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Herder, Johann Gottfried von: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Bd. 1. Riga u. a., 1784.

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daß sie dieß nützliche Geschäft, die Luft zu reinigen, nicht mit-
telst der Wärme sondern des Lichts thun, das sie, selbst bis
auf die kalten Mondesstralen, einsaugen. Heilsame Kinder
der Erde! was uns zerstört, was wir verpestet ausathmen,
ziehet ihr an euch; das zarteste Medium muß es mit euch
vereinigen und ihr gebet es rein wieder. Jhr erhaltet die
Gesundheit der Geschöpfe, die euch vernichten; und wenn
ihr sterbt, seyd ihr noch wohlthätig: ihr macht die Erde ge-
sunder und zu neuen Geschöpfen eurer Art fruchtbar.

Wenn die Gewächse zu nichts als hiezu dienten, wie
schön verflochten wäre ihr stilles Daseyn ins Reich der Thie-
re und Menschen! Nun aber da sie zugleich die reichste Spei-
se der thierischen Schöpfung sind und es insonderheit in der
Geschichte der Lebensarten des Menschengeschlechts so viel
darauf ankam, was jedes Volk in seinem Erdstrich für Pflan-
zen und Thiere vor sich fand, die ihm zur Nahrung dienen
konnten; wie mannichfaltig und neu verflicht sich damit die
Geschichte der Naturreiche. Die ruhigsten und wenn man
sagen darf, die menschlichsten Thiere leben von Pflanzen;
an Nationen, die eben diese Speise wenigstens öfters genies-
sen, hat man eben diese gesunde Ruhe und heitre Sorglosig-
keit bemerket. Alle Fleischfressenden Thiere sind ihrer Na-
tur nach wilder; der Mensch, der zwischen ihnen steht, muß,

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daß ſie dieß nuͤtzliche Geſchaͤft, die Luft zu reinigen, nicht mit-
telſt der Waͤrme ſondern des Lichts thun, das ſie, ſelbſt bis
auf die kalten Mondesſtralen, einſaugen. Heilſame Kinder
der Erde! was uns zerſtoͤrt, was wir verpeſtet ausathmen,
ziehet ihr an euch; das zarteſte Medium muß es mit euch
vereinigen und ihr gebet es rein wieder. Jhr erhaltet die
Geſundheit der Geſchoͤpfe, die euch vernichten; und wenn
ihr ſterbt, ſeyd ihr noch wohlthaͤtig: ihr macht die Erde ge-
ſunder und zu neuen Geſchoͤpfen eurer Art fruchtbar.

Wenn die Gewaͤchſe zu nichts als hiezu dienten, wie
ſchoͤn verflochten waͤre ihr ſtilles Daſeyn ins Reich der Thie-
re und Menſchen! Nun aber da ſie zugleich die reichſte Spei-
ſe der thieriſchen Schoͤpfung ſind und es inſonderheit in der
Geſchichte der Lebensarten des Menſchengeſchlechts ſo viel
darauf ankam, was jedes Volk in ſeinem Erdſtrich fuͤr Pflan-
zen und Thiere vor ſich fand, die ihm zur Nahrung dienen
konnten; wie mannichfaltig und neu verflicht ſich damit die
Geſchichte der Naturreiche. Die ruhigſten und wenn man
ſagen darf, die menſchlichſten Thiere leben von Pflanzen;
an Nationen, die eben dieſe Speiſe wenigſtens oͤfters genieſ-
ſen, hat man eben dieſe geſunde Ruhe und heitre Sorgloſig-
keit bemerket. Alle Fleiſchfreſſenden Thiere ſind ihrer Na-
tur nach wilder; der Menſch, der zwiſchen ihnen ſteht, muß,

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[76/0098] daß ſie dieß nuͤtzliche Geſchaͤft, die Luft zu reinigen, nicht mit- telſt der Waͤrme ſondern des Lichts thun, das ſie, ſelbſt bis auf die kalten Mondesſtralen, einſaugen. Heilſame Kinder der Erde! was uns zerſtoͤrt, was wir verpeſtet ausathmen, ziehet ihr an euch; das zarteſte Medium muß es mit euch vereinigen und ihr gebet es rein wieder. Jhr erhaltet die Geſundheit der Geſchoͤpfe, die euch vernichten; und wenn ihr ſterbt, ſeyd ihr noch wohlthaͤtig: ihr macht die Erde ge- ſunder und zu neuen Geſchoͤpfen eurer Art fruchtbar. Wenn die Gewaͤchſe zu nichts als hiezu dienten, wie ſchoͤn verflochten waͤre ihr ſtilles Daſeyn ins Reich der Thie- re und Menſchen! Nun aber da ſie zugleich die reichſte Spei- ſe der thieriſchen Schoͤpfung ſind und es inſonderheit in der Geſchichte der Lebensarten des Menſchengeſchlechts ſo viel darauf ankam, was jedes Volk in ſeinem Erdſtrich fuͤr Pflan- zen und Thiere vor ſich fand, die ihm zur Nahrung dienen konnten; wie mannichfaltig und neu verflicht ſich damit die Geſchichte der Naturreiche. Die ruhigſten und wenn man ſagen darf, die menſchlichſten Thiere leben von Pflanzen; an Nationen, die eben dieſe Speiſe wenigſtens oͤfters genieſ- ſen, hat man eben dieſe geſunde Ruhe und heitre Sorgloſig- keit bemerket. Alle Fleiſchfreſſenden Thiere ſind ihrer Na- tur nach wilder; der Menſch, der zwiſchen ihnen ſteht, muß, we-

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Bd. 1. Riga u. a., 1784, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_geschichte01_1784/98>, abgerufen am 24.11.2024.