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Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 10. Riga, 1797.

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Das Kriegsgebet.

Zum Kriege zog ein Schach und sein
Vezier,
Zum Kriege mit dem Bruder. Eben ging
Die Straße eines Heilgen Grab vorüber;
Sie stiegen ab und beteten am Grabe.
"Was betetest Du?" sprach der König zum
Vezier.
"Daß Gott Dir Sieg verleihe."
"Ich,
Erwiederte der König, betete,
Daß Gott ihn meinem Bruder gebe, wenn
Er ihn des Thrones werther hält als mich."
Das Kriegsgebet.

Zum Kriege zog ein Schach und ſein
Vezier,
Zum Kriege mit dem Bruder. Eben ging
Die Straße eines Heilgen Grab voruͤber;
Sie ſtiegen ab und beteten am Grabe.
„Was beteteſt Du?“ ſprach der Koͤnig zum
Vezier.
„Daß Gott Dir Sieg verleihe.“
„Ich,
Erwiederte der Koͤnig, betete,
Daß Gott ihn meinem Bruder gebe, wenn
Er ihn des Thrones werther haͤlt als mich.“
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[101/0108] Das Kriegsgebet. Zum Kriege zog ein Schach und ſein Vezier, Zum Kriege mit dem Bruder. Eben ging Die Straße eines Heilgen Grab voruͤber; Sie ſtiegen ab und beteten am Grabe. „Was beteteſt Du?“ ſprach der Koͤnig zum Vezier. „Daß Gott Dir Sieg verleihe.“ „Ich, Erwiederte der Koͤnig, betete, Daß Gott ihn meinem Bruder gebe, wenn Er ihn des Thrones werther haͤlt als mich.“

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 10. Riga, 1797, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet10_1797/108>, abgerufen am 21.11.2024.