Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 1. Riga, 1793.

Bild:
<< vorherige Seite

die Drangsale des dreißigjährigen Krieges;
wider ihren Willen mußten sie an dem Elen-
de, das er verbreitete, Theil nehmen; der
Widerschein seiner Flammen glänzt in ihren
Gedichten. Kleist, Uz und Gleim
trafen auf die Zeiten der Preußisch-Oester-
reichschen Kriege; alle drei fanden darinn
unverwelkliche Lorbeern, der erste aber auch
bei vieler Noth, die er als Krieger mit be-
drücktem Herzen sah, seinen blutigen Tod.
Was diese Dichter uns aus theurer Erfah-
rung sangen, warum müßte es uns, durch
neue Erfahrung theuer erkauft, wieder ge-
sungen werden? Tönt uns Kleists Stim-
me nicht noch? *)

*) Die folgenden Verse sind aus Kleists
erster eigner Ausgabe des Frühlings genom-
men; wer will, vergleiche sie mit der jetzt gang-
baren Ausgabe. A. d. H.
L 4

die Drangſale des dreißigjaͤhrigen Krieges;
wider ihren Willen mußten ſie an dem Elen-
de, das er verbreitete, Theil nehmen; der
Widerſchein ſeiner Flammen glaͤnzt in ihren
Gedichten. Kleiſt, Uz und Gleim
trafen auf die Zeiten der Preußiſch-Oeſter-
reichſchen Kriege; alle drei fanden darinn
unverwelkliche Lorbeern, der erſte aber auch
bei vieler Noth, die er als Krieger mit be-
druͤcktem Herzen ſah, ſeinen blutigen Tod.
Was dieſe Dichter uns aus theurer Erfah-
rung ſangen, warum muͤßte es uns, durch
neue Erfahrung theuer erkauft, wieder ge-
ſungen werden? Toͤnt uns Kleiſts Stim-
me nicht noch? *)

*) Die folgenden Verſe ſind aus Kleiſts
erſter eigner Ausgabe des Fruͤhlings genom-
men; wer will, vergleiche ſie mit der jetzt gang-
baren Ausgabe. A. d. H.
L 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0174" n="167"/>
die Drang&#x017F;ale des dreißigja&#x0364;hrigen Krieges;<lb/>
wider ihren Willen mußten &#x017F;ie an dem Elen-<lb/>
de, das er verbreitete, Theil nehmen; der<lb/>
Wider&#x017F;chein &#x017F;einer Flammen gla&#x0364;nzt in ihren<lb/>
Gedichten. <hi rendition="#g">Klei&#x017F;t</hi>, <hi rendition="#g">Uz</hi> und <hi rendition="#g">Gleim</hi><lb/>
trafen auf die Zeiten der Preußi&#x017F;ch-Oe&#x017F;ter-<lb/>
reich&#x017F;chen Kriege; alle drei fanden darinn<lb/>
unverwelkliche Lorbeern, der er&#x017F;te aber auch<lb/>
bei vieler Noth, die er als Krieger mit be-<lb/>
dru&#x0364;cktem Herzen &#x017F;ah, &#x017F;einen blutigen Tod.<lb/>
Was die&#x017F;e Dichter uns aus theurer Erfah-<lb/>
rung &#x017F;angen, warum mu&#x0364;ßte es uns, durch<lb/>
neue Erfahrung theuer erkauft, wieder ge-<lb/>
&#x017F;ungen werden? To&#x0364;nt uns <hi rendition="#g">Klei&#x017F;ts</hi> Stim-<lb/>
me nicht noch? <note place="foot" n="*)">Die folgenden Ver&#x017F;e &#x017F;ind aus <hi rendition="#g">Klei&#x017F;ts</hi><lb/>
er&#x017F;ter eigner Ausgabe des <hi rendition="#g">Fru&#x0364;hlings</hi> genom-<lb/>
men; wer will, vergleiche &#x017F;ie mit der jetzt gang-<lb/>
baren Ausgabe. A. d. H.</note></p><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">L 4</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[167/0174] die Drangſale des dreißigjaͤhrigen Krieges; wider ihren Willen mußten ſie an dem Elen- de, das er verbreitete, Theil nehmen; der Widerſchein ſeiner Flammen glaͤnzt in ihren Gedichten. Kleiſt, Uz und Gleim trafen auf die Zeiten der Preußiſch-Oeſter- reichſchen Kriege; alle drei fanden darinn unverwelkliche Lorbeern, der erſte aber auch bei vieler Noth, die er als Krieger mit be- druͤcktem Herzen ſah, ſeinen blutigen Tod. Was dieſe Dichter uns aus theurer Erfah- rung ſangen, warum muͤßte es uns, durch neue Erfahrung theuer erkauft, wieder ge- ſungen werden? Toͤnt uns Kleiſts Stim- me nicht noch? *) *) Die folgenden Verſe ſind aus Kleiſts erſter eigner Ausgabe des Fruͤhlings genom- men; wer will, vergleiche ſie mit der jetzt gang- baren Ausgabe. A. d. H. L 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet01_1793
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet01_1793/174
Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 1. Riga, 1793, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet01_1793/174>, abgerufen am 24.11.2024.