Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 6. Riga, 1795.denschaft aus. Wie jene Henne, die Schau das lebendige Bild der unglückseligen, Mutter; Noch im Tode beweint ihre Geliebtesten sie, Mit unhörbarer Klage; sie steht erstarret. Der Künstler Bildete sie, wie im Schmerz lebend zum Felsen sie ward. *) Herders zerstreute Blätter Th. I. S. 90.
Anthol. Steph. L. I. Cap. 87. denſchaft aus. Wie jene Henne, die Schau das lebendige Bild der ungluͤckſeligen, Mutter; Noch im Tode beweint ihre Geliebteſten ſie, Mit unhoͤrbarer Klage; ſie ſteht erſtarret. Der Kuͤnſtler Bildete ſie, wie im Schmerz lebend zum Felſen ſie ward. *) Herders zerſtreute Blaͤtter Th. I. S. 90.
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denſchaft aus. Wie jene Henne, die
von Schnee und Kaͤlte erſtarret auch im
Tode noch das Neſt ihrer Geliebten deckt
und es vor dem Tode beſchirmt *); ſo ſte-
het in der Kunſt die fuͤr alle ihre Kinder
leidende Niobe da, und die Stimme der
Muſen bezeichnet das Ideal der muͤtter-
lichen Heroide:
Schau das lebendige Bild der ungluͤckſeligen,
Mutter;
Noch im Tode beweint ihre Geliebteſten
ſie,
Mit unhoͤrbarer Klage; ſie ſteht erſtarret.
Der Kuͤnſtler
Bildete ſie, wie im Schmerz lebend zum
Felſen ſie ward.
*) Herders zerſtreute Blaͤtter Th. I. S. 90.
Anthol. Steph. L. I. Cap. 87.
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Zitationshilfe: | Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 6. Riga, 1795, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet06_1795/123>, abgerufen am 16.02.2025. |