Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 7. Riga, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

den die Fabelerzähler allenthalben Zutritt;
zahlreiche Romane von Artus und sei-
nen Rittern, von Karl dem großen und
seinen Pairs, vom Amadis und so vielen
andern Helden der Tapferkeit und Liebe
wurden in Frankreich zwar nicht erfunden,
aber ausgebildet, als die Normänner die-
sen Zweig der Dichtkunst blühend machten.
Sie verbreiteten sich nach England, Spa-
nien, Italien, zuletzt nach Deutschland.

In der Periode des neueren französi-
schen Geschmacks, wer waren ihre ersten
Meister? Villon und Rabelais, Ma-
rot und Seines Gleichen, die durch muntre
Einfälle und Erzählungen bleibenden Ein-
druck machten; die ernsthaften Dichter gin-
gen in die Vergessenheit über. Frankreichs
Philosoph war Montagne, der so Vie-
les von sich selbst und von andern zu er-
zählen wußte.

den die Fabelerzaͤhler allenthalben Zutritt;
zahlreiche Romane von Artus und ſei-
nen Rittern, von Karl dem großen und
ſeinen Pairs, vom Amadis und ſo vielen
andern Helden der Tapferkeit und Liebe
wurden in Frankreich zwar nicht erfunden,
aber ausgebildet, als die Normaͤnner die-
ſen Zweig der Dichtkunſt bluͤhend machten.
Sie verbreiteten ſich nach England, Spa-
nien, Italien, zuletzt nach Deutſchland.

In der Periode des neueren franzoͤſi-
ſchen Geſchmacks, wer waren ihre erſten
Meiſter? Villon und Rabelais, Ma-
rot und Seines Gleichen, die durch muntre
Einfaͤlle und Erzaͤhlungen bleibenden Ein-
druck machten; die ernſthaften Dichter gin-
gen in die Vergeſſenheit uͤber. Frankreichs
Philoſoph war Montagne, der ſo Vie-
les von ſich ſelbſt und von andern zu er-
zaͤhlen wußte.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0141" n="124"/>
den die Fabelerza&#x0364;hler allenthalben Zutritt;<lb/>
zahlreiche <hi rendition="#g">Romane</hi> von <hi rendition="#g">Artus</hi> und &#x017F;ei-<lb/>
nen Rittern, von <hi rendition="#g">Karl</hi> dem großen und<lb/>
&#x017F;einen Pairs, vom <hi rendition="#g">Amadis</hi> und &#x017F;o vielen<lb/>
andern Helden der Tapferkeit und Liebe<lb/>
wurden in Frankreich zwar nicht erfunden,<lb/>
aber ausgebildet, als die Norma&#x0364;nner die-<lb/>
&#x017F;en Zweig der Dichtkun&#x017F;t blu&#x0364;hend machten.<lb/>
Sie verbreiteten &#x017F;ich nach England, Spa-<lb/>
nien, Italien, zuletzt nach Deut&#x017F;chland.</p><lb/>
        <p>In der Periode des neueren franzo&#x0364;&#x017F;i-<lb/>
&#x017F;chen Ge&#x017F;chmacks, wer waren ihre er&#x017F;ten<lb/>
Mei&#x017F;ter? <hi rendition="#g">Villon</hi> und <hi rendition="#g">Rabelais</hi>, <hi rendition="#g">Ma</hi>-<lb/><hi rendition="#g">rot</hi> und Seines Gleichen, die durch muntre<lb/>
Einfa&#x0364;lle und Erza&#x0364;hlungen bleibenden Ein-<lb/>
druck machten; die ern&#x017F;thaften Dichter gin-<lb/>
gen in die Verge&#x017F;&#x017F;enheit u&#x0364;ber. Frankreichs<lb/>
Philo&#x017F;oph war <hi rendition="#g">Montagne</hi>, der &#x017F;o Vie-<lb/>
les von &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t und von andern zu <hi rendition="#g">er</hi>-<lb/><hi rendition="#g">za&#x0364;hlen</hi> wußte.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[124/0141] den die Fabelerzaͤhler allenthalben Zutritt; zahlreiche Romane von Artus und ſei- nen Rittern, von Karl dem großen und ſeinen Pairs, vom Amadis und ſo vielen andern Helden der Tapferkeit und Liebe wurden in Frankreich zwar nicht erfunden, aber ausgebildet, als die Normaͤnner die- ſen Zweig der Dichtkunſt bluͤhend machten. Sie verbreiteten ſich nach England, Spa- nien, Italien, zuletzt nach Deutſchland. In der Periode des neueren franzoͤſi- ſchen Geſchmacks, wer waren ihre erſten Meiſter? Villon und Rabelais, Ma- rot und Seines Gleichen, die durch muntre Einfaͤlle und Erzaͤhlungen bleibenden Ein- druck machten; die ernſthaften Dichter gin- gen in die Vergeſſenheit uͤber. Frankreichs Philoſoph war Montagne, der ſo Vie- les von ſich ſelbſt und von andern zu er- zaͤhlen wußte.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet07_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet07_1796/141
Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 7. Riga, 1796, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet07_1796/141>, abgerufen am 23.11.2024.