VI. Der Plan[e]t, den wir bewohnen, ist ein Erdge- bürge, das über die Wasserfläche hervor- ragt.
Der simple Anblick einer Weltcharte bestätigt dieses. Ket- ten von Gebürgen sinds, die das veste Land nicht nur durch- schneiden, sondern die auch offenbar als das Gerippe dastehn, an und zu dem sich das Land gebildet hat. Jn Amerika läuft das Gebürge längst dem westlichen Ufer durch den Jsthmus hinauf. Es geht queer hin, wie sich das Land zie- het: wo es mehr in die Mitte tritt, wird auch das Land brei- ter, bis es sich über Neumexico in unbekannten Gegenden verlieret. Wahrscheinlich geht es auch hier nicht nur höher hinauf bis zu den Eliasbergen fort; sondern hängt auch in der Breite mit mehreren, insonderheit den blauen Bergen zu- sammen, so wie in Südamerika, wo das Land breiter wird, auch Berge sich nörd- und östlich hinziehn. Amerika ist al- so, selbst seiner Figur nach, ein Erdstrich an seine Berge ge- hängt und gleichsam an ihren Fuß ebner oder schroffer hin- angebildet.
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VI. Der Plan[e]t, den wir bewohnen, iſt ein Erdge- buͤrge, das uͤber die Waſſerflaͤche hervor- ragt.
Der ſimple Anblick einer Weltcharte beſtaͤtigt dieſes. Ket- ten von Gebuͤrgen ſinds, die das veſte Land nicht nur durch- ſchneiden, ſondern die auch offenbar als das Gerippe daſtehn, an und zu dem ſich das Land gebildet hat. Jn Amerika laͤuft das Gebuͤrge laͤngſt dem weſtlichen Ufer durch den Jſthmus hinauf. Es geht queer hin, wie ſich das Land zie- het: wo es mehr in die Mitte tritt, wird auch das Land brei- ter, bis es ſich uͤber Neumexico in unbekannten Gegenden verlieret. Wahrſcheinlich geht es auch hier nicht nur hoͤher hinauf bis zu den Eliasbergen fort; ſondern haͤngt auch in der Breite mit mehreren, inſonderheit den blauen Bergen zu- ſammen, ſo wie in Suͤdamerika, wo das Land breiter wird, auch Berge ſich noͤrd- und oͤſtlich hinziehn. Amerika iſt al- ſo, ſelbſt ſeiner Figur nach, ein Erdſtrich an ſeine Berge ge- haͤngt und gleichſam an ihren Fuß ebner oder ſchroffer hin- angebildet.
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Der Planet, den wir bewohnen, iſt ein Erdge-
buͤrge, das uͤber die Waſſerflaͤche hervor-
ragt.
Der ſimple Anblick einer Weltcharte beſtaͤtigt dieſes. Ket-
ten von Gebuͤrgen ſinds, die das veſte Land nicht nur durch-
ſchneiden, ſondern die auch offenbar als das Gerippe daſtehn,
an und zu dem ſich das Land gebildet hat. Jn Amerika
laͤuft das Gebuͤrge laͤngſt dem weſtlichen Ufer durch den
Jſthmus hinauf. Es geht queer hin, wie ſich das Land zie-
het: wo es mehr in die Mitte tritt, wird auch das Land brei-
ter, bis es ſich uͤber Neumexico in unbekannten Gegenden
verlieret. Wahrſcheinlich geht es auch hier nicht nur hoͤher
hinauf bis zu den Eliasbergen fort; ſondern haͤngt auch in
der Breite mit mehreren, inſonderheit den blauen Bergen zu-
ſammen, ſo wie in Suͤdamerika, wo das Land breiter wird,
auch Berge ſich noͤrd- und oͤſtlich hinziehn. Amerika iſt al-
ſo, ſelbſt ſeiner Figur nach, ein Erdſtrich an ſeine Berge ge-
haͤngt und gleichſam an ihren Fuß ebner oder ſchroffer hin-
angebildet.
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Herder, Johann Gottfried von: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Bd. 1. Riga u. a., 1784, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_geschichte01_1784/57>, abgerufen am 24.11.2024.
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