Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 3. Riga, 1794.Ja ein Gott wars, ruhmvoller Memmius! Nimm die Erfindungen andrer, die man für göttlich erkannt hat; Ceres pflanzte die Aehren; es lehrte die Sterb- lichen Bacchus Den gekelterten Most aus der Rebe drücken; da dennoch Ohne Gebrauch von diesen Dingen das Leben bestehn mag, Wie mans an Völkern ersieht, die jetzt noch ihrer entbehren. Ist die Brust dir nicht rein, so suchst du ver- gebens ein Glück dir, C 2
Ja ein Gott wars, ruhmvoller Memmius! Nimm die Erfindungen andrer, die man fuͤr goͤttlich erkannt hat; Ceres pflanzte die Aehren; es lehrte die Sterb- lichen Bacchus Den gekelterten Moſt aus der Rebe druͤcken; da dennoch Ohne Gebrauch von dieſen Dingen das Leben beſtehn mag, Wie mans an Voͤlkern erſieht, die jetzt noch ihrer entbehren. Iſt die Bruſt dir nicht rein, ſo ſuchſt du ver- gebens ein Gluͤck dir, C 2
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Ja ein Gott wars, ruhmvoller Memmius!
welcher zuerſt uns
Jenen erhabenen Weg des Lebens gezeiget,
den jetzt wir
Weisheit nennen; und der, durch ihre
Huͤlfe, das Leben
Aus dem Dunkel der Nacht, aus wogenden
Fluthen gerettet,
Und in den friedlichen Port, in klares Licht es
geſtellt hat.
Nimm die Erfindungen andrer, die man fuͤr
goͤttlich erkannt hat;
Ceres pflanzte die Aehren; es lehrte die Sterb-
lichen Bacchus
Den gekelterten Moſt aus der Rebe druͤcken;
da dennoch
Ohne Gebrauch von dieſen Dingen das Leben
beſtehn mag,
Wie mans an Voͤlkern erſieht, die jetzt noch
ihrer entbehren.
Iſt die Bruſt dir nicht rein, ſo ſuchſt du ver-
gebens ein Gluͤck dir,
C 2
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