Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 6. Riga, 1795."Endlich, was hilft uns diese Huma- „Endlich, was hilft uns dieſe Huma- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0077" n="62"/> <p>„Endlich, was hilft uns dieſe Huma-<lb/> nitaͤt der Griechen, da wir nicht Griechen<lb/> ſind? Unſer Himmel, unſre Einrichtun-<lb/> gen, unſre Lebensweiſe legen uns andre<lb/> Beduͤrfniſſe auf, und fodern von uns an-<lb/> dre Pflichten. Wir luͤſten alſo, wenn wir<lb/> jene, ſoll ich ſagen, feinere oder groͤbere<lb/> Sinnlichkeit alter Zeiten, jugendlicher Voͤl-<lb/> ker der Welt begehren, nach einer uns<lb/> verſagten, dazu gefaͤhrlichen Traube. Un-<lb/> ſre Humanitaͤt bluͤht in philoſophiſchen<lb/> Begriffen ohne ſinnliche Darſtellung. Die<lb/> Bluͤthenzeit iſt voruͤber; wir koſten Fruͤch-<lb/> te.„ Wollten Sie uns wohl Einige dieſer<lb/> Zweifel loͤſen?</p> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [62/0077]
„Endlich, was hilft uns dieſe Huma-
nitaͤt der Griechen, da wir nicht Griechen
ſind? Unſer Himmel, unſre Einrichtun-
gen, unſre Lebensweiſe legen uns andre
Beduͤrfniſſe auf, und fodern von uns an-
dre Pflichten. Wir luͤſten alſo, wenn wir
jene, ſoll ich ſagen, feinere oder groͤbere
Sinnlichkeit alter Zeiten, jugendlicher Voͤl-
ker der Welt begehren, nach einer uns
verſagten, dazu gefaͤhrlichen Traube. Un-
ſre Humanitaͤt bluͤht in philoſophiſchen
Begriffen ohne ſinnliche Darſtellung. Die
Bluͤthenzeit iſt voruͤber; wir koſten Fruͤch-
te.„ Wollten Sie uns wohl Einige dieſer
Zweifel loͤſen?
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