Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 9. Riga, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

Sachse (in seinen prosaischen Aufsätzen *))
überhaupt mit allem, was vor dem Aus-
gange des sechzehnten Jahrhunderts ge-
schrieben ward, vergleichet! -- Endlich
blieb uns nichts als die Flüßigkeit;
und noch jetzt rühmen sich alle Deutsche
Canzleien, die Regensburgische nicht aus-
genommen, daß sie, der wahren Courtoisie
getreu, außerordentlich einnehmend, kurz
und flüßig schreiben. Wer sollte es glau-
ben? Unsre Canzlei-Courtoisie, meynen
wir, ist echt Französisch.

Da that sich endlich (denn die Barm-
herzigkeit wollte, daß es mit uns nicht

*) Es wäre zu wünschen, daß diese Aufsätze,
kurze Gespräche, von Häßlein oder von
einem andern Kenner der Sprache gesamm-
let, oder im Bragur wieder erschienen.
Sie sinds werth.
A. d. H.

Sachſe (in ſeinen proſaiſchen Aufſaͤtzen *))
uͤberhaupt mit allem, was vor dem Aus-
gange des ſechzehnten Jahrhunderts ge-
ſchrieben ward, vergleichet! — Endlich
blieb uns nichts als die Fluͤßigkeit;
und noch jetzt ruͤhmen ſich alle Deutſche
Canzleien, die Regensburgiſche nicht aus-
genommen, daß ſie, der wahren Courtoisie
getreu, außerordentlich einnehmend, kurz
und fluͤßig ſchreiben. Wer ſollte es glau-
ben? Unſre Canzlei-Courtoiſie, meynen
wir, iſt echt Franzoͤſiſch.

Da that ſich endlich (denn die Barm-
herzigkeit wollte, daß es mit uns nicht

*) Es waͤre zu wuͤnſchen, daß dieſe Aufſaͤtze,
kurze Geſpraͤche, von Haͤßlein oder von
einem andern Kenner der Sprache geſamm-
let, oder im Bragur wieder erſchienen.
Sie ſinds werth.
A. d. H.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0066" n="59"/><hi rendition="#g">Sach&#x017F;e</hi> (in &#x017F;einen pro&#x017F;ai&#x017F;chen Auf&#x017F;a&#x0364;tzen <note place="foot" n="*)">Es wa&#x0364;re zu wu&#x0364;n&#x017F;chen, daß die&#x017F;e Auf&#x017F;a&#x0364;tze,<lb/>
kurze Ge&#x017F;pra&#x0364;che, von <hi rendition="#g">Ha&#x0364;ßlein</hi> oder von<lb/>
einem andern Kenner der Sprache ge&#x017F;amm-<lb/>
let, oder im <hi rendition="#g">Bragur</hi> wieder er&#x017F;chienen.<lb/>
Sie &#x017F;inds werth.<lb/>
A. d. H.</note>)<lb/>
u&#x0364;berhaupt mit allem, was vor dem Aus-<lb/>
gange des &#x017F;echzehnten Jahrhunderts ge-<lb/>
&#x017F;chrieben ward, vergleichet! &#x2014; Endlich<lb/>
blieb uns nichts als die <hi rendition="#g">Flu&#x0364;ßigkeit</hi>;<lb/>
und noch jetzt ru&#x0364;hmen &#x017F;ich alle Deut&#x017F;che<lb/>
Canzleien, die Regensburgi&#x017F;che nicht aus-<lb/>
genommen, daß &#x017F;ie, der wahren <hi rendition="#aq">Courtoisie</hi><lb/>
getreu, außerordentlich einnehmend, kurz<lb/>
und <hi rendition="#g">flu&#x0364;ßig</hi> &#x017F;chreiben. Wer &#x017F;ollte es glau-<lb/>
ben? Un&#x017F;re Canzlei-Courtoi&#x017F;ie, meynen<lb/>
wir, i&#x017F;t echt Franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;ch.</p><lb/>
        <p>Da that &#x017F;ich endlich (denn die Barm-<lb/>
herzigkeit wollte, daß es mit uns nicht<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[59/0066] Sachſe (in ſeinen proſaiſchen Aufſaͤtzen *)) uͤberhaupt mit allem, was vor dem Aus- gange des ſechzehnten Jahrhunderts ge- ſchrieben ward, vergleichet! — Endlich blieb uns nichts als die Fluͤßigkeit; und noch jetzt ruͤhmen ſich alle Deutſche Canzleien, die Regensburgiſche nicht aus- genommen, daß ſie, der wahren Courtoisie getreu, außerordentlich einnehmend, kurz und fluͤßig ſchreiben. Wer ſollte es glau- ben? Unſre Canzlei-Courtoiſie, meynen wir, iſt echt Franzoͤſiſch. Da that ſich endlich (denn die Barm- herzigkeit wollte, daß es mit uns nicht *) Es waͤre zu wuͤnſchen, daß dieſe Aufſaͤtze, kurze Geſpraͤche, von Haͤßlein oder von einem andern Kenner der Sprache geſamm- let, oder im Bragur wieder erſchienen. Sie ſinds werth. A. d. H.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet09_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet09_1797/66
Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 9. Riga, 1797, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet09_1797/66>, abgerufen am 18.05.2024.