Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 1. Riga, 1767.nachtheilig ist; so können und müssen sie Ja! aber beweise, daß sie ihm nutzen! Der Jch fange vom leichtesten an. Das Ohr Dies
nachtheilig iſt; ſo koͤnnen und muͤſſen ſie Ja! aber beweiſe, daß ſie ihm nutzen! Der Jch fange vom leichteſten an. Das Ohr Dies
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nachtheilig iſt; ſo koͤnnen und muͤſſen ſie
bleiben.
Ja! aber beweiſe, daß ſie ihm nutzen! Der
Franzoſe leugnet ſchlechterdings, daß ſie ihm
Freiheit und Huͤlfsmittel verſchaffen: und denn
beweiſe auch, daß ſie dem Weltweiſen nicht
ſchaden: ſonſt muß man einen kleinern Nutzen
dem groͤßern aufopfern. Jch will es verſuchen.
Jch fange vom leichteſten an. Das Ohr
will einen Perioden, der es durch ſeinen Wohl-
klang fuͤllet, der gnug abwechſelt, und nicht zu
oft wiederkommet. Kann dies eine Rede ohne
Jnverſionen erreichen? Schwerlich! ein
Periode ſchließt ſich, wie der andre, wenn er
ſeine Meinung geſagt hat; das ſtolze Ohr
wird durch einerlei Cadencen gequaͤlt: es em-
pfindet es, die Jnverſionen in der Sprache ſind
eben ſo noͤthig, als das Unebenmaaß in der
Malerei, und in der Muſik der Mißlaut. Die
Franzoͤſiſche Sprache hat ja noch immer viele
Jnverſionen — und doch wird ein Griechiſches
Ohr in ihrem Poetiſchen und gewoͤhnlichen
Proſaiſchen eine große Monotonie bemerken,
die oft bei dem leztern den Conſtructionen un-
ſers Canzleiſtils gleicht.
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