Herder, Johann Gottfried von: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Bd. 2. Riga u. a., 1785.oft für die allgemeinsten Grundsätze der Menschenvernunft III. Der praktische Verstand des Menschengeschlechts ist allenthalben unter Bedürfnissen der Lebens- weise erwachsen; allenthalben aber ist er eine Blüthe des Genius der Völker, ein Sohn der Tradition und Gewohnheit. Man ist gewohnt, die Nationen der Erde in Jäger, Fischer, bens-
oft fuͤr die allgemeinſten Grundſaͤtze der Menſchenvernunft III. Der praktiſche Verſtand des Menſchengeſchlechts iſt allenthalben unter Beduͤrfniſſen der Lebens- weiſe erwachſen; allenthalben aber iſt er eine Bluͤthe des Genius der Voͤlker, ein Sohn der Tradition und Gewohnheit. Man iſt gewohnt, die Nationen der Erde in Jaͤger, Fiſcher, bens-
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oft fuͤr die allgemeinſten Grundſaͤtze der Menſchenvernunft
erkannten, verſchwinden dort und hier mit dem Klima eines
Orts, wie dem Schiffenden das veſte Land als Wolke ver-
ſchwindet. Was dieſe Nation ihrem Gedankenkreiſe unent-
behrlich haͤlt, daran hat jene nie gedacht oder haͤlt es gar fuͤr
ſchaͤdlich. So irren wir auf der Erde in einem Labyrinth
menſchlicher Phantaſieen umher: wo aber der Mittelpunkt
des Labyrinths ſei? auf den alle Jrrgaͤnge wie gebrochne
Stralen zur Sonne zuruͤckfuͤhren, das iſt die Frage.
III.
Der praktiſche Verſtand des Menſchengeſchlechts
iſt allenthalben unter Beduͤrfniſſen der Lebens-
weiſe erwachſen; allenthalben aber iſt er
eine Bluͤthe des Genius der Voͤlker, ein
Sohn der Tradition und Gewohnheit.
Man iſt gewohnt, die Nationen der Erde in Jaͤger, Fiſcher,
Hirten und Ackerleute abzutheilen und nach dieſer Abtheilung
nicht nur den Rang derſelben in der Cultur, ſondern auch die
Cultur ſelbſt als eine nothwendige Folge dieſer oder jener Le-
bens-
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