Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 5. Riga, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

mehr das Werk der Akademien ein Werk
des Geistes und einer freien Uebung wird,
desto mehr entzündet sich der Wetteifer
mit reinerer Flamme. Universitäten sind
Wacht- und Leuchtthürme der Wis-
senschaft; sie spähen aus, was in der
Ferne und Fremde vorgeht, fördern es
weiter, und leuchten andern selbst vor.
Universitäten sind Sammlungs- und
Vereinigungsplätze der Wissen
-
schaft; aus ihrer Zusammenstellung und
gegenseitigen Befehdung oder Befreundung
entspringen dort und dann neue Resultate.
Universitäten endlich sollten die letzten
Freistäten und eine Schutzwehr
der Wissenschaften
seyn, wenn solche
nirgend eine Freistatt fänden. Was al-
lenthalben verkannt würde, was im Ge-
schäft hie und da seine Stimme wehrlos
erhübe, sollte hier einer unpartheiischen

mehr das Werk der Akademien ein Werk
des Geiſtes und einer freien Uebung wird,
deſto mehr entzuͤndet ſich der Wetteifer
mit reinerer Flamme. Univerſitaͤten ſind
Wacht- und Leuchtthuͤrme der Wiſ-
ſenſchaft; ſie ſpaͤhen aus, was in der
Ferne und Fremde vorgeht, foͤrdern es
weiter, und leuchten andern ſelbſt vor.
Univerſitaͤten ſind Sammlungs- und
Vereinigungsplaͤtze der Wiſſen
-
ſchaft; aus ihrer Zuſammenſtellung und
gegenſeitigen Befehdung oder Befreundung
entſpringen dort und dann neue Reſultate.
Univerſitaͤten endlich ſollten die letzten
Freiſtaͤten und eine Schutzwehr
der Wiſſenſchaften
ſeyn, wenn ſolche
nirgend eine Freiſtatt faͤnden. Was al-
lenthalben verkannt wuͤrde, was im Ge-
ſchaͤft hie und da ſeine Stimme wehrlos
erhuͤbe, ſollte hier einer unpartheiiſchen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0121" n="106"/>
mehr das Werk der Akademien ein Werk<lb/>
des Gei&#x017F;tes und einer freien Uebung wird,<lb/>
de&#x017F;to mehr entzu&#x0364;ndet &#x017F;ich der Wetteifer<lb/>
mit reinerer Flamme. Univer&#x017F;ita&#x0364;ten &#x017F;ind<lb/><hi rendition="#g">Wacht</hi>- <hi rendition="#g">und Leuchtthu&#x0364;rme der Wi&#x017F;</hi>-<lb/><hi rendition="#g">&#x017F;en&#x017F;chaft</hi>; &#x017F;ie &#x017F;pa&#x0364;hen aus, was in der<lb/>
Ferne und Fremde vorgeht, fo&#x0364;rdern es<lb/>
weiter, und leuchten andern &#x017F;elb&#x017F;t vor.<lb/>
Univer&#x017F;ita&#x0364;ten &#x017F;ind <hi rendition="#g">Sammlungs</hi>- <hi rendition="#g">und<lb/>
Vereinigungspla&#x0364;tze der Wi&#x017F;&#x017F;en</hi>-<lb/><hi rendition="#g">&#x017F;chaft</hi>; aus ihrer Zu&#x017F;ammen&#x017F;tellung und<lb/>
gegen&#x017F;eitigen Befehdung oder Befreundung<lb/>
ent&#x017F;pringen dort und dann neue Re&#x017F;ultate.<lb/>
Univer&#x017F;ita&#x0364;ten endlich &#x017F;ollten die letzten<lb/><hi rendition="#g">Frei&#x017F;ta&#x0364;ten und eine Schutzwehr<lb/>
der Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften</hi> &#x017F;eyn, wenn &#x017F;olche<lb/>
nirgend eine Frei&#x017F;tatt fa&#x0364;nden. Was al-<lb/>
lenthalben verkannt wu&#x0364;rde, was im Ge-<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;ft hie und da &#x017F;eine Stimme wehrlos<lb/>
erhu&#x0364;be, &#x017F;ollte hier einer unpartheii&#x017F;chen<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[106/0121] mehr das Werk der Akademien ein Werk des Geiſtes und einer freien Uebung wird, deſto mehr entzuͤndet ſich der Wetteifer mit reinerer Flamme. Univerſitaͤten ſind Wacht- und Leuchtthuͤrme der Wiſ- ſenſchaft; ſie ſpaͤhen aus, was in der Ferne und Fremde vorgeht, foͤrdern es weiter, und leuchten andern ſelbſt vor. Univerſitaͤten ſind Sammlungs- und Vereinigungsplaͤtze der Wiſſen- ſchaft; aus ihrer Zuſammenſtellung und gegenſeitigen Befehdung oder Befreundung entſpringen dort und dann neue Reſultate. Univerſitaͤten endlich ſollten die letzten Freiſtaͤten und eine Schutzwehr der Wiſſenſchaften ſeyn, wenn ſolche nirgend eine Freiſtatt faͤnden. Was al- lenthalben verkannt wuͤrde, was im Ge- ſchaͤft hie und da ſeine Stimme wehrlos erhuͤbe, ſollte hier einer unpartheiiſchen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet05_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet05_1795/121
Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 5. Riga, 1795, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet05_1795/121>, abgerufen am 24.11.2024.