Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 7. Riga, 1796.Natur, daß auch in der Poesie und Kunst Der Keim, der davon auch in der 1. Andacht. Freilich ists nicht jedem Natur, daß auch in der Poeſie und Kunſt Der Keim, der davon auch in der 1. Andacht. Freilich iſts nicht jedem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0167" n="150"/> Natur, daß auch in der Poeſie und Kunſt<lb/> nur <hi rendition="#g">das Wahre und Gute bleibe</hi>.</p><lb/> <p>Der Keim, der davon auch in der<lb/> Dichtkunſt der mittleren Zeiten lag, iſt nicht<lb/> verweſet. Fruchtreich hat ihn die Zeit aus-<lb/> gebildet: denn in den drei groſſen Namen<lb/><hi rendition="#g">Liebe</hi>, <hi rendition="#g">Ehre</hi> und <hi rendition="#g">Andacht</hi> liegt Alles,<lb/> was die Menſchheit wecken, die Poeſie<lb/> beleben kann. Sie ſind mehr als Patrio-<lb/> tismus; ein weites und tiefes Meer der<lb/> Seeligkeit, aus dem die Schoͤnheit ent-<lb/> ſprang und in welchem ſie ſich ſpiegelt.</p><lb/> <p>1. <hi rendition="#g">Andacht</hi>. Freilich iſts nicht jedem<lb/> Geiſt in ſeiner ſterblichen Huͤlle gegeben,<lb/> ſich Formlos ins Flammenmeer der Gott-<lb/> heit zu verſenken; aber auch nur im Ab-<lb/> glanz dieſe Sonne, das hoͤchſte Ideal menſch-<lb/> licher Gedanken zu betrachten, erquickt und<lb/> erheitert. Die Poeſie der mittleren Zeiten<lb/> hatte ſich hiezu das Bild des <hi rendition="#g">ewigen<lb/></hi></p> </div> </body> </text> </TEI> [150/0167]
Natur, daß auch in der Poeſie und Kunſt
nur das Wahre und Gute bleibe.
Der Keim, der davon auch in der
Dichtkunſt der mittleren Zeiten lag, iſt nicht
verweſet. Fruchtreich hat ihn die Zeit aus-
gebildet: denn in den drei groſſen Namen
Liebe, Ehre und Andacht liegt Alles,
was die Menſchheit wecken, die Poeſie
beleben kann. Sie ſind mehr als Patrio-
tismus; ein weites und tiefes Meer der
Seeligkeit, aus dem die Schoͤnheit ent-
ſprang und in welchem ſie ſich ſpiegelt.
1. Andacht. Freilich iſts nicht jedem
Geiſt in ſeiner ſterblichen Huͤlle gegeben,
ſich Formlos ins Flammenmeer der Gott-
heit zu verſenken; aber auch nur im Ab-
glanz dieſe Sonne, das hoͤchſte Ideal menſch-
licher Gedanken zu betrachten, erquickt und
erheitert. Die Poeſie der mittleren Zeiten
hatte ſich hiezu das Bild des ewigen
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