"nung gründe, daß sich der Deutsche Hexa- "meter erhalten werde. Man sezze aber, das "Unglück hätte es gewollt, und der Verfas- "ser des Nimrods wäre jenen beiden Dich- "tern im Gebrauch desselben zuvorgekommen "(wie er sich dessen auch in allem Ernste rüh- "met). Würde er wohl einen einzigen Nach- "folger bekommen haben, wenn seine Hexa- "meter auch schon zehnmal richtiger und wohl- "klingender gewesen wären, als sie in der "That nicht sind?"*
Klopstock sezzte vor seinen Meßias, eine Ab- handlung von der Nachahmung des Grie- chischen Sylbenmaasses im Deutschen, ein Fragment, "das in seiner Art kein schlech- "teres Fragment, als bisher der Meßias "selbst ist, worinn zwar nicht alles gesagt "wird, aber was gesagt wird, ist vortreflich. "Nur muß man selbst über die alten Syl- "benmaasse nachgedacht haben, wenn man "alle die seinen Anmerkungen verstehen will, "die Herr Klopstock mehr im Vorbeigehen "als mit Vorsaz zu machen scheinet. Der
"Pro-
* Litter. Br. Th. 2. p. 305.
„nung gruͤnde, daß ſich der Deutſche Hexa- „meter erhalten werde. Man ſezze aber, das „Ungluͤck haͤtte es gewollt, und der Verfaſ- „ſer des Nimrods waͤre jenen beiden Dich- „tern im Gebrauch deſſelben zuvorgekommen „(wie er ſich deſſen auch in allem Ernſte ruͤh- „met). Wuͤrde er wohl einen einzigen Nach- „folger bekommen haben, wenn ſeine Hexa- „meter auch ſchon zehnmal richtiger und wohl- „klingender geweſen waͤren, als ſie in der „That nicht ſind?„*
Klopſtock ſezzte vor ſeinen Meßias, eine Ab- handlung von der Nachahmung des Grie- chiſchen Sylbenmaaſſes im Deutſchen, ein Fragment, „das in ſeiner Art kein ſchlech- „teres Fragment, als bisher der Meßias „ſelbſt iſt, worinn zwar nicht alles geſagt „wird, aber was geſagt wird, iſt vortreflich. „Nur muß man ſelbſt uͤber die alten Syl- „benmaaſſe nachgedacht haben, wenn man „alle die ſeinen Anmerkungen verſtehen will, „die Herr Klopſtock mehr im Vorbeigehen „als mit Vorſaz zu machen ſcheinet. Der
„Pro-
* Litter. Br. Th. 2. p. 305.
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„nung gruͤnde, daß ſich der Deutſche Hexa-
„meter erhalten werde. Man ſezze aber, das
„Ungluͤck haͤtte es gewollt, und der Verfaſ-
„ſer des Nimrods waͤre jenen beiden Dich-
„tern im Gebrauch deſſelben zuvorgekommen
„(wie er ſich deſſen auch in allem Ernſte ruͤh-
„met). Wuͤrde er wohl einen einzigen Nach-
„folger bekommen haben, wenn ſeine Hexa-
„meter auch ſchon zehnmal richtiger und wohl-
„klingender geweſen waͤren, als ſie in der
„That nicht ſind?„ *
Klopſtock ſezzte vor ſeinen Meßias, eine Ab-
handlung von der Nachahmung des Grie-
chiſchen Sylbenmaaſſes im Deutſchen,
ein Fragment, „das in ſeiner Art kein ſchlech-
„teres Fragment, als bisher der Meßias
„ſelbſt iſt, worinn zwar nicht alles geſagt
„wird, aber was geſagt wird, iſt vortreflich.
„Nur muß man ſelbſt uͤber die alten Syl-
„benmaaſſe nachgedacht haben, wenn man
„alle die ſeinen Anmerkungen verſtehen will,
„die Herr Klopſtock mehr im Vorbeigehen
„als mit Vorſaz zu machen ſcheinet. Der
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* Litter. Br. Th. 2. p. 305.
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Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 1. Riga, 1767, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_litteratur01_1767/115>, abgerufen am 16.02.2025.
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