Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 7. Riga, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

Genius nicht aus Hektors Grabe. Zu-
letzt kamen die Barbaren heran; und als
die christliche Religion über Griechenland
herrschte, da sang z. B. Synesius der
Bischof *) von jenen alten Zeiten also:

Wohlauf, Klangvolle Cither!
Nach Tejer-Melodieen

Nach Lesbischen Gesängen
In feierlichern Tönen
Ein Dorisch Lied zu singen;
Ein Lied, doch nicht von Nymphen,
*) Synesius ward im Jahr 410 Bischof zu
Ptolemais und bedung sich dabei ausdrück-
lich, daß er weder seine Frau verlassen, noch
eine Auferstehung des Leibes glauben dörfe.
Seine Hymnen sowohl als seine andern Schrif-
ten sind ein Gemisch des Christenthums und
der Alexandrinischen Philosophie, in welcher
Hypatia seine Lehrerinn gewesen war.
A. d. H.

Genius nicht aus Hektors Grabe. Zu-
letzt kamen die Barbaren heran; und als
die chriſtliche Religion uͤber Griechenland
herrſchte, da ſang z. B. Syneſius der
Biſchof *) von jenen alten Zeiten alſo:

Wohlauf, Klangvolle Cither!
Nach Tejer-Melodieen

Nach Lesbiſchen Geſaͤngen
In feierlichern Toͤnen
Ein Doriſch Lied zu ſingen;
Ein Lied, doch nicht von Nymphen,
*) Syneſius ward im Jahr 410 Biſchof zu
Ptolemais und bedung ſich dabei ausdruͤck-
lich, daß er weder ſeine Frau verlaſſen, noch
eine Auferſtehung des Leibes glauben doͤrfe.
Seine Hymnen ſowohl als ſeine andern Schrif-
ten ſind ein Gemiſch des Chriſtenthums und
der Alexandriniſchen Philoſophie, in welcher
Hypatia ſeine Lehrerinn geweſen war.
A. d. H.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0027" n="10"/>
Genius nicht aus <hi rendition="#g">Hektors</hi> Grabe. Zu-<lb/>
letzt kamen die Barbaren heran; und als<lb/>
die chri&#x017F;tliche Religion u&#x0364;ber Griechenland<lb/>
herr&#x017F;chte, da &#x017F;ang z. B. <hi rendition="#g">Syne&#x017F;ius</hi> der<lb/>
Bi&#x017F;chof <note place="foot" n="*)"><hi rendition="#g">Syne&#x017F;ius</hi> ward im Jahr 410 Bi&#x017F;chof zu<lb/>
Ptolemais und bedung &#x017F;ich dabei ausdru&#x0364;ck-<lb/>
lich, daß er weder &#x017F;eine Frau verla&#x017F;&#x017F;en, noch<lb/>
eine Aufer&#x017F;tehung des Leibes glauben do&#x0364;rfe.<lb/>
Seine Hymnen &#x017F;owohl als &#x017F;eine andern Schrif-<lb/>
ten &#x017F;ind ein Gemi&#x017F;ch des Chri&#x017F;tenthums und<lb/>
der Alexandrini&#x017F;chen Philo&#x017F;ophie, in welcher<lb/><hi rendition="#g">Hypatia</hi> &#x017F;eine Lehrerinn gewe&#x017F;en war.<lb/>
A. d. H.</note> von jenen alten Zeiten al&#x017F;o:</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l>Wohlauf, Klangvolle Cither!<lb/>
Nach Tejer-Melodieen</l><lb/>
          <l>Nach Lesbi&#x017F;chen Ge&#x017F;a&#x0364;ngen</l><lb/>
          <l>In <hi rendition="#g">feierlichern</hi> To&#x0364;nen</l><lb/>
          <l>Ein <hi rendition="#g">Dori&#x017F;ch</hi> Lied zu &#x017F;ingen;</l><lb/>
          <l>Ein Lied, doch nicht von Nymphen,</l><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[10/0027] Genius nicht aus Hektors Grabe. Zu- letzt kamen die Barbaren heran; und als die chriſtliche Religion uͤber Griechenland herrſchte, da ſang z. B. Syneſius der Biſchof *) von jenen alten Zeiten alſo: Wohlauf, Klangvolle Cither! Nach Tejer-Melodieen Nach Lesbiſchen Geſaͤngen In feierlichern Toͤnen Ein Doriſch Lied zu ſingen; Ein Lied, doch nicht von Nymphen, *) Syneſius ward im Jahr 410 Biſchof zu Ptolemais und bedung ſich dabei ausdruͤck- lich, daß er weder ſeine Frau verlaſſen, noch eine Auferſtehung des Leibes glauben doͤrfe. Seine Hymnen ſowohl als ſeine andern Schrif- ten ſind ein Gemiſch des Chriſtenthums und der Alexandriniſchen Philoſophie, in welcher Hypatia ſeine Lehrerinn geweſen war. A. d. H.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet07_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet07_1796/27
Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 7. Riga, 1796, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet07_1796/27>, abgerufen am 03.12.2024.