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Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 9. Riga, 1797.

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Der Friede wird ohne sie wiederkommen; ein
trauriger Friede, von dem einzigen melancho-
lischen Vergnügen begleitet, über verlohrne
Güter zu weinen." *)

21.

"Man behauptet, der Kunstrichter müsse
nur die Schönheiten eines Werks aufsuchen,
und die Fehler desselben eher bemänteln als
blosstellen. In zwei Fällen bin ich selbst der
Meinung. Einmal, wenn der Kunstrichter Wer-
ke von einer ausgemachten Güte vor sich hat;
die besten Werke der Alten, z. E. Zweitens,
wenn der Kunstrichter nicht sowohl gute Schrift-
steller als nur blos gute Leser bilden will. **)

*) Literaturbr. Br. 1.
**) Sollte dies bei der ganzen Kunstrichterei
nicht das erste Erforderniß seyn? Der
Schriftsteller schreibt für Leser; sind diese
verdorben, so schreibt jener und der Verle-
ger verlegt für ihren verdorbenen Geschmack.
Die vielen schlechten Schriftsteller Deutsch-

Der Friede wird ohne ſie wiederkommen; ein
trauriger Friede, von dem einzigen melancho-
liſchen Vergnuͤgen begleitet, uͤber verlohrne
Guͤter zu weinen.“ *)

21.

„Man behauptet, der Kunſtrichter muͤſſe
nur die Schoͤnheiten eines Werks aufſuchen,
und die Fehler deſſelben eher bemaͤnteln als
blosſtellen. In zwei Faͤllen bin ich ſelbſt der
Meinung. Einmal, wenn der Kunſtrichter Wer-
ke von einer ausgemachten Guͤte vor ſich hat;
die beſten Werke der Alten, z. E. Zweitens,
wenn der Kunſtrichter nicht ſowohl gute Schrift-
ſteller als nur blos gute Leſer bilden will. **)

*) Literaturbr. Br. 1.
**) Sollte dies bei der ganzen Kunſtrichterei
nicht das erſte Erforderniß ſeyn? Der
Schriftſteller ſchreibt fuͤr Leſer; ſind dieſe
verdorben, ſo ſchreibt jener und der Verle-
ger verlegt fuͤr ihren verdorbenen Geſchmack.
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[82/0089] Der Friede wird ohne ſie wiederkommen; ein trauriger Friede, von dem einzigen melancho- liſchen Vergnuͤgen begleitet, uͤber verlohrne Guͤter zu weinen.“ *) 21. „Man behauptet, der Kunſtrichter muͤſſe nur die Schoͤnheiten eines Werks aufſuchen, und die Fehler deſſelben eher bemaͤnteln als blosſtellen. In zwei Faͤllen bin ich ſelbſt der Meinung. Einmal, wenn der Kunſtrichter Wer- ke von einer ausgemachten Guͤte vor ſich hat; die beſten Werke der Alten, z. E. Zweitens, wenn der Kunſtrichter nicht ſowohl gute Schrift- ſteller als nur blos gute Leſer bilden will. **) *) Literaturbr. Br. 1. **) Sollte dies bei der ganzen Kunſtrichterei nicht das erſte Erforderniß ſeyn? Der Schriftſteller ſchreibt fuͤr Leſer; ſind dieſe verdorben, ſo ſchreibt jener und der Verle- ger verlegt fuͤr ihren verdorbenen Geſchmack. Die vielen ſchlechten Schriftſteller Deutſch-

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 9. Riga, 1797, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet09_1797/89>, abgerufen am 23.11.2024.