Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 7. Riga, 1796.Im goldnen Zeitalter Ludwigs end- Im goldnen Zeitalter Ludwigs end- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0142" n="125"/> <p>Im goldnen Zeitalter <hi rendition="#g">Ludwigs</hi> end-<lb/> lich war ein Erzaͤhler, <hi rendition="#aq">la Fontaine,</hi> wohl<lb/> das eigenthuͤmlichſte Genie, deſſen Grazie<lb/> nicht veralten wird, ſo lange die franzoͤ-<lb/> ſiſche Sprache dauret. Eine zahlreiche<lb/> Menge von Erzaͤhlern in jeder Gattung<lb/> des Styls, proſaiſch, poetiſch, burleſk,<lb/> komiſch, war vorhergegangen und folgte.<lb/> Bei <hi rendition="#g">Voltaire</hi> iſt luſtige Erzaͤhlung viel-<lb/> leicht ſein gluͤcklichſtes Talent; die Prophe-<lb/> tinn von Orleans und <hi rendition="#g">Guillaum Vadé</hi><lb/> gelangen ihm beſſer als die Henriade.<lb/> Dies Talent, das in <hi rendition="#g">Marmontel</hi>, <hi rendition="#g">Di</hi>-<lb/><hi rendition="#g">derot</hi>, <hi rendition="#g">Cazotte</hi> und ſo vielen andern<lb/> immer neue Fruͤchte gebracht hat, ſolche<lb/> wahrſcheinlich auch bringen wird, ſo lange<lb/> ein Franzoſe oder eine Franzoͤſin die Lippen<lb/> beweget, hat ihrer Sprache in Allem, ſelbſt<lb/> in den ernſthafteſten Wiſſenſchaften, jene<lb/> Klarheit und Nettigkeit, jene muntre Praͤ-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [125/0142]
Im goldnen Zeitalter Ludwigs end-
lich war ein Erzaͤhler, la Fontaine, wohl
das eigenthuͤmlichſte Genie, deſſen Grazie
nicht veralten wird, ſo lange die franzoͤ-
ſiſche Sprache dauret. Eine zahlreiche
Menge von Erzaͤhlern in jeder Gattung
des Styls, proſaiſch, poetiſch, burleſk,
komiſch, war vorhergegangen und folgte.
Bei Voltaire iſt luſtige Erzaͤhlung viel-
leicht ſein gluͤcklichſtes Talent; die Prophe-
tinn von Orleans und Guillaum Vadé
gelangen ihm beſſer als die Henriade.
Dies Talent, das in Marmontel, Di-
derot, Cazotte und ſo vielen andern
immer neue Fruͤchte gebracht hat, ſolche
wahrſcheinlich auch bringen wird, ſo lange
ein Franzoſe oder eine Franzoͤſin die Lippen
beweget, hat ihrer Sprache in Allem, ſelbſt
in den ernſthafteſten Wiſſenſchaften, jene
Klarheit und Nettigkeit, jene muntre Praͤ-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |