[Herder, Johann Gottfried von]: Kritische Wälder. Bd. 1. [Riga], 1769.Erstes Wäldchen. So sind über nichts so leicht artigere Dinge gesagt For- a) Baxt. Horat. p. 50. b) Addiso'ns Dialog. upon
the Usefullneß of ancient Medals, p. 47. Erſtes Waͤldchen. So ſind uͤber nichts ſo leicht artigere Dinge geſagt For- a) Baxt. Horat. p. 50. b) Addiſo’ns Dialog. upon
the Uſefullneß of ancient Medals, p. 47. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0147" n="141"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Erſtes Waͤldchen.</hi> </fw><lb/> <p>So ſind uͤber nichts ſo leicht artigere Dinge geſagt<lb/> worden, als uͤber dieſe <hi rendition="#fr">ſtehende Saͤule:</hi> Baxtern <note place="foot" n="a)"><hi rendition="#aq">Baxt. Horat. p.</hi> 50.</note><lb/> duͤnkte ſie ſehr emphatiſch Auguſt zu ſeyn, ohne zu<lb/> bedenken, ob auch die Feinde, die rebelliſchen Vaſal-<lb/> len Roms, vor dem Sturze Auguſts ſo bange ſeyn<lb/> wuͤrden. Geßner verſtand, dem <hi rendition="#aq">locus communis:<lb/> de Fortuna,</hi> den er in dieſer Ode fand, gemaͤß, „je-<lb/> „den Menſchen, auf den ſich andere, wie auf eine<lb/> „Saͤule ſtuͤtzen,„ ohne uns zu ſagen, wie ſich dieſer<lb/> Allgemeinſatz zwiſchen Dacier und Scythen, Bar-<lb/> barn und Tyrannen ſchicke. Meine Wenigkeit fin-<lb/> det in dieſer ſtehenden Saͤule — nun? nichts als<lb/> eine ſtehende Saͤule: eine Saͤule, die, vielleicht in<lb/> Anzo, mit dem Namen Roms bezeichnet, vor der<lb/> Fortuna ſtand, wie ja ſonſt dem Gluͤcke, der Ruhe,<lb/> der Sicherheit ſolche Saͤulen pflegen hingeſtellt zu<lb/> werden <note place="foot" n="b)"><hi rendition="#aq">Addiſo’ns Dialog. upon<lb/> the Uſefullneß of ancient Medals, p.</hi> 47.</note>. Nun fiel Horazen das Bild ihres Un-<lb/> willens ein: wie? wenn ſie ihren Fuß ausſtreckte,<lb/> und die Saͤule ſtuͤrzte? So waͤre dieſer Sturz, ein<lb/> Sinnbild, dem Poeten ein Loſungszeichen von dem<lb/> Sturze Roms. Jn Haufen wuͤrde das Volk zu<lb/> Waffen eilen: zu Waffen auch die noch Saͤumen-<lb/> den ruffen, und das Reich, dieſe ungeheure Weltſaͤule<lb/> zerbrechen. Die ganze Ode laͤßt muthmaßen, daß<lb/> manche zur Zeit Horaz ſich regende Welle ihm die-<lb/> ſen Sturm prophezeiet, oder mit ſeinem Bilde, daß<lb/> <fw place="bottom" type="catch">For-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [141/0147]
Erſtes Waͤldchen.
So ſind uͤber nichts ſo leicht artigere Dinge geſagt
worden, als uͤber dieſe ſtehende Saͤule: Baxtern a)
duͤnkte ſie ſehr emphatiſch Auguſt zu ſeyn, ohne zu
bedenken, ob auch die Feinde, die rebelliſchen Vaſal-
len Roms, vor dem Sturze Auguſts ſo bange ſeyn
wuͤrden. Geßner verſtand, dem locus communis:
de Fortuna, den er in dieſer Ode fand, gemaͤß, „je-
„den Menſchen, auf den ſich andere, wie auf eine
„Saͤule ſtuͤtzen,„ ohne uns zu ſagen, wie ſich dieſer
Allgemeinſatz zwiſchen Dacier und Scythen, Bar-
barn und Tyrannen ſchicke. Meine Wenigkeit fin-
det in dieſer ſtehenden Saͤule — nun? nichts als
eine ſtehende Saͤule: eine Saͤule, die, vielleicht in
Anzo, mit dem Namen Roms bezeichnet, vor der
Fortuna ſtand, wie ja ſonſt dem Gluͤcke, der Ruhe,
der Sicherheit ſolche Saͤulen pflegen hingeſtellt zu
werden b). Nun fiel Horazen das Bild ihres Un-
willens ein: wie? wenn ſie ihren Fuß ausſtreckte,
und die Saͤule ſtuͤrzte? So waͤre dieſer Sturz, ein
Sinnbild, dem Poeten ein Loſungszeichen von dem
Sturze Roms. Jn Haufen wuͤrde das Volk zu
Waffen eilen: zu Waffen auch die noch Saͤumen-
den ruffen, und das Reich, dieſe ungeheure Weltſaͤule
zerbrechen. Die ganze Ode laͤßt muthmaßen, daß
manche zur Zeit Horaz ſich regende Welle ihm die-
ſen Sturm prophezeiet, oder mit ſeinem Bilde, daß
For-
a) Baxt. Horat. p. 50.
b) Addiſo’ns Dialog. upon
the Uſefullneß of ancient Medals, p. 47.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |