Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 6. Riga, 1795.Da im Purpurkleide verhüllet Dein schönes Antlitz ruht. Gewiß, wenn dieses Erschreckliche Dir schrecklich wäre, du vernähmst Von meinen Klagen ein kleines Wort. Doch schlafe sanft, mein Kind! Schlaf' auch das Meer, mein unermeßliches Unglück schlafe. Vereitle, Vater Zeus, der strafenden Eltern Rath -- Und sprach ich jetzt ein zu verwegnes Wort, Verzeih, um dieses deines Kindes willen verzeih. Sie erinnern sich jenes stürzenden Gip- *) Zerstreute Blätter Th. I. S. 12. Sechste Samml. H
Da im Purpurkleide verhuͤllet Dein ſchoͤnes Antlitz ruht. Gewiß, wenn dieſes Erſchreckliche Dir ſchrecklich waͤre, du vernaͤhmſt Von meinen Klagen ein kleines Wort. Doch ſchlafe ſanft, mein Kind! Schlaf' auch das Meer, mein unermeßliches Ungluͤck ſchlafe. Vereitle, Vater Zeus, der ſtrafenden Eltern Rath — Und ſprach ich jetzt ein zu verwegnes Wort, Verzeih, um dieſes deines Kindes willen verzeih. Sie erinnern ſich jenes ſtuͤrzenden Gip- *) Zerſtreute Blaͤtter Th. I. S. 12. Sechste Samml. H
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Da im Purpurkleide verhuͤllet
Dein ſchoͤnes Antlitz ruht.
Gewiß, wenn dieſes Erſchreckliche
Dir ſchrecklich waͤre, du vernaͤhmſt
Von meinen Klagen ein kleines Wort.
Doch ſchlafe ſanft, mein Kind!
Schlaf' auch das Meer, mein unermeßliches
Ungluͤck ſchlafe.
Vereitle, Vater Zeus, der ſtrafenden Eltern
Rath —
Und ſprach ich jetzt ein zu verwegnes Wort,
Verzeih, um dieſes deines Kindes willen
verzeih.
Sie erinnern ſich jenes ſtuͤrzenden Gip-
fels, der ein ſchlafendes Kind nicht trift,
weil auch der harte Stein den Schmerz
der Mutter fuͤhlte. *) Sie erinnern ſich
*) Zerſtreute Blaͤtter Th. I. S. 12.
Sechste Samml. H
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