Herder, Johann Gottfried von: Kritische Wälder. Bd. 3. Riga, 1769.Kritische Wälder. Hoheit, nachdrückliche Kürze, und feine Schönheitendes Styls sich in ihm vereinigen sollten. Der klotzische Styl mag immer die Schönheiten haben, die der Kupferstecher Allechement nennet; aber Richtigkeit der Zeichnung, und Kraft entgeht ihm völlig. Der Freund und Beurtheiler b) Hr. Klotzens, "bei dem seine zärtliche Liebe ge- "gen den Verf. diesmal über seine großen Einsich- "ten, und scharfe Beurtheilungskraft die Ober- "hand behalten," mag davon sagen "was Hr. "Klotz ihm nicht verbothen" c) ich kann nicht anders, als durchgängig einen langweiligen homi- letischen Ton finden, der fast nie so recht Griechisch oder Deutsch heraus sagt, was er sagen wollte. Langweilig jedes Punkt umher geholet, gekettet und umwunden, nach einem zehn Seiten langen Eingange, der eine höfliche Empfehlung sein selbst und weiter nichts enthält, alsdenn erst ein präch- tiges ebenfalls zehnseitiges Exordium vorausge- schickt, alsdenn ein halbblindes Thema kanzel- mäßig in zween Theile zerstückt, so mit beständi- gen Ausschweifungen, in lauter Geschmacksvollen Anmerkungen, mit öftern höflichen Freundschafts- bezeigungen zweihundert Seiten hin deklamirt, als wenn jede Periode aus dem Lateinischen über- setzt wäre, als wenn zu jedem Stäubchen zween Wind- b) Klotz. eigne Bibliothek St. I. Vorr. c) Ebendas. Seite 71.
Kritiſche Waͤlder. Hoheit, nachdruͤckliche Kuͤrze, und feine Schoͤnheitendes Styls ſich in ihm vereinigen ſollten. Der klotziſche Styl mag immer die Schoͤnheiten haben, die der Kupferſtecher Allechement nennet; aber Richtigkeit der Zeichnung, und Kraft entgeht ihm voͤllig. Der Freund und Beurtheiler b) Hr. Klotzens, „bei dem ſeine zaͤrtliche Liebe ge- „gen den Verf. diesmal uͤber ſeine großen Einſich- „ten, und ſcharfe Beurtheilungskraft die Ober- „hand behalten,„ mag davon ſagen „was Hr. „Klotz ihm nicht verbothen„ c) ich kann nicht anders, als durchgaͤngig einen langweiligen homi- letiſchen Ton finden, der faſt nie ſo recht Griechiſch oder Deutſch heraus ſagt, was er ſagen wollte. Langweilig jedes Punkt umher geholet, gekettet und umwunden, nach einem zehn Seiten langen Eingange, der eine hoͤfliche Empfehlung ſein ſelbſt und weiter nichts enthaͤlt, alsdenn erſt ein praͤch- tiges ebenfalls zehnſeitiges Exordium vorausge- ſchickt, alsdenn ein halbblindes Thema kanzel- maͤßig in zween Theile zerſtuͤckt, ſo mit beſtaͤndi- gen Ausſchweifungen, in lauter Geſchmacksvollen Anmerkungen, mit oͤftern hoͤflichen Freundſchafts- bezeigungen zweihundert Seiten hin deklamirt, als wenn jede Periode aus dem Lateiniſchen uͤber- ſetzt waͤre, als wenn zu jedem Staͤubchen zween Wind- b) Klotz. eigne Bibliothek St. I. Vorr. c) Ebendaſ. Seite 71.
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Kritiſche Waͤlder.
Hoheit, nachdruͤckliche Kuͤrze, und feine Schoͤnheiten
des Styls ſich in ihm vereinigen ſollten. Der
klotziſche Styl mag immer die Schoͤnheiten haben,
die der Kupferſtecher Allechement nennet; aber
Richtigkeit der Zeichnung, und Kraft entgeht
ihm voͤllig. Der Freund und Beurtheiler b)
Hr. Klotzens, „bei dem ſeine zaͤrtliche Liebe ge-
„gen den Verf. diesmal uͤber ſeine großen Einſich-
„ten, und ſcharfe Beurtheilungskraft die Ober-
„hand behalten,„ mag davon ſagen „was Hr.
„Klotz ihm nicht verbothen„ c) ich kann nicht
anders, als durchgaͤngig einen langweiligen homi-
letiſchen Ton finden, der faſt nie ſo recht Griechiſch
oder Deutſch heraus ſagt, was er ſagen wollte.
Langweilig jedes Punkt umher geholet, gekettet
und umwunden, nach einem zehn Seiten langen
Eingange, der eine hoͤfliche Empfehlung ſein ſelbſt
und weiter nichts enthaͤlt, alsdenn erſt ein praͤch-
tiges ebenfalls zehnſeitiges Exordium vorausge-
ſchickt, alsdenn ein halbblindes Thema kanzel-
maͤßig in zween Theile zerſtuͤckt, ſo mit beſtaͤndi-
gen Ausſchweifungen, in lauter Geſchmacksvollen
Anmerkungen, mit oͤftern hoͤflichen Freundſchafts-
bezeigungen zweihundert Seiten hin deklamirt,
als wenn jede Periode aus dem Lateiniſchen uͤber-
ſetzt waͤre, als wenn zu jedem Staͤubchen zween
Wind-
b) Klotz. eigne Bibliothek St. I. Vorr.
c) Ebendaſ. Seite 71.
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