Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 10. Riga, 1797.Sich alles flieht? Du Guter, gingest freilich Die Wege gingen wir; nicht jene, denen Du strenge jetzt unwillig dich entziehst. Ich folge deinem Rath. Gehabt euch wohl, Ihr Helden jetzt durch Mord und Todschlag! -- Mögen Die Löwen eure Siege brüllen! wetze Der Tiger seine Klaun dazu; es singen Sich alles flieht? Du Guter, gingeſt freilich Die Wege gingen wir; nicht jene, denen Du ſtrenge jetzt unwillig dich entziehſt. Ich folge deinem Rath. Gehabt euch wohl, Ihr Helden jetzt durch Mord und Todſchlag! — Moͤgen Die Loͤwen eure Siege bruͤllen! wetze Der Tiger ſeine Klaun dazu; es ſingen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="4"> <pb facs="#f0130" n="123"/> <l>Sich alles flieht? Du Guter, gingeſt freilich</l><lb/> <l>Nie mit mir boͤſe Wege; keinem Pfade</l><lb/> <l>Der Frevler druͤcketeſt du je dich ein.</l><lb/> <l>Die Augen, die von Blute ſtroͤmen, blieben</l><lb/> <l>Uns fremd; dem Zuͤgelloſen Sieger eilteſt</l><lb/> <l>Du nimmer nach. Wir gingen ſanfte Wege,</l><lb/> <l>Jetzt, wenn die Sonn' im Abendmeer erſank,</l><lb/> <l>Jetzt in den Schatten der Friedſelgen Nacht,</l><lb/> <l>Der Ruhegeberinn, der Reichen, die</l><lb/> <l>Uns ihre Schaͤtz' am weiten Himmel zeigt,</l><lb/> <l>Und nieden uns der Freuden ſchoͤnſte ſchenket.</l><lb/> <l>Dann ſagte leiſe mir der Mond ins Ohr:</l><lb/> <l>„Sohn der <hi rendition="#g">Aëſcha</hi>, geh zu deiner Treuen,</l><lb/> <l>Sie wartet deiner, lieblicher als ich.“ —</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Die Wege gingen wir; nicht jene, denen</l><lb/> <l>Du ſtrenge jetzt unwillig dich entziehſt.</l><lb/> <l>Ich folge deinem Rath. Gehabt euch wohl,</l><lb/> <l>Ihr Helden jetzt durch Mord und Todſchlag! —</l><lb/> <l>Moͤgen</l><lb/> <l>Die Loͤwen eure Siege bruͤllen! wetze</l><lb/> <l>Der Tiger ſeine Klaun dazu; es ſingen</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [123/0130]
Sich alles flieht? Du Guter, gingeſt freilich
Nie mit mir boͤſe Wege; keinem Pfade
Der Frevler druͤcketeſt du je dich ein.
Die Augen, die von Blute ſtroͤmen, blieben
Uns fremd; dem Zuͤgelloſen Sieger eilteſt
Du nimmer nach. Wir gingen ſanfte Wege,
Jetzt, wenn die Sonn' im Abendmeer erſank,
Jetzt in den Schatten der Friedſelgen Nacht,
Der Ruhegeberinn, der Reichen, die
Uns ihre Schaͤtz' am weiten Himmel zeigt,
Und nieden uns der Freuden ſchoͤnſte ſchenket.
Dann ſagte leiſe mir der Mond ins Ohr:
„Sohn der Aëſcha, geh zu deiner Treuen,
Sie wartet deiner, lieblicher als ich.“ —
Die Wege gingen wir; nicht jene, denen
Du ſtrenge jetzt unwillig dich entziehſt.
Ich folge deinem Rath. Gehabt euch wohl,
Ihr Helden jetzt durch Mord und Todſchlag! —
Moͤgen
Die Loͤwen eure Siege bruͤllen! wetze
Der Tiger ſeine Klaun dazu; es ſingen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |