Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 6. Riga, 1795.beleidigt, wenn ein ganz menschlicher Ueberhaupt machen wir uns von dieser beleidigt, wenn ein ganz menſchlicher Ueberhaupt machen wir uns von dieſer <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0081" n="66"/> beleidigt, wenn ein <hi rendition="#g">ganz menſchlicher</hi><lb/> Juͤngling mit einer Nymphe ſcherzt; das<lb/> Auge der Griechen ward es. Die Geſtalt<lb/> eines Juͤnglinges war heilig; aber ein<lb/> Satyr durfte ſo ſcherzen und taͤndeln.<lb/> Dieſe charakteriſtiſche Unterſcheidung, die<lb/> Begierden ſolcher Art gleichſam an die<lb/> Grenze der menſchlichen Natur ruͤckte,<lb/> war alſo hoͤchſt-ſittlich gedacht, und die<lb/> reine menſchliche Natur, inſonderheit der<lb/> menſchliche Juͤngling ward durch ſie ſehr<lb/> geehret.</p><lb/> <p>Ueberhaupt machen wir uns von dieſer<lb/> ganzen Gattung Geſchoͤpfe zu grobe Be-<lb/> griffe, weil unſerm Klima die laͤndlichen<lb/> Spiele und Feſte, die dazu Gelegenheit<lb/> gaben, fremde ſind. Wir denken uns al-<lb/> lenthalben grobe Waldfaunen und Wald-<lb/> teufel, von denen dort nicht die Rede<lb/> war; es waren bekannte froͤhliche <hi rendition="#g">Mas</hi>-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [66/0081]
beleidigt, wenn ein ganz menſchlicher
Juͤngling mit einer Nymphe ſcherzt; das
Auge der Griechen ward es. Die Geſtalt
eines Juͤnglinges war heilig; aber ein
Satyr durfte ſo ſcherzen und taͤndeln.
Dieſe charakteriſtiſche Unterſcheidung, die
Begierden ſolcher Art gleichſam an die
Grenze der menſchlichen Natur ruͤckte,
war alſo hoͤchſt-ſittlich gedacht, und die
reine menſchliche Natur, inſonderheit der
menſchliche Juͤngling ward durch ſie ſehr
geehret.
Ueberhaupt machen wir uns von dieſer
ganzen Gattung Geſchoͤpfe zu grobe Be-
griffe, weil unſerm Klima die laͤndlichen
Spiele und Feſte, die dazu Gelegenheit
gaben, fremde ſind. Wir denken uns al-
lenthalben grobe Waldfaunen und Wald-
teufel, von denen dort nicht die Rede
war; es waren bekannte froͤhliche Mas-
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