Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 1. Riga, 1793.glücklich zu seyn, wie irgend Jemand. So "Trotz aller Schulen der Philosophie gluͤcklich zu ſeyn, wie irgend Jemand. So „Trotz aller Schulen der Philoſophie <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0113" n="106"/> gluͤcklich zu ſeyn, wie irgend Jemand. So<lb/> ſehr ich aber dieſe Guͤter begehre, ſo wenig<lb/> mag ich ſie durch Niedertraͤchtigkeit und<lb/> Ehrloſigkeit erkaufen. Die Philoſophie<lb/> lehrt uns, unſre Pflicht thun, unſerm<lb/> Vaterlande ſelbſt mit unſerm Blut treu<lb/> dienen, ihm unſre Ruhe, ja unſer ganzes<lb/> Daſeyn aufopfern.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>„Trotz aller Schulen der Philoſophie<lb/> wird der Menſch immerhin das boͤsartigſte<lb/> Thier der Welt bleiben; Aberglaube, Ei-<lb/> gennutz, Rache, Verrath, Undankbarkeit<lb/> werden bis ans Ende der Zeiten blutige,<lb/> traurige Scenen hervorbringen, weil Lei-<lb/> denſchaften uns beherrſchen, ſelten die Ver-<lb/> nunft. Immer wirds Kriege, Proceße,<lb/> Verwuͤſtungen, Peſt, Erdbeben, Banque-<lb/> route geben; um ſolche Dinge drehen ſich<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [106/0113]
gluͤcklich zu ſeyn, wie irgend Jemand. So
ſehr ich aber dieſe Guͤter begehre, ſo wenig
mag ich ſie durch Niedertraͤchtigkeit und
Ehrloſigkeit erkaufen. Die Philoſophie
lehrt uns, unſre Pflicht thun, unſerm
Vaterlande ſelbſt mit unſerm Blut treu
dienen, ihm unſre Ruhe, ja unſer ganzes
Daſeyn aufopfern.
„Trotz aller Schulen der Philoſophie
wird der Menſch immerhin das boͤsartigſte
Thier der Welt bleiben; Aberglaube, Ei-
gennutz, Rache, Verrath, Undankbarkeit
werden bis ans Ende der Zeiten blutige,
traurige Scenen hervorbringen, weil Lei-
denſchaften uns beherrſchen, ſelten die Ver-
nunft. Immer wirds Kriege, Proceße,
Verwuͤſtungen, Peſt, Erdbeben, Banque-
route geben; um ſolche Dinge drehen ſich
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