr ſtarke Wirkungen gemacht haben. Jetzt ſind Umwaͤlzungen dieſer ungeheuren Gattung ſeltner, weil die Erde ausgebil- det oder vielmehr alt iſt; nie aber koͤnnen und werden ſie unſerm Geſchlecht und Wohnplatz ganz fremde werden. Es war ein unphiloſophiſches Geſchrei, das Voltaire bey Liſ- ſabons Sturz anhob, da er beinah laͤſternd die Gottheit des- wegen anklagte. Sind wir uns ſelbſt nicht und alle das unſre, ſelbſt unſern Wohnplatz, die Erde, den Elementen ſchuldig? Wenn dieſe, nach immer fortwirkenden Naturge- ſetzen periodiſch aufwachen und das Jhre zuruͤcke fodern,
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pfung konnte nicht anders, als das letzte Schooskind der
Natur ſeyn, zu deſſen Bildung und Empfang viele Entwik-
kelungen und Revolutionen vorhergegangen ſeyn muſten.
Jndeſſen wars eben ſo natuͤrlich, daß auch Er noch vie-
le erlebte und da die Natur nie von ihrem Werk ablaͤßt, noch
weniger einem Zaͤrtlinge zu gut, daſſelbe vernachlaͤßigt oder
verſpaͤtet: ſo muſte die Austrocknung und Fortbildung der
Erde, ihr innerer Brand, Ueberſchwemmungen und was
ſonſt daraus folgte, noch lange und oft fortdauren, auch
da Menſchen auf Erden lebten. Selbſt die aͤlteſte Schrift-
tradition weiß noch von Revolutionen dieſer Art und wir
werden ſpaͤterhin ſehen, was dieſe fuͤrchterlichen Erſcheinungen
der erſten Zeit beinah aufs ganze menſchliche Geſchlecht fuͤr
ſtarke Wirkungen gemacht haben. Jetzt ſind Umwaͤlzungen
dieſer ungeheuren Gattung ſeltner, weil die Erde ausgebil-
det oder vielmehr alt iſt; nie aber koͤnnen und werden ſie
unſerm Geſchlecht und Wohnplatz ganz fremde werden. Es
war ein unphiloſophiſches Geſchrei, das Voltaire bey Liſ-
ſabons Sturz anhob, da er beinah laͤſternd die Gottheit des-
wegen anklagte. Sind wir uns ſelbſt nicht und alle das
unſre, ſelbſt unſern Wohnplatz, die Erde, den Elementen
ſchuldig? Wenn dieſe, nach immer fortwirkenden Naturge-
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Herder, Johann Gottfried von: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Bd. 1. Riga u. a., 1784, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_geschichte01_1784/42>, abgerufen am 21.11.2024.
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